Ein Geschenk von Tiffany
Visier und machte sich tapfer auf den Weg dorthin.
»Verdammte Scheiße, was soll das?!« Die Arbeit mit Bebe war nicht ohne Auswirkung auf ihr Vokabular geblieben.
»Cassie? Bist du das?«, kam es verblüfft zurück. »Seit wann fluchst du denn?«
Eine kurze verdatterte Stille.
»Suzy?«
»Und ich …«, schnurrte es.
»Nooks!«
»Also, lässt du uns jetzt rein, oder was? Wir frieren uns hier den Arsch ab.«
Cassie drückte wie betäubt auf den Türöffner. Luke hatte sich, alarmiert von ihrem Tonfall, inzwischen zumindest aufgesetzt. Seine Haare waren total zerzaust und an einer Stelle platt an den Kopf gedrückt.
»Die Mädels! Sie sind hier!«, stieß Cassie panisch hervor. Beide sahen erst einander an, dann an sich herab. Sie waren nackt, verkatert und stanken nach Sex. Cassie sprang wie ein Hase zurück zu Luke und griff sich die nächstbesten Kleidungsstücke, die ihr unter die Finger kamen: seine hellblauen Boxershorts und den grauen Zopfpulli, der ihr gestern so gefallen hatte. Suzy hatte recht, es war tatsächlich ein ziemlich kalter Morgen. Sie war gerade in Lukes Socken geschlüpft, als auch schon die schwere Stahltür aufschwang und ihre angeblich weit entfernt befindlichen besten Freundinnen eintraten.
»Was macht ihr denn hier?«, quiekte sie und kam in den Socken auf sie zugeschlittert.
»Du hast uns doch reingelassen, schon vergessen?« Suzy grinste und umarmte Cassie stürmisch. Anouk war ganz besonders niedlich in einer kuscheligen grauen Kaninchenpelzjacke.
»Ich meine, was macht ihr hier in New York?«, lachte Cassie.
»Schätzchen, weißt du denn nicht, was heute für ein Tag ist?«
»Ein freier? Gestern war Thanksgiving.«
»Genau. Und heute ist Black Friday, der wichtigste Shopping-Tag des Jahres«, sagte Anouk und zog ihre rehbraunen Lederhandschuhe aus.
»Wir sind ganz offiziell zum Weihnachtseinkauf hier«, strahlte Suzy. »Das hab ich zumindest Archie weisgemacht.«
Cassie starrte die beiden mit verblüfftem Entzücken an. Sie konnte kaum glauben, dass sie nach so wenig Schlaf überhaupt wach war, ganz zu schweigen davon, dass sie mit Suze und Nooks redete.
»Ich fass es nicht!«, wiederholte sie immer wieder.
»Willst du uns denn nicht vorstellen?«, schnurrte Anouk und deutete auf den nackten Mann im Bett, der sie ebenso verdattert anstarrte wie Cassie.
»Ach du meine Güte, ja! Das ist Luke, er ist mein Freund.« Sie schlug sich erschrocken auf den Mund. »Verzeih, Schatz, ich meine, er ist …«
»Ich bin ihr Freund«, lächelte Luke.
»Und ich bin Suzy«, sagte Suzy und winkte ihm von der Tür aus zu. »Ich würde dir ja gern die Hand schütteln, aber, äh, du bist nackt, und ich glaube, mein Mann hätte was dagegen.«
»Möglich.«
»Ach, mir macht’s nichts aus, wenn’s dir nichts ausmacht«, zwitscherte Anouk, ging zu ihm und reichte ihm ihr zierliches Händchen. »Anouk Montparneil.«
»Luke Laidlaw.« Er schaute Cassie an. »Wärst du vielleicht so lieb und gibst mir einen Bademantel. Ich fühl mich ein wenig … nackt.«
Cassie warf ihm den marineblauen Frotteebademantel zu, der an der Badezimmertür hing.
»Ich geh mich duschen, meine Damen, und überlasse euch eurer Wiedersehensfreude.« Er ergriff die Flucht.
Die Blicke der Mädchen folgten ihm schweigend, bis er im Bad verschwunden war.
»Mein Gott, der ist ja umwerfend«, zischte Suzy so laut, dass er es bestimmt noch gehört hatte. Ihre Augen waren riesig.
»Wirklich sexy«, bestätigte auch Anouk. »Ich muss sagen, dein Geschmack hat sich enorm verbessert – und nicht nur, was Männer betrifft.« Sie musterte Cassie anerkennend. »Gefällt mir, was du da anhast.«
Cassie sah kleinlaut an sich herab. »Na ja, wir haben … geschlafen.«
Suzy kicherte. Dann ging sie in dem großen Loft umher und sah sich um. Stahlbalken an der Decke, ein ausgebleichter, natürlich belassener Holzboden, freigelegte Ziegelsteinwände, an denen fantastische Schwarzweißfotos hingen, einige davon von Luke, die anderen von Herb Ritts, Bruce Weber, Man Ray und Annie Leibovitz. Die Küche bestand ganz aus rostfreiem Stahl, anstelle von Schränken hingen Vorratsregale an den Wänden, in denen sich schmucklose weiße Tassen und Teller stapelten. Den Mittelpunkt bildete eine prächtige Espressomaschine mit allem Drum und Dran.
»Ah, genau das, was ich gesucht habe«, sagte Suzy und begutachtete das Wunderwerk, das auf der blank polierten grauen Marmorplatte der Anrichte thronte. Sie schaute Cassie an. »Kannst du
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