Ein Geschenk von Tiffany
Was glaubst du, warum ich mich zum Schneiden gemeldet habe?«
Kelly neigte den Kopf zur Seite und schaute ihn liebevoll an. Und jetzt wurde wirklich zugelangt. Ella Fitzgerald hatte Nat King Cole ersetzt, der flackernde Schein der Teelichter tauchte den Raum in eine traumhafte Atmosphäre, das Gespräch summte und plätscherte dahin, akzentuiert vom Geklapper des Bestecks und gelegentlichem Gelächter. Sie hätten überall sein können. Nur die Tatsache, dass sie auf dem Boden saßen und ihr Essen am Sofatisch einnahmen, wies darauf hin, dass sie sich in Manhattan befanden, wo Wohnraum kostbar war.
»Ach!«, stieß Kelly nach einer Weile hervor. »Ich dachte, du hättest die Vögel entbeint?«
»Was ist? Bist du auf Gold gestoßen?«, fragte Bas eifrig. Er nahm einen Schluck Wein; seine Lippen waren schon ganz rotfleckig davon. Seine Augen leuchteten in seinem nussbraun gebräunten Gesicht. Er sah betrunken und glücklich aus und dachte ausnahmsweise mal nicht an Stefano.
»Schön wär’s«, sagte Kelly und versuchte den Knochen mit ihrer Gabel rauszubekommen. »Damit wären ein paar Probleme gelöst.«
»Vielleicht ist’s ein Glücksknochen«, sagte Luke und schaute Cassie an. »Sie kann sich doch was wünschen, oder?«
Cassie wollte antworten, wurde aber plötzlich von einem winzigen Lichtblitz getroffen und zuckte zurück. Der Lichtblitz huschte über den Tisch wie eine kleine, hektisch herumflatternde Fee.
Ein Aufkeuchen lenkte sämtliche Blicke auf Kelly. An einem Zinken ihrer Gabel hing ein Diamantring. Und Brett lag, dank des ungewöhnlichen Dinnerarrangements, ohnehin bereits auf den Knien.
»Ich weiß, wir kennen uns erst seit zwei Monaten«, begann er nervös.
»Zehn Wochen, seit letzten Donnerstag …«, murmelte Kelly. »Nicht, dass ich … na ja, mitzählen würde.«
Brett schüttelte den Kopf. »Es waren die zehn längsten Wochen meines Lebens. Ich hab wie auf Kohlen gesessen und mich gefragt, wann ich endlich die Frage stellen kann, wann es einigermaßen akzeptabel ist. Aber jetzt halte ich’s keinen Tag länger aus, Kelly. Als ich sah, wie du dich vor Cassie geworfen hast, wie … wie ein Bodyguard, da hab ich’s einfach gewusst. Ich hab gewusst, dass du … die Eine bist.«
Seine Stimme war ins Schwanken geraten, und er hustete, um Fassung ringend. Er nahm den Ring von ihrer Gabel und warf ihn in sein Wasserglas. Während er ihn rausfischte und mit seiner Serviette saubermachte, sagte er: »Gott sei Dank ist er aus Platin. Wer weiß, welchen Temperaturen er im Innern von fünf Vögeln ausgesetzt war.« Allgemeines Gekicher.
Dann schaute er wieder Kelly an, und alles andere war vergessen.
»Kelly Emma Hartford … willst du meine Frau werden und mich zum glücklichsten Mann der Welt machen?«
Ohrenbetäubende Stille. Bas hatte sich die Fernbedienung geschnappt und die Musik ausgemacht, sobald Kelly auf die ersten Anzeichen des Rings gestoßen war.
Kelly strahlte. Die Antwort war klar.
»Dazu kann ich nur eins sagen«, flüsterte sie mit zitternder Stimme. »Warum hast du so lange gewartet?«
»Heißt das ja?«, krächzte er.
Kelly warf die Arme um seinen Hals. »Versuch bloß nicht, mich davon abzuhalten!«
Cassie und Bas fassten sich an den Händen und sprangen johlend im Zimmer herum, während sich die beiden Liebenden küssten. Im Hintergrund war das hektische Klicken von Lukes Fotoapparat zu hören, der diesen glücklichsten aller Momente für die Nachwelt festhielt.
»Dir ist schon klar, dass das die schönsten Verlobungsfotos der Welt werden«, lallte Cassie selig. Sie hatte sich bei Luke eingehakt. Die beiden schlenderten zu seinem Apartment in Downtown zurück – immerhin eine stattliche Strecke von achtundvierzig Blocks, aber Cassie hatte darauf bestanden. Sie brauchte die frische Luft, nachdem sie den ganzen Nachmittag in einer winzigen Küche eingesperrt gewesen war.
»Ich weiß«, sagte Luke lächelnd. »Ich werde ihnen das Portfolio als Verlobungsgeschenk überreichen.«
»Mann, die Mädels werden ausflippen! Nooks, weil sie sich dafür ein umwerfendes neues Kleid kaufen kann, und Suzy … Na, Suzy wird in Panik geraten, weil das alles so schnell geht.«
»Ja, aber sie hat die beiden noch nicht zusammen gesehen. Wenn sie sie sehen würde, dann wüsste sie, dass sie wie füreinander geschaffen sind.«
Cassie pikste ihn in die Rippen. »Wer hätte gedacht, dass du so ein Romantiker bist? Sag bloß nicht, du glaubst an Schicksal.«
Luke schaute sie an.
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