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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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kleinen Ofen reingekriegt?« Sie beugte sich vor und starrte durchs Fenster. »Schafft er das?«
    »Schaff ich das, meinst du? Also ehrlich, wenn ich Henry in die Finger kriege …« Sie nahm einen großen Schluck Wein. »Der hat vielleicht einen abartigen Sinn für Humor. Die Kartoffeln musste ich in der Badewanne einweichen, die Karotten im Waschbecken und die Pastinaken. Na, du kannst dir’s ja denken …«
    Entsetzte Stille.
    »Nicht im …!«, keuchte Kelly.
    »Nee!« Cassie kicherte. »Kleiner Scherz. Ich hab sie zu den Karotten dazugetan, aber es hätte fast nicht mehr gepasst. Ich hatte schon das Aquarium ins Visier genommen …«
    »Warum musst du auch gleich fünf Vögel braten? Wär’s nicht auch ’ne Nummer kleiner gegangen? Eine Pizza hätte es auch getan.«
    Cassie verdrehte die Augen. »Zu Thanksgiving? Da würde selbst ein Student die Nase rümpfen, Kell. Außerdem, das ist meine Spezialität. Ich hab das« – sie wollte »zuhause« sagen, hielt sich aber gerade noch davon ab – »in Schottland die ganze Zeit gemacht. Jede Woche haben sie mir diese Vögel ins Haus gebracht, und die Köchin konnte ich da nicht ranlassen. Bei einer Jagd haben wir mal eine Waldschnepfe geschossen, die hatte eine Miniflasche Gordon’s Gin im Magen. Du hättest mal Gils Gesicht sehen sollen.« Cassie grinste bei dem Gedanken.
    Kelly sah sich auf dem Schlachtfeld, das einmal ihre Miniküche gewesen war, um. »Kann ich … irgendwie helfen?«
    Cassie rümpfte die Nase über dieses höfliche, aber unaufrichtige Angebot. »Nein, danke. Aber sag bitte Bas Bescheid, er soll jetzt das Blumenarrangement wegnehmen. Wir können den Tisch decken. Ich fürchte, wir werden uns auf den Boden setzen müssen. Geht das denn in der Hose?« Sie musterte Kellys prachtvolle schwarze Matadorhose.
    »Auf einer Dinnerparty auf dem Boden sitzen? Das hat Henry sicher nicht vorgeschwebt.«
    »So wie ich ihn kenne, wahrscheinlich schon.«
    Als Cassie wenig später unter dem Gewicht des fast dreißig Pfund schweren Truthahns ins Wohnzimmer wankte, wurde sie mit Applaus und Johlen begrüßt. Luke sprang sofort auf, um ihr zu helfen und um die Gelegenheit zu nutzen, »die Köchin zu küssen«, wie er sich ausdrückte, was noch mehr Gejohle auslöste. Er stellte das Prachtstück sicher in der Mitte des Sofatischs ab.
    »Wer übernimmt das Aufschneiden des Bratens?«, fragte er, Messer und Gabel essbereit gezückt. Cassie brachte derweil vorgewärmte Teller herein.
    »Ich!«, rief Brett und begann demonstrativ sein Messer an seiner Gabel zu wetzen. Er trug eine marineblaue Chino-Hose, dazu ein blaues Oxford-Shirt und einen orangefarbenen V-Pulli von Ralph Lauren. Cassie fiel auf, dass Kellys Augen ihm folgten, wo er ging und stand. Wenn sie sich setzten, dann dicht nebeneinander, wenn sie redeten, dann schauten sie sich tief in die Augen, wenn sie lachten, dann lachten sie gemeinsam. Ihre Freundin war rettungslos verloren.
    Wenige Minuten später hatte sich jeder seinen Teller vollgehäuft. Bratenduft hing in der Luft und auch der herbe Duft des Weins, die den zarteren Geruch der parfümierten Kerzen überdeckten. Brett erhob sich, um ein Dankgebet zu sprechen. Cassie schloss die Augen. Seine Stimme rückte in die Ferne … vor ihr tauchte Lammermuir auf, die prächtige Festhalle mit den staubigen Tierköpfen an den Wänden. Die Fenster waren mit dicken Heidekrautsträußen dekoriert, die sie auf dem Moor gepflückt hatte, im großen Kamin prasselte ein würziges Torffeuer und verbreitete eine enorme Hitze. Kristallgläser spiegelten sich im orangeroten Schein der Flammen. Das Gegröle der Jagdgesellschaft. Gil, der mit seiner melodiösen Stimme einen geschmackvollen Witz erzählte – oder einen geschmacklosen, vorgetragen mit unnachahmlicher Noblesse.
    »Cassie?« Sie spürte eine warme Hand auf dem Rücken.
    Cassie schlug die Augen auf. Alle starrten sie an. Luke musterte sie besorgt.
    »Entschuldigung – was?«
    Kelly warf Bas einen besorgten Blick zu. »Brett hat gerade einen Toast auf dich und Bas ausgebracht, weil ihr dieses Dinner hier für uns gezaubert habt. Es ist einfach wundervoll – danke, Cassie.«
    Alle erhoben die Gläser. »Hört, hört.«
    »He«, sagte Kelly und musterte die Teller der anderen, »wieso hab ich den kleinsten Vogel? Ist das die Waldschnepfe?«
    »Die Taube.«
    »Wieso hab ich ’ne ganze Taube gekriegt und die anderen eine Scheibe von allem?«
    Brett zwinkerte ihr zu. »Weil die Taube das zarteste Fleisch hat.

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