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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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hinaufzublicken zu dem, was einst gewesen war.
    Natürlich schaute sie irgendwann doch nach unten. In gewisser Hinsicht wusste sie bereits, was sie erwartete. Sie hatte Fotos von der Mondlandschaft gesehen, die der Anschlag hinterlassen hatte, von den Kratern, dem Staub, den Schuttbergen. Davon war nichts mehr übrig. Stattdessen sah sie – und ihre Ohren hatten sie bereits darauf aufmerksam gemacht – eine gigantische Baustelle. Überall liefen Männer in gelben Westen und Schutzhelmen herum, einige mit Megafon. Rostige Stahlträger und stahlblaue Kräne hatten sich über den Boden ausgebreitet wie gigantische Spinnen und die freie Fläche besiedelt. Bald würde der einzige Weg wieder nach oben führen, zu den Wipfeln der anderen Gebäude.
    Überall wurde geknipst und fotografiert. Ein asiatisches Pärchen bat sie, eine Aufnahme von ihm zu machen. Aneinandergekuschelt gegen den kalten Wind stellten die beiden sich in Pose. Cassie brauchte vier Anläufe, bis sie die richtigen Knöpfe gefunden und ein Foto zustande gebracht hatte, auf dem sie nicht gerade blinzelten.
    »Du machst dich besser vor der Kamera als dahinter«, sagte eine Stimme hinter ihr.
    Cassie schaute sich um. Luke Laidlaw lehnte an einer Wand, wie immer einen Fotoapparat in der Hand.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie böse.
    »Ich wohne nur vier Blocks von hier. Ich komme jeden Tag her.«
    Seine karibische Sonnenbräune strafte ihn Lügen. Cassie funkelte ihn böse an.
    »Ich sollte mich an dem Tag eigentlich mit jemandem im Tower-Restaurant zum Frühstück treffen, aber ich war spät dran, und …«, erklärte er, obwohl sie gar nicht gefragt hatte. Er seufzte. »Na ja, und seitdem habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, jeden Tag ein Foto zu machen und den Wiederaufbau zu dokumentieren. Ich komme jeden Tag her und fotografiere die Touristen, die Bauarbeiter, die Baustelle. Ich stelle mich immer an dieselbe Stelle – dahin, wo du jetzt stehst.« Er grinste.
    Aber Cassie dachte nicht daran, dem Wink mit dem Zaunpfahl zu folgen. Sie sah, wie seine Augen funkelten. »Was ist so lustig?«
    »Du. Du siehst anders aus als beim letzten Mal, als wir uns getroffen haben, das ist alles.«
    Eine schwere Stille trat ein. »Darüber will ich nicht reden«, sagte Cassie kalt. Sie wurde rot bei dem Gedanken, was in Southampton passiert war, was er zu ihr gesagt, was er getan hatte. Sie wandte sich ab und machte Anstalten zu gehen.
    »Wieso nicht? Du hast so süß ausgesehen. Es tat mir nur leid, dass ich dich nicht gleich erkannt habe.«
    Cassie blieb abrupt stehen. »Süß?«
    »Na, auf der Halloween-Party. Ich wollte nicht unhöflich sein. Ich hab dich nur nicht erkannt. Selena hat mir später erzählt, dass du das warst, aber da warst du schon weg.«
    Sie stieß ein unfrohes Lachen aus. »Unhöflich? Bei allem, was ich von dir halte, ist Unhöflichkeit deine geringste Sorge.« Sie setzte sich wieder in Bewegung.
    »Ach ja? Und was soll das heißen?« Er beeilte sich, ihr nachzukommen.
    »Mach jetzt lieber dein Foto, Luke. Du willst schließlich keinen Tag verpassen.«
    »Das hab ich bereits. Tatsächlich habe ich meine goldene Regel verletzt und von einem Meter weiter hinten fotografiert, damit ich dich draufkriegen konnte.«
    Cassie ging kopfschüttelnd weiter.
    »Also, dann sag mir – was denkst du von mir, außer dass ich unhöflich bin?«
    »Nicht nur unhöflich«, korrigierte sie ihn.
    »Gut, nicht nur unhöflich.«
    »Schmierig.«
    »Schmierig?«
    »Ja. Aalglatt. Du weißt schon.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Cassie schoss ihm einen finsteren Blick zu. »Du weißt schon. Was du zu mir gesagt hast.«
    »Was denn? Wie schön du bist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Darüber rede ich nicht.«
    Er ging nun neben ihr her, passte seinen Schritt dem ihren an. »Aber ich werde nicht eher gehen, als bis du’s tust. Ich weiß wirklich nicht, was so schlimm daran gewesen sein soll. Es war doch toll.«
    »Toll! Für dich vielleicht. Du hast gesagt, ich soll mir vorstellen, ich hätte gerade Sex. Ich meine – was soll das? Für wen hältst du dich eigentlich, rumzulaufen und so was zu Frauen zu sagen?«
    »So reden doch alle Fotografen.« Er zuckte die Achseln. »Das ist das Äquivalent des Profis zu ›Cheese!‹ Ein bisschen flirten bringt einen gewissen Glanz in die Augen des Mädchens. Das gewisse Etwas.«
    Er packte sie beim Ellbogen und zwang sie, stehen zu bleiben und ihn anzusehen. Seine Bartstoppeln funkelten in der Sonne wie Eisenspäne. »Aber

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