Ein Geschenk von Tiffany
PR-Desaster«).
»Mein Gott«, heulte sie, »das ist alles so fürchterlich!« Sie vergrub ihren Kopf in den Händen. »Ich meine, was mache ich überhaupt hier, Suzy? Ich hab hier nichts verloren. Ich fühle mich verloren. Kelly hat neun Jahre gebraucht, um diese Firma aufzubauen, und ich reiß sie in einem Monat nieder.«
»Na ja, jetzt übertreibst du aber.«
»Tu ich nicht. Von Bebe ist sie deswegen bereits gefeuert worden. Und das ist noch nicht mal das Schlimmste – Vogue und die anderen Zeitschriften der Condé-Nast-Gruppe weigern sich, von uns lancierte Produkte zu besprechen. Die haben uns auf eine Blacklist gesetzt. Den In-House-Artikel über Maddy Foxtons neue Kollektion mit Oscar haben sie bereits abgesagt. Und er will in der nächsten Saison nicht mehr mit ihr zusammenarbeiten.«
»Welcher Oscar?«
»De la Renta«, seufzte Cassie.
»Siehst du, so naiv bist du gar nicht mehr«, lobte Suzy.
»Ehrlich, Suze, ich übertreibe nicht. Ich hab’s megaversiebt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis uns auch die anderen Klienten verlassen – der reinste Dominoeffekt. Ich hab aus Kelly eine Witzfigur gemacht.«
»Hat sie dich schon gefeuert?«
»Nein, das ist es ja! Und dabei sag ich ihr die ganze Zeit, dass ich mir woanders was suchen kann. Sie will nichts davon hören. Sie behauptet sogar, dass es ihre Schuld war, weil sie vergessen hatte, mir eine Namensliste zu geben, damit ich büffeln kann, wer wer ist. Ist das zu fassen?«
»Wenn sie eins ist, unsere Kelly, dann loyal.«
»Hm. Ich glaube eher, dass sie Angst hat, es würde bei mir Knacks machen, wenn ich jetzt nicht nur mein Leben, sondern auch noch meinen Job verliere.«
»Aber du hast doch nicht dein Leben verloren!«, sagte Suzy, erschrocken über diese Aussage.
»Doch, hab ich. Ich hab mein Leben, wie ich es kannte, verloren. Ich muss wieder ganz von vorne anfangen, mich ganz neu erfinden.« Sie schaute aus dem Fenster, auf den gegenüberliegenden Wohnblock, wo langsam die Lichter angingen. »Und selbst darin bin ich ein Versager. Ich muss morgens erst mal auf einen Zettel sehen, den Kelly mir hinlegt, um zu wissen, was ich anziehen soll. Ich esse nur, was sie erlaubt und wann sie es erlaubt. Ich bezahle praktisch einen Mann dafür, dass er mich mehrmals wöchentlich umboxt. In meinem neuen Job bin ich scheiße, und nun hasst mich da auch noch jeder. Das bisschen Geld, das ich verdiene, gebe ich für einen Look aus, der mir so fremd ist, dass ich mich nicht mal im Schaufenster erkenne, wenn ich an einem Laden vorbeigehe.«
Kurze Pause. »Soll ich kommen?«
Cassie schüttelte den Kopf, was Suzy natürlich nicht sehen konnte. »Du bist doch in London! Du kannst nicht einfach in ein Flugzeug hüpfen und Tausende von Meilen herfliegen.«
»Wieso nicht? Ich könnte zum Frühstück bei dir sein.«
Cassie seufzte gerührt. Suzy hatte ein so gutes Herz. Anouk und Kelly kommandierte sie gerne herum, aber bei ihr war sie immer ein wenig sanfter.
»Danke für das Angebot, aber du musst an Archie denken. Nein, es geht schon. Ich werde jetzt erst mal ein heißes Bad nehmen und dann zehn Stunden durchschlafen.«
»Uuuh, Spa Girl! Ja, das mach mal.«
»Kelly hat mich, seit ich hier bin, jede Nacht rausgetrieben. Manchmal auf bis zu vier Partys pro Abend! Vier! Ich hab mich schon für eine Gesellschaftslöwin gehalten, wenn ich’s zuhause auf vier pro Monat gebracht habe. Keine Ahnung, wie sie das aushält. Sie ist wie das Duracell-Häschen.«
»Und wieso hast du dann heute Abend frei?«
»Weil Kelly eine heiße Verabredung hat. Brett heißt er. Hat so getan, als wollte er mich anmachen, nur um an sie ranzukommen. Er hat gesehen, dass sie mein Bodyguard ist, und … na ja, ist ’ne lange Geschichte, aber ich glaube, sie hat echt was für ihn übrig. Sie haben öfter telefoniert. Sie wollte absagen, nach allem, was passiert ist, allerdings hab ich sie überredet, es nicht zu tun. Sie tut zwar so, als ob ihr das alles nichts ausmachen würde, aber ich glaube, sie kann ein wenig Aufmunterung vertragen.«
»Na, halte mich auf dem Laufenden.«
»Mach ich.« Cassie seufzte. »Und du? Was macht ihr so heute Abend?«
»Nichts Besonderes. Henry ist wieder da. Ein gemeinsames Abendessen.«
»Ach, wie nett.«
»Weiß nicht. Er will kochen.«
Cassie kicherte. Henrys Fischstäbchensandwichs waren der Stoff von Teenager-Legenden.
»Er hat erzählt, dass er euch in New York getroffen hat.«
»Ach ja?« Cassie fragte sich unwillkürlich, was er
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