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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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schwenkte ihren Drehsessel zu ihrer Freundin herum und riss sich den Frisierumhang herunter. Selbst hätte sie nicht mehr sagen können, was ihr eigentlich stand und wie sie aussehen sollte.
    Suzy hob den Kopf. Cassie fiel auf, wie müde ihre Freundin aussah. Sie tat zwar, als ob ihr die Arbeit nichts ausmachte – und auch nicht die Neurosen ihrer Kundinnen –, aber Cassie wusste, wie ernst Suzy ihren Job nahm, wie sehr sie sich bemühte, auch die ausgefallensten Wünsche ihrer Kundschaft zu befriedigen, egal, welche Hebel sie dafür in Bewegung setzen musste. Und ob sie im achten Monat schwanger war oder nicht.
    »Cassie! Da bist du ja wieder!«, rief Suzy entzückt aus.
    Cassie drehte sich zum Spiegel um. »Ja, da bin ich wohl wieder.« Zögernd tätschelte sie ihre Haare.
    Zusammen bewunderten sie Cassies nun wieder vertrauteres Spiegelbild. Diesmal waren ihre Haare nicht gekürzt worden, der modische Bob war auf fast Schulterlänge herausgewachsen, eine Länge, die Cassie sehr zusagte. Der Schnitt war schlicht, und, was noch besser war, man musste sich nicht groß um die Frisur kümmern. Suzy hatte sie diesbezüglich überraschenderweise bestärkt. »Man muss an genug denken, ohne auch noch die Haare auf die Liste setzen zu müssen«, hatte sie wegwerfend gesagt, während sie eine beruhigende SMS an ihre derzeitige Braut verfasste, in der sie mitteilte, dass sie natürlich die Farbe der Dessert-Mangos mit den Servietten abgestimmt habe.
    »Dir ist hoffentlich klar, dass Kelly mich jetzt erwürgen wird«, fuhr sie fort und drückte auf Senden. »Sie hat das graublaue Brautjungfernkleid für dich bestellt, weil du ja gesagt hast, dass du brünett bist.«
    »Aber da dachte ich ja noch, dass ich in Paris bleibe.«
    »Tja, so kann’s gehen. Jetzt muss sie doch das butterscotchfarbene für dich bestellen. Aber das sagst du ihr bitte selbst.«
    »Ich werde heute Abend mal mit ihr skypen, dann kann sie’s selbst sehen.« Cassie zupfte ihre Haare zurecht. »Außerdem sollte sie froh sein. Zurück zur Manhattan-Cassie.«
    Suzy stand auf und schaute mit schmalen Augen auf Cassies Spiegelbild. »Hm, nee, das ist nicht die Manhattan-Cassie.« Sie stützte ihr Kinn auf Cassies Schulter. Cassie musterte sich ebenfalls prüfend. Suzy hatte recht. Manhattan-Cassies Haarfarbe war ein buttriges Blond gewesen, wie bei einer Disney-Prinzessin, die täglich aufwendig hinfrisiert werden musste und die Bas liebevoll gepflegt, in die sich Luke Hals über Kopf verliebt hatte. Dieser Haarton war dunkler, kräftiger, unauffälliger. Der verzieh auch einen Wurzelansatz.
    »Die London-Cassie ist … ein bisschen verwahrloster«, überlegte Suzy nickend. »Ja, das gefällt mir. Es passt zu dir.«
    »Hm«, sagte Cassie, nicht gerade erbaut. Verwahrlost? Und dafür sollte sie jetzt gleich zweihundert Pfund berappen? Das war ja wohl nicht der Sinn der Sache gewesen. In diesem Moment begann ihre Handtasche über den Boden zu vibrieren. Sie kramte ihr Handy raus und schaute, wer anrief.
    Es war Anouk. Schon wieder.
    Cassie ließ es auf Voicemail gehen.
    »Und was jetzt?«, fragte sie beiläufig, während sie zur Theke gingen, wo Cassie ihre Kreditkarte zückte. Gott, war sie pleite. Wenn doch nur die Scheidung bald über die Bühne wäre. Sie nahm sich fest vor, gleich mal ihren Anwalt anzurufen und um ein Update zu bitten, wenn sie nach Hause kam. Ihr Überziehungsrahmen war sicher schon ausgeschöpft.
    Suzy zuckte mit den Achseln. »Was willst du denn machen?«
    Cassie schlug sich in gespieltem Entsetzen an die Brust. »Wie bitte? Hab ich recht gehört? Du meinst, du willst mich jetzt nicht zu einem Ganzkörperpeeling schleifen, mir das Fett absaugen lassen oder mir die Schamhaare mit Wachs vom Körper reißen?«
    Suzy verzog angeekelt das Gesicht. »Nee, wieso das denn?« Sie zog die Tür auf, und sie traten in den Sonnenschein von Pimlico hinaus. Cassie erkannte die Gegend kaum wieder. Als sie zum letzten Mal hier gewesen war – vor elf Jahren –, hatte es hier hauptsächlich schäbige Waschsalons und miefige kleine Schneidereien gegeben. Und jetzt? Staunend hatte sie sich umgesehen, nachdem ein Taxi sie aus Waterloo hergebracht hatte: überall hübsche kleine Antiquitätenläden, Boutiquen, Einrichtungs- und Accessoiregeschäfte, Bio-Supermärkte und schicke kleine Delis. Und was die Kaffeekultur betraf, konnte es dieses Viertel nun mit St. Tropez aufnehmen.
    Cassie beschloss, sich lieber auf die Lippen zu beißen, als preiszugeben, was

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