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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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ihre Freundinnen alles im Namen der Schönheit mit sich anstellen ließen. Sie fand die beiden ja verrückt, aber sie hatten ihr ihre geheimsten Schönheitsrituale verraten, da wollte sie ihr Vertrauen nicht enttäuschen, indem sie jetzt über sie herzog. »Hör dich bloß an«, höhnte eine innere Stimme, »Vertrauen enttäuschen! Wegen ein paar Schönheitstipps! Kein Wunder, dass du so leicht auf jeden reinfällst.«
    Sie machte die Augen zu und ließ sich die warme Sonne ins Gesicht scheinen. Der heiße Tee am Morgen hatte sie nicht lange aufwärmen können. Dabei war es nun wirklich Frühling geworden. Es war Anfang Mai, und die Bäume hatten frische grüne Blätter, in den Beeten blühten bunte Blumen, die einen fast aufdringlichen Kontrast bildeten zu den eher gedeckten Fassaden in diesem Viertel. Auch die Vögel waren wieder zurück, und die Sonne ließ selbst die braune Themse blau wirken.
    Aber es war nicht dieser Anblick, der ihr das Gefühl gab, wieder zurück in London zu sein, es war die Geräuschkulisse. Mit geschlossenen Augen lauschte sie. In New York dominierte das Hupen der Taxis, die sich durch die Straßenschluchten drängten; in Paris war es das hohe Quietschen von Reifen, wenn die kleinen Autos zu schnell um die Ecken flitzten; in London dagegen das Brummen und Schnaufen der schwerfälligen roten Doppeldeckerbusse und das melodische Schnurren der berühmten schwarzen Taxis.
    »Hunger?«, fragte Suzy, der Cassies spitzer gewordene Wangenknochen nicht entgangen waren. Cassie hatte lediglich einen Tupfen getönte Feuchtigkeitscreme aufgelegt, mehr nicht. Die Spuren der schweren letzten Wochen waren unübersehbar.
    »Nein, aber lass uns trotzdem was essen«, lächelte Cassie, die ohnehin das Gefühl hatte, dass die Frage nur rhetorisch gemeint gewesen war.
    Untergehakt krochen sie den Gehsteig entlang, ließen sich von anderen Passanten überholen. Mit ihrem Babybauch hatte Suzy das Recht zu schlurfen oder zu kriechen, und keiner konnte das mit Faulheit verwechseln.
    »Henry hat mir heute früh eine E-Mail geschickt.«
    »Ach ja?«
    »Mmm. Ihm scheint’s nicht allzu gut zu gehen. Er sagt, sie haben Probleme, das Schiff an West-Svalbard vorbeizubekommen. Zu viele Polynjas oder so. Keine Ahnung, was das ist. Er klang ziemlich gereizt. Man hat fast den Eindruck, dass er’s dort kaum aushält.«
    »Hm. Blöd.«
    »Mhm. Sonst hält er’s zuhause kaum aus, ist immer in der Weltgeschichte unterwegs.«
    »Na ja, das ist der Job, den er sich ausgesucht hat. Er ist nicht mehr der Schuljunge, der bloß aus Spaß auf jeden Baum klettert.«
    »Nee. Na ja, wahrscheinlich hat er einfach Heimweh. Kann’s kaum erwarten, Lacey wiederzusehen.«
    »Ja, bestimmt heult er sich die Augen aus, weil er die Hochzeitsvorbereitungen verpasst. Man könnte ohne ihn ja die falsche Serviette aussuchen. Wie geht’s Lacey übrigens?«
    »Gut, glaube ich. Hab sie schon eine Weile nicht mehr gesehen. Sie arbeitet zurzeit in Bristol.«
    »Was macht sie denn?«
    »Sie arbeitet im Private Wealth Management bei Cazenove. Vermögensberatung. Ausschließlich Top-Kundschaft.«
    Cassie pfiff durch die Zähne. »Attraktiv und klug, hm? Hätte ich mir ja denken können.«
    Sie gingen weiter und blieben schließlich vor einem türkis gestrichenen Laden mit dicken weißen Punkten und einer schokobraunen Inschrift über der Tür stehen: Kisses from Heaven .
    »Hier machst du also deine Exerzitien«, bemerkte Cassie mit hochgezogenen Augenbrauen. Suzy schob derweil schon mal mit ihrem Bauch die Tür auf.
    »O ja«, sagte sie, »ich bin eine fanatische Gläubige. Komm, schnappen wir uns den Tisch am Fenster. Oder besser, du. Ich muss kurz mit Julian über die Hochzeit am Samstag reden.«
    Während Cassie Platz nahm, trat Suzy an die Theke und begann mit einem zierlichen kleinen Mann mit dunkelbraunen Haaren und dunklen, fast schwarzen Augen zu reden. Als Suzy sich vorbeugte und sich die Nase an den Auslagentischen voller frisch gebackener Köstlichkeiten platt drückte, winkte er Cassie zu.
    Cassie sah sich um. An den Tischen saßen Pärchen, kleine Gruppen oder Mütter mit ihren Kindern. Alle schwatzten fröhlich, lachten oder bissen herzhaft in ihre Cupcakes, lockere goldgelbe Köstlichkeiten, die mit Zuckerguss in allen Farben umhüllt waren. Eine ganz andere Welt als das karge, minimalistische, biodynamische Konzept, das Claude für sein Restaurant entwickelt hatte. Das Essen sollte auf Schiefertafeln oder auf eingeöltem Balsaholz serviert

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