Ein Geschenk von Tiffany
Kostümen herum. Auf jeden Fall war es ganz anders als ihr letztes Halloween zuhause in Schottland. Gil hatte nicht kommen können, und sie hatte daraufhin die örtliche Grundschule zu einer Party in die Große Halle eingeladen. Tagelang hatte sie an riesigen Kürbissen herumgeschnitten und sie neben der massiven Eingangstür aufgestellt, sie hatte fette schwarze Spinnen an die Kronleuchter gehängt, die Fenster mit schwarzem Netzstoff verhängt. Den Kindern hatte es riesig gefallen. Am Schluss hatten sie spontan »Ein Hoch auf Mrs Fraser!« gerufen.
»Das kannst du laut sagen«, meinte Bas. »Komm, holen wir uns was zu trinken.«
Sie zwängten sich durch die Tür – was für Cassie in ihrem ballonartigen, warzigen, aus ziemlich solidem Schaumstoff bestehenden Bodysuit, breiter als die Tür, nicht gerade leicht war – und machten sich auf den Weg zur Küche.
»Du bleibst hier«, befahl Bas. »Ich besorge uns was zu trinken. Du bleibst sonst in der Küche stecken, und ich krieg dich da nie wieder raus.«
Cassie wandte sich um und starrte aus dem riesigen, deckenhohen Panoramafenster. Von hier hatte man einen atemberaubenden Ausblick – es lag viel höher als Kellys Wohnung. Wenn sie nach Norden schaute, konnte sie die Lichter von Harlem sehen, im Süden gerade noch die Fackel der Freiheitsstatue. Und dazwischen die schwarz glänzenden Fluten des East River.
Das ist New York!, dachte sie bei sich. Das ist Leben in New York.
»Aber hallo! Diesen Hintern kenne ich doch.«
Sie wandte sich um. Vor ihr stand Kelly. Sie trug ein rotes PVC-Korsett, rote Netzstrümpfe, knappe rote Silk-Panties und auf dem Kopf kleine blinkende Hörner.
»Mein Gott!«, kreischte Cassie. »Was würde deine Mutter sagen, wenn sie dich so sähe?«
Kelly lachte. »Was denn? Glaubst du etwa, die haben nicht gefeiert?«
»Bestimmt nicht!«
»Weißt du denn nicht mehr, als sie sich an Halloween alle hier getroffen haben?«
»Nö, echt?« Die Vorstellung, dass ihre Eltern je etwas anderes auf eine Party angezogen hatten als ein schickes Kleid und einen Smoking, ging über ihren Verstand.
Kelly zog die Augenbrauen hoch. »Deine Mutter ist als Frankensteins Braut gegangen.«
»Nein!«
»Und dein Vater … na, rate mal.«
»Als Frankenstein? Mein Daddy?!«
Kelly breitete die Arme aus. »Genau der!«
»Weißt du was? Ich finde, hier läuft viel zu viel Gummi, PVC und Leder rum.« Cassie sah sich misstrauisch um. »Bist du sicher, dass wir hier nicht auf einer Fetisch-Party gelandet sind?«
Bas tauchte mit ihren Drinks auf. »Uuuuh, du siehst ja heiß aus! Ich nehme an, Brett hat das Outfit abgesegnet?«
»Und ob! Sogar zweimal!« Kelly zwinkerte.
Sie lachten. Wenn man vom Teufel spricht … oder in diesem Fall von Dracula. »Was ist so lustig?«, fragte der Dracula-Brett.
»Ach nichts«, antwortete Bas. »Wir haben nur unserer Begeisterung über Kellys Kostüm Luft gemacht.«
Brett beugte sich vor und knabberte mit seinen Vampirzähnen an Kellys Hals.
Cassie lächelte. Es freute sie, ihre Freundin so glücklich zu sehen, verliebt sogar. Brett hatte seine Karten sehr geschickt ausgespielt, von Anfang an. Es war genau so, wie Cassie vermutet hatte. Er hatte gesehen, mit welcher Vehemenz Kelly an jenem Abend im Mischka ihre Aufpasserin spielte, also hatte er getan, als wollte er sich an Cassie ranmachen – und Kelly so gezwungen, sich zwischen sie zu werfen, direkt ihm in die Arme. Cassie fand das alles sehr romantisch.
»Cassie, du siehst auch umwerfend aus«, sagte Brett grinsend, nachdem er Kelly wieder abgestellt hatte.
»Danke, Brett!«, lachte Cassie. »Ich hab überall Warzen, grüne Schminke im Gesicht und einen Arsch so groß wie New Jersey. Ich fühle mich wie eine Million Dollar!«
»Aber wenigstens sieht man deine Beine – und die sehen hinreißend aus. Das darf ich doch sagen?« Er schaute Kelly an.
»Na klar. Aber nur zu Cassie«, ermahnte ihn diese und musste grinsen, als er daraufhin ihren spärlich bekleideten Po tätschelte.
»Versprochen.«
Im Kusse vereint drifteten sie davon und überließen es Cassie und Bas, einen Krug »Jungfrauenblut« zu leeren. Sie vertrieben sich ihre Zeit damit, Promis zu »entdecken«, was unter all den Warzen, Flügeln und sonstigen Anhängseln gar nicht so leicht war.
»Das ist wie auf einem Maskenball, bloß dass die Leute hier so richtig hässliche Kostüme anhaben«, bemerkte Cassie, während sie eine Fledermaus musterte und herauszufinden versuchte, wer sich dahinter
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