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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Art war, wie sie sich ein Mann des Gesetzes nur
erträumen konnte. Sie war logisch in ihren Folgerungen, klar in
ihrer Darstellung und erklärte einleuchtend, daß sie von ihrem
Rollstuhl aus vermutlich den gleichen Blickwinkel wie das
Objektiv der Überwachungskamera im Hause Hamilton gehabt
hatte.
»Wenn man Mr. Arnott direkt von vorn anschaut, würde man
sein Gesicht für voller halten, als es wirkt, wenn man zu ihm
hochschaut«, sagte sie. »Außerdem hat er, als ich ihn fragte, ob
wir uns nicht schon mal begegnet sind, seine Lippen ziemlich
fest zusammengekniffen. Sehen Sie mal, wie stark er seinen
Mund auf Ihrem Foto zusammenzieht. Das tut er vielleicht
immer, wenn er sich konzentriert. Ich habe das Gefühl, daß er
sich sehr auf diese kleine Statue konzentriert hat, als ihn die
Kamera erwischte. Ich vermute mal, daß er zu entscheiden
versuchte, ob sie echt war oder nicht. Von meiner Freundin weiß
ich, daß er wirklich was vo n Antiquitäten versteht.«
»Ja, das stimmt.« Si Morgan war ganz aufgeregt. Das war
endlich der Durchbruch! »Mrs. Hoover, ich kann Ihnen gar nicht
sagen, wie dankbar ich für diesen Anruf bin. Sie wissen doch,
wenn das zu einer Verurteilung führt, dann gibt es eine
beträchtliche Belohnung, mehr als einhunderttausend Dollar.«
»Oh, daraus mache ich mir nichts«, entgegnete Grace Hoover.
»Das gebe ich einfach an eine karitative Einrichtung weiter.«
Als Si den Hörer auflegte, dachte er an die Rechnungen auf
seinem Schreibtisch zu Hause, die für die Collegegebühren
seiner Söhne fürs Frühjahrssemester fällig waren.
Kopfschüttelnd drückte er auf die Haussprechanlage und rief
nach den drei Ermittlungsbeamten, die für den Fall Hamilton
zuständig waren.
Er teilte ihnen mit, er wünsche, daß Arnott rund um die Uhr
beschattet werde. Der Untersuchung nach zu urteilen, die sie
zwei Jahre zuvor durchgeführt hätten, verstünde er sich, falls er
denn der Dieb sei, hervorragend darauf, seine Spuren zu
verwischen. Es sei das beste, ihn eine Zeitlang nicht aus den
Augen zu lassen. Vielleicht würde er sie ja dorthin führen, wo er
die Ausbeute seiner Raubzüge versteckt hielt.
»Wenn das nicht wieder ein Blindgänger ist und wir Beweise
in die Hand kriegen, daß er die Einbrüche begangen hat«, sagte
Si, »dann wird es unser nächster Job sein, ihm den Mord an der
Peale anzuhängen. Der Boß will, daß dieser Fall mit großem
Aplomb aufgeklärt wird. Die Mutter des Präsidenten hat früher
immer Bridge mit Mrs. Peale gespielt.«

80
    Dr. Smiths Arbeitszimmer war zwar sauber, aber Kerry fiel
auf, daß es alle Anzeichen jahrelanger Vernachlässigung hatte.
Die elfenbeinfarbenen Lampenschirme aus Seide von der Art,
wie sie ihr noch vom Haus ihrer Großmutter in Erinnerung
waren, hatte das Alter dunkel verfärbt. Einer davon war
irgendwann einmal versengt worden, und die Seide um den
Brandfleck herum war gerissen. Die gepolsterten, mit Samt
bezogenen Sessel waren zu niedrig und fühlten sich kratzig an.
    Es war ein Raum mit hohen Decken, der schön hätte sein
können, aber Kerry kam er vor, als wäre er in der Zeit
stehengeblieben, ganz so wie der Schauplatz für eine Szene in
einem Schwarzweiß-Film aus den vierziger Jahren.
    Sie hatte ihren Regenmantel ausgezogen, aber Dr. Smith
machte keinen Versuch, ihn ihr abzunehmen. Mit seinem
Verzicht auf diese simple Höflichkeitsgeste schien er andeuten
zu wollen, sie werde nicht lang genug bleiben, als daß er sich
die Mühe machen sollte. Sie faltete den Mantel und legte ihn
über die Armlehne des Sessels, in dem sie Platz genommen
hatte.
    Smith saß starr aufgerichtet in einem Sessel mit hoher Lehne,
den er sich bestimmt niemals ausgesucht hätte, wäre er allein
gewesen.
    »Was wollen Sie, Ms. McGrath?« Die randlose Brille
vergrößerte noch die Augen, die mit ihrem feindselig
sondierenden Blick Kälte ausstrahlten.
    »Ich will die Wahrheit«, erwiderte Kerry ruhig. »Ich will
wissen, weshalb Sie behauptet haben, Sie wären es gewesen, der
Suzanne bestimmten Schmuck geschenkt hat, während sie ihn in
Wirklichkeit von einem anderen Mann erhielt. Ich will wissen,
weshalb Sie über Skip Reardon die Unwahrheit gesagt haben. Er
hat Suzanne nie bedroht. Er mag die Geduld mit ihr verloren
haben; er mag sie angefahren haben. Aber er hat ihr nie gedroht,
richtig? Was für einen Grund in aller Welt konnten Sie dazu
haben, das Gegenteil zu beschwören?«
    »Skip Reardon hat meine

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