Ein Geschenk von Tiffany
Mappe auf und holte die Abzüge heraus. »Ich hab viel daran gearbeitet, in der Dunkelkammer. Für die Aufnahmen mit dir hab ich einen alten Fotoapparat verwendet, mit Filmrolle. Das Licht war an dem Nachmittag so weich, so diffus, ich wollte es nicht schärfer machen oder flacher. Einfach herrlich, wie es deine Haut zum Leuchten gebracht hat …«
Er breitete die Fotos auf dem Tisch aus.
Cassie starrte sie fassungslos an. Sie hatte das Gefühl, als würde sie plötzlich von der Sonne beschienen, gewärmt, ja verbrannt. Sie vergaß den trüben Novembertag und wurde hineingesogen in einen sonnendurchfluteten Spätsommerabend.
»Kaum zu glauben, dass die erst letzten Monat aufgenommen worden sind«, murmelte sie und vergaß ganz, dass sie ihn ja nicht mochte.
»Ich weiß. Kaum zu glauben. Ich habe die gelben und roten Töne ein bisschen rausgeholt. Ich wollte, dass es sich … richtig satt anfühlt. Ich wollte diesen Moment einfangen, wenn aus einem Mädchen eine Frau wird. Du hast dir das bewahrt, aus welchem Grund auch immer.«
Cassie schaute sich langsam ein Foto nach dem anderen an. Da war sie, in dem roten Seidenkleid, ein Träger war von ihrer Schulter gerutscht, und ihr Haar sah aus, als wäre es von der Hand eines Liebhabers zerwühlt worden, die untergehende Sonne die einzige Zeugin.
»Ich kann nicht glauben, dass ich das sein soll«, flüsterte sie.
»Ich schon«, sagte er leise. Er griff ihr ins Haar, strich es ihr aus dem Nacken und über eine Schulter, so wie auf dem Foto. Sie spürte, wie er dabei mit einem Finger über die Mitte ihres Nackens strich. »Schau deine Augen an – da ist dieses Zögern, diese Vorsicht, du willst loslassen, aber du kannst nicht. Das war’s, was ich in dir gesehen habe. Was Selena verloren hat.« Er legte einen Finger an ihre Wange und drehte ihr Gesicht zu sich herum. »Ich bin kein Bösewicht, Cassie. Ich weiß es einfach, wenn ich das richtige Mädchen vor mir habe.«
Er sprach jetzt genauso mit ihr wie bei den Aufnahmen, als sie verlegen herumgestanden und nicht gewusst hatte, was sie tun, wie sie posieren sollte. Wie ein Panther, ein Raubtier, war er hinter ihr hergeschlichen, hatte sie mit seiner Kamera verfolgt. Wie ein Liebhaber hatte er sie in Ecken gedrängt, mit gespreizten Beinen über ihr gestanden, wenn sie auf dem Boden lag, hatte sie mit der Kamera entblößt, hatte in ihr Innerstes geblickt. Sie hatte sich schrecklich verletzlich gefühlt – aber auch schön, begehrenswert, all die Dinge, die Gil ihr geraubt hatte. Wieder und wieder hatte er gesagt, wie sehr er sie begehrte, wie gern er sie anfassen, streicheln würde, während er sich zu ihr hinbeugte, förmlich in sie hineinkroch, um das perfekte Foto zu schießen. Sie hatte angefangen, es auch zu wollen, aber seine Hand hatte lediglich ihr Haar gerichtet, ihren Träger zurechtgezupft oder ihr Kinn eine Winzigkeit angehoben. Für ihn war’s ein Spiel gewesen, doch sie hatte es mitgerissen. Und dann kam der Moment, als er dies erkannte und seine Kamera sinken ließ … da war sie davongelaufen.
Ihre Lust hatte ihr Angst gemacht, und sie machte ihr auch jetzt Angst. Er war zu viel für sie. Zu gutaussehend, zu erfahren. Sie war Männer gewöhnt, die über die Fasanenjagd oder übers Torfbrennen redeten, nicht über den Schwung ihrer Wangenknochen oder die Sterne in ihren Augen.
Aber sie konnte nicht wegschauen. Diesmal nicht. Wo hätte sie hinrennen sollen?
Sie wussten beide, diesmal würde sie bleiben.
Er schob seinen Finger in den Bund ihrer Jeans und zog sie zu sich heran. Ihre Körper berührten sich fast, waren nur noch Millimeter voneinander entfernt. Sie hielt erschrocken den Atem an, war wie gelähmt, konnte sich nicht bewegen. Langsam strich er mit den Händen an ihren Armen entlang, packte ihre Handgelenke. Langsam zog er ihre Arme auseinander, bog sie rückwärts über den Fototisch. Doch er küsste sie nicht. Er ließ ein Handgelenk los und strich mit der flachen Hand – selbstbewusst, sicher – zwischen ihren Brüsten über ihren Oberkörper, über ihren Bauch, und bevor sie reagieren, bevor sie protestieren konnte, öffnete er den Bund ihrer Jeans und schob seine Hand hinein, tiefer, zwischen die Falten ihrer Scham, in sie hinein.
Cassie schrie unwillkürlich auf. So war sie noch nie berührt worden – geschickt, selbstlos. Sie wand sich unter seinen erfahrenen Fingern, konnte den Blick nicht abwenden von seinen funkelnden Augen. Rasch fand er die Stellen, die sie vor Lust
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