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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Blatt auseinander und reichte es Grace.
    Grace warf einen Blick darauf und wollte es gerade
zurückgeben, als sie plötzlich innehielt. Jonathan hatte es ihr am
Freitag nachmittag gezeigt und dazu gewitzelt: »Jemand, den du
kennst?« Der Begleitbrief erklärte, dieses Flugblatt gehe an all
die Personen heraus, die zu Gast bei Einladungen in den
Häusern gewesen seien, in die kurze Zeit später eingebrochen
wurde.
    Das grobkörnige, fast nicht erkennbare Bild stellte laut
Information einen Straftäter dar, der gerade einen Einbruch
beging. Man vermute, hieß es weiter, daß er für eine Reihe
ähnlicher Einbruchsdiebstähle verantwortlich sei, die fast alle im
Anschluß an eine Party oder sonst irgendeinen
gesellschaftlichen Anlaß stattgefunden hätten. Eine mögliche
Erklärung sei, daß er vielleicht einer der Gäste war.
Der Begleitbrief schloß mit der Zusage, jede Art von
Information werde vertraulich behandelt.
    »Ich weiß, daß vor ein paar Jahren ins Haus der Peales in
Washington eingebrochen wurde«, hatte Jonathan erzählt.
»Schreckliche Sache. Ich war zu Jocks Feier seines Wahlsiegs
hingegangen. Zwei Wochen später kam seine Mutter früher als
ursprünglich geplant von einem Familienurlaub zurück und muß
dem Dieb in die Quere gekommen sein. Man hat sie unten an
der Treppe mit gebrochenem Genick gefunden, und das
Gemälde von John White Alexander war verschwunden.«
    Vielleicht habe ich mir dieses Bild so genau angeschaut, weil
ich die Peales kenne, dachte Grace, während sie das Flugblatt
festhielt. Der Perspektive nach zu schließen, muß die Kamera
unterhalb des Gesichts postiert gewesen sein.
    Sie betrachtete das verschwommene Porträt, den schmalen
Hals, die spitze Nase und die zusammengezogenen Lippen. Das
entsprach nicht dem, was einem auffallen würde, wenn man
einem Menschen direkt ins Gesicht schaut, überlegte sie. Aber
wenn man von einem Rollstuhl aus zu ihm hochschaut, sieht
man ihn von diesem Blickwinkel aus.
    Ich könnte schwören, daß er wie der Mann aussieht, den ich
neulich abends im Klub getroffen habe - Jason Arnott, dachte
Grace. War das möglich?
    »Carrie, reichen Sie mir bitte das Telefon herüber.« Einen
Moment später sprach Grace mit Amanda Coble, die ihr Jason
Arnott im Klub vorgestellt hatte. Nach den üblichen
Begrüßungsfloskeln brachte sie das Gespräch auf ihn. Sie
bekannte, daß sie noch immer von dem Gefühl verfolgt werde,
sie sei ihm schon einmal begegnet. Wo er eigentlich wohne?
fragte sie. Was mache er beruflich?
    Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, nippte Grace an dem
jetzt lauwarmen Tee und musterte erneut das Bild. Amanda
zufolge war Arnott ein Fachmann für Kunst und Antiquitäten
und bewegte sich in den besten gesellschaftlichen Kreisen von
Washington bis Newport.
    Grace rief Jonathan in seinem Trentoner Büro an. Er war
gerade außer Haus, doch als er sie später um halb vier
zurückrief, berichtete sie ihm, was sie glaubte, herausgefunden
zu haben, daß nämlich Jason Arnott der Einbrecher sei, nach
dem das FBI fahnde.
»Das ist eine ziemlich massive Anschuldigung, meine Liebe«,
sagte Jonathan vorsichtig.
     
»Ich habe gute Augen, Jonathan. Das weißt du.«
    »Ja, das schon«, räumte er ruhig ein. »Und ehrlich gesagt,
wenn die Behauptung von irgend jemand sonst käme, dann
würde ich zögern, den Namen an das FBI weiterzuleiten. Ich
will nichts dazu schriftlich festhalten, aber gib mir mal die
Telefonnummer auf dem Flugblatt. Ich rufe eben an.«
    »Nein«, erwiderte Grace. »Wenn du damit einverstanden bist,
daß wir das FBI informieren sollen, mache ich den Anruf. Wenn
ich falsch liege, dann hast du nichts damit zu tun. Wenn ich
recht habe, dann bekomme ich wenigstens das Gefühl, endlich
wieder etwas Nützliches getan zu haben. Die Mutter vo n Jock
Peale hat mir sehr gut gefallen, als ich sie vor Jahren
kennenlernte. Ich fände es wunderbar, wenn ich es wäre, die
ihren Mörder gefunden hat. Niemand, der einen Mord begangen
hat, sollte straflos davonkommen dürfen.«

78
    Dr. Charles Smith war äußerst schlecht gelaunt. Er hatte ein
einsames Wochenende verbracht, das durch die Tatsache, daß er
Barbara Tompkins nicht erreichen konnte, noch unerträglicher
geworden war. Am Samstag war so wunderschönes Wetter
gewesen, daß er dachte, sie würde vielleicht ge rne eine Fahrt
nach Westchester machen, mit einer Pause zwischendurch zu
einem frühen Lunch in einem der kleinen Gasthöfe am

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