Ein Geschenk von Tiffany
hofiert.« Er beugte sich vertraulich zu ihr hin. »Und wenn ich Blogger sage, meine ich vor allem fashgurl . Wusstest du, dass sie den Sommer dieses Jahr auf der Jacht von Dolce & Gabbana verbracht hat? Und auf Valentinos?« Er schüttelte bewundernd den Kopf. »Das ist A-Promi-Territorium, das kann ich dir sagen. Die Redakteure der großen Modezeitschriften müssen fünfzehn Jahre lang Stiefel lecken, bis sie so weit vorgedrungen sind. Aber fashgurl ? Die ist seit gerade mal drei Seasons auf der Bühne, und was macht sie? Stielt Alexa Bourton den Platz in der ersten Reihe!« Er stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Ja, die Zeiten ändern sich. Und du hast einfach nur Pech gehabt. Du hast die falschen Leute zur falschen Zeit auf den falschen Platz gesetzt. Und jetzt trink deinen Kaffee.«
Cassie nahm gehorsam einen Schluck. Sie starrte aus dem Fenster. Manhattan war hinter ihnen zurückgeblieben. Es war das erste Mal seit ihrer Ankunft, dass sie die Halbinsel verließ, und sie begann es unwillkürlich zu genießen. Statt Beton war nun Gras zu sehen, statt Hochhäusern Bäume. Die Häuser, an denen sie vorbeikamen, waren keine hochaufragenden Wolkenkratzer, sondern hübsche, mit Holzschindeln gedeckte Vorortvillen, die in hellen Pastelltönen gestrichen und von leuchtend weißen Holzzäunen umgeben waren. In altmodischen Geschäften standen Sitzrasenmäher und Pferdefutter zum Verkauf; die Leute führten normal große Hunde an der Leine, keine frisierten, verhätschelten kleinen Schoßhündchen. Anstelle von magersüchtigen Shopaholics in High Heels sah man Kinder auf Fahrrädern, und die am Straßenrand parkenden Autos hatten keine getönten Scheiben und keinen V12-Motor.
»Da wären wir«, sagte Bas zwei Stunden später und suchte seine Sachen zusammen. Sie stiegen aus. Cassie sah sich um, während Bas nach der Limousine Ausschau hielt, die Kelly ihnen hatte schicken wollen.
Das ist also Southampton, dachte sie bei sich und blickte auf die Main Street, an der sich schmucke Andenkenläden neben originelle Galerien reihten. Saks hatte auch eine Zweigstelle hier, und in kleinen Boutiquen standen handgearbeitete Kissen sowie Pantoffeln mit Monogramm zum Verkauf. Die Straßen waren breit und von Alleebäumen überschattet, dazwischen Holzbänke, die zum Verweilen und Faulenzen einluden.
In ihrem früheren Leben waren »die Hamptons« ein Fremdwort für sie gewesen, doch seit sie hier war, erzählten ihr die Leute andauernd davon. Wirklich jeder, den sie traf, verbrachte regelmäßig einen Teil seiner Sommerferien in den Hamptons, in Sag Harbor, Amagansett, East Hampton oder Southampton. Jeder dieser Orte hatte offenbar einen ganz individuellen Charakter sowie Status. Wo man seine Kindheitsferien verbracht hatte, verriet ebenso viel über einen selbst wie Frisur, Schuhe und Armbanduhr – die Statussymbole von Manhattan. Soweit Cassie es verstand, war Southampton die Königin unter den Hamptons, und wer dort seine Urlaube verbrachte, hatte es wirklich geschafft. Kelly hatte erwähnt, dass George Soros hier eine Villa besaß, und Bas hatte sie während der Fahrt mit dem neuesten Klatsch aus dem exklusiven Golfclub versorgt, bei dem offenbar der Mitgliedsbeitrag schon sechshunderttausend Dollar betrug.
Ihre Limousine fuhr vor, ein schlanker silbergrauer Lincoln. Nachdem sie ihre Taschen im Kofferraum verstaut und Bas noch mal rasch zwei Coffees to go besorgt hatte, brachte sie der Chauffeur zu dem Anwesen, in dem das Fotoshooting stattfinden sollte. Kellys eigene kleine Ferienwohnung, in der es zwei Schlafzimmer gab und die sie zusammen mit einer Freundin finanzierte, befand sich etwas außerhalb, in Sagaponack. Da die Vorbereitungen heute jedoch in dem Haus in Southampton stattfanden, würden sie erst später am Abend dorthin fahren. Bas, das Make-up-Team, die Models und der Fotograf würden dagegen in einer Pension im Zentrum von Southampton Village übernachten.
Die Fahrt dauerte nicht lange. Auf den Straßen herrschte kaum Verkehr, die Sommergäste waren längst wieder in die Großstädte zurückgekehrt, und auch das Hamptons International Film Festival, das die Saison noch ein wenig in die Länge zog, war am letzten Wochenende zu Ende gegangen.
Sie fuhren durch ein Tor, dessen Flügel sich automatisch öffneten, und über eine geschwungene Auffahrt zu einem wunderschönen Haus. Es war mit alten Zedernschindeln verkleidet, die einen dezenten silbergrauen Ton angenommen hatten. Weiße Flügelfenster zierten die
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