Ein Geschenk von Tiffany
»Und keine Sorge, ich werde nicht lauschen – ich erfahre ja alles später von Suze.«
Cassie brach in Gelächter aus, und Suzy versetzte ihrem Göttergatten einen Hieb mit dem Sofakissen. Eine kurze, heftige Kissenschlacht folgte, die natürlich Suzy gewann.
»Also dann«, keuchte sie wenig später, eine vereinzelte Daunenfeder im Haar – Archie hatte die Flucht ergriffen –, »wo waren wir? Ach ja!« Sie beugte sich so weit vor, dass Cassie fürchtete, sie würde jeden Moment vom Sofa kippen. »Treibt ihr’s schon?«
Cassie verbarg das Gesicht hinter den Händen und schaute beschämt zwischen ihren Fingern hervor. Suzys Hand – voll mit Popcorn – schwebte in einiger Entfernung von ihrem Mund. Dieser Moment war so spannend, dass sie ihn durch Nicht-Essen würdigen musste.
»Ja«, flüsterte Cassie mit leuchtenden Augen, »gestern.«
Suzy ließ die Popcornfaust sinken. »Ach. Du. Scheiße!«
Über den Atlantik hinweg starrten sie einander an. Beide wussten um die monumentale Bedeutung dieses Ereignisses. Cassie hatte bisher nur einen Mann in ihrem Leben gehabt.
Suzy begann nun mit der Geschwindigkeit eines Kaninchens zu kauen. »Und – wie war’s? War’s schön?«
»Fantastisch. Jedes Mal.«
Suzy schnappte nach Luft. »Wie oft?«
Cassie kicherte. »Viermal.«
»Du Biest! Ich hasse dich!« Suzy warf etwas Popcorn an den Bildschirm. »Und wo wart ihr?«
»Bei ihm.«
»Bist du über Nacht geblieben?«
»Ja.«
»Und wie war’s am Morgen danach?«
Cassie seufzte selig. »Schön. Er ist rausgegangen und hat mir Frühstück besorgt. Und er hat mir die WWD mitgebracht.«
Suzy verschluckte sich fast an ihrem Popcorn. »Die Women’s Wear Daily ! Mein Gott, das muss Liebe sein!«
Cassie streckte ihr die Zunge raus.
»Und wann seht ihr euch wieder?«
»Mittwoch. Er fliegt heute Nachmittag nach Costa Rica.«
»Nach Costa Rica? Was ist er? Ein Kaffeehändler?«
»Er ist Modefotograf«, sagte Cassie vorwurfsvoll, doch dann musste sie kichern.
Suzy richtete sich erschrocken auf. »Uuuuh, Cass«, sagte sie und saugte skeptisch an ihren Zähnen. »Fotografen sind …« Sie schüttelte den Kopf.
»Was?«
»Na ja … die sind, du weißt schon …«
»Nein, weiß ich nicht!«
»Die sind doch andauernd von bildschönen halbnackten Mädchen umgeben. Die geben nicht gerade die treusten Partner ab.«
»Pff, das ist doch bloß ein Klischee«, sagte Cassie kopfschüttelnd. »Außerdem will ich den Typen doch gar nicht heiraten oder so was. Ich will bloß ein bisschen Spaß haben.«
»Ich will nur nicht, dass man dir wieder wehtut, das ist alles.«
»Tja, dafür ist’s zu spät, Suze.« Sie stieß einen schweren Seufzer aus und versuchte zu lächeln, aber Suzy blickte ernst drein und sagte nichts. Was noch schlimmer war, sie hatte sogar zu essen aufgehört, und das brachte Cassie wirklich aus der Ruhe. »Hör zu, Gil hat mir so wehgetan, wie man einem Menschen nur wehtun kann, okay? Das ist die schlimme Nachricht. Die gute ist, dass mich nie wieder jemand so verletzen kann. Schlimmer kann’s also gar nicht kommen. Und das ist doch schon ein Fortschritt, findest du nicht?«
»Na, wenn du’s so betrachtest …« Suzy lächelte traurig.
»Ach, mach dir keine Sorgen um mich! Ich bin doch kein Kind mehr!« In diesem Moment kam Archie wieder hereingeschlendert. Er trug nur eine knappe rosa und mintgrün karierte Boxershorts. »Ach du meine Güte!«, flüsterte Cassie, »seit wann geht Archie denn ins Fitnessstudio?«
Suzy drehte sich um. »Oi! Arch! Ich hab dir doch ge… – ach, du bist’s, Henry.«
»Wen hast du denn erwartet? Den Weihnachtsmann?«, kam seine Stimme vom anderen Ende des Zimmers. Er kramte in einem Regal. »Hast du vielleicht wieder meine Kings of Leon -CD eingesackt?«
»Was? Ich sacke gar nichts ein! Und jetzt verschwinde, ich skype.«
»Hä? Mit wem denn?« Die Stimme kam näher, und schon tauchte Henrys unglaublich durchtrainierter Körper in Cassies Monitor auf.
»Komm schon, mach’s dir auf dem Klo gemütlich, das machst du doch sonst so gern. Vor allem, wenn jemand anders auch mal muss …«
»He, das wär doch unhöflich. Und unhöflich … he, wer ist denn das?« Henry beugte sich freudestrahlend übers Sofa. »Cass!«
Cassie lächelte scheu. Es machte sie verlegen, so über den Atlantik zu ihm »hinübergebeamt« zu werden.
»Hallo, Henry!« Sie hob schüchtern die Hand.
»Du hast recht.« Suzy sah zu ihm auf. »Sie ist heiß!«
Henry grinste. Seine Augen klebten
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