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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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seit zwei Stunden unterwegs, trotzdem waren sie kaum ins Schwitzen geraten. Nur der dünne dunkle Streifen, der sich verführerisch zwischen Kellys Brüsten bis zum Saum ihrer Jogginghose zog, verriet, dass auch Kelly zu so etwas wie Schwitzen fähig war. Ihr Pferdeschwanz – den Bas extra für sie ausgebürstet hatte, bis er glänzte wie ein Otterfell – schwang attraktiv hin und her. Cassie wurde unwillkürlich von einem starken Gefühl der Zärtlichkeit und Zuneigung zu ihrer stolzen, ehrgeizigen, liebevollen und atemberaubend fitten Freundin übermannt.
    Sie selbst stellte sich jetzt auch nicht mehr so blöd an. Immerhin schaffte sie es mittlerweile, jeden zweiten Tag einmal um das Wasserreservoir herumzulaufen – das waren zwar nur knapp zwei Meilen, aber immerhin! Sie hatte praktisch aus dem Stand, nein, im Liegen, angefangen. Auch musste sie zugeben, dass Kelly recht gehabt hatte, was die Kickboxing-Lektionen betraf. Die stellten wirklich fabelhafte Dinge mit den Oberschenkeln an – und nicht nur damit, auch mit Armen, Schultern und Taille.
    Sie stand in der fünften Reihe, und hinter ihr standen die Leute mindestens noch mal so dick, doch auf ihren hohen Absätzen, an die sie sich inzwischen tatsächlich gewöhnt hatte, ragte sie über die meisten hinaus. Sie konnte sehen, wie Kelly nach ihr Ausschau hielt – sie hatten diese Stelle als Treffpunkt vereinbart – und schließlich das gelbe Fähnchen erspähte, mit dem sie wedelte wie ein verrückt gewordener Kanarienvogel.
    Sie stieß Raoul mit dem Ellbogen an, und beide winkten ihr im Vorbeilaufen zu.
    »Nur noch acht Runden, Kelly!«, brüllte Cassie. »Du schaffst es!«
    »He, das ist meine neue Jacke!«, rief Kelly zurück. Sie hatte die herrliche taillierte Burberry-Lederjacke entdeckt, die erst gestern aus London für sie angekommen war. In New York war sie überall ausverkauft. Suzy hatte ihr nur eine beschaffen können, indem sie ihre Beziehungen zur Marketingabteilung der Firma spielen ließ, dessen Direktor sie die Hochzeit ausgerichtet hatte.
    Cassie berührte mit dem Daumen ihre Nase und wackelte neckisch mit den Fingern. Sie wusste, dass sie vor der Rache ihrer Freundin sicher war – zumindest noch ein Weilchen. Kelly schüttelte lachend die Faust und wurde dann in der laufenden Horde davongerissen.
    Cassie schaute ihren entschwindenden Hinterköpfen nach, so lange sie konnte, dann schwenkte sie ihr Fähnchen noch eine Weile für nachkommende Läufer, die alle ihre eigenen Supportgruppen an den Rändern hatten, ihre eigene Geschichte, ihre eigenen, ganz persönlichen Gründe für die Teilnahme am Marathon. Aber was zuvor ein unglaublich wichtiger, persönlicher Moment gewesen war, wurde rasch langweilig. Jetzt war es nur noch eine anonyme Masse, die mit auf den Asphalt klatschenden Sohlen an ihr vorbeiraste. Auch wurde ihr das Gedränge allmählich zu viel, die Leute, die von hinten drückten oder ihr vorne auf die Zehen traten.
    Sie ließ sich nach hinten rausdrücken. Die Lücke, die sie hinterließ, schloss sich sofort wieder. Erleichtert ging sie, dicht an den Läden – die fast alle geschlossen hatten –, davon. Schon wollte die Melancholie, die nie weit von ihrem Herzen und ihren Gedanken weg war, sich wieder bei ihr einschleichen. Gestern hatte sie, wider den Rat ihres Anwalts, beschlossen, den Ehevertrag nicht anzufechten, und natürlich musste sie jetzt andauernd an Gil denken.
    Den Weg des geringsten Widerstands wählend ließ sie sich vom Passantenfluss den Gehsteig entlangtreiben, ohne die bewundernden Blicke zu bemerken, die sie einheimste. Sie registrierte weder, wie die Männer ihre Beine – sie trug eine enge indigoblaue Jeans – und den seidigen Schimmer ihres Haars, das unter ihrer Mütze hervorquoll, bewunderten, noch die neidischen Blicke der Frauen auf ihre »geklaute« Lederjacke, die, wie nicht zu übersehen war, ganz im Trend lag. Sie hatte sie heute früh einfach angezogen, weil sie das Wärmste gewesen war, was sie finden konnte: In New York hielt der Winter Einzug. Schon seit zwei Wochen wehte ein eiskalter Nordwind. Sich die Mütze fester über die Ohren ziehend schwenkte sie in einen Starbucks ab, um sich einen Coffee to go zu holen und ihre Hände ein wenig aufzutauen.
    »Hi, ich möchte einen Double Macchiato, entkoffeiniert, mit Mandelmilch. Halbfett. Bitte.«
    »Vier Mäuse.«
    Sie reichte dem Mann einen Fünfer. Frierend lauschte sie dem Zischen der Dampfdüse, mit der die Milch aufgeschäumt wurde, und

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