Ein Gesicht so schön und kalt
Express zu
stopfen, die er der Einfachheit halber zu Hause bereithielt. Er
adressierte die Sendung an Staatsanwältin Kerry McGrath bei
der Staatsanwaltschaft von Bergen County in Hackensack, New
Jersey. Es war eine Adresse, die er noch gut im Gedächtnis
hatte.
Er zog sich seinen Mantel an, schlang sich einen Schal um
und ging zu Fuß die acht Häuserblocks bis zu dem
Einwurfkasten von Federal Express, den er schon gelegentlich
benutzt hatte.
Es war gerade elf Uhr, als er wieder nach Hause kam. Er legte
den Mantel ab, griff nach der Pistole, ging ins Schlafzimmer
zurück und streckte sich, noch immer angezogen, auf dem Bett
aus. Er knipste alle Lichter aus bis auf die Lampe, die das Bild
von Suzanne anstrahlte.
Er würde diesen Tag mit ihr beenden und das neue Leben um
Schlag Mitternacht beginnen. Sobald sein Entschluß feststand,
erfüllte ihn Ruhe, ja sogar ein Glücksgefühl.
Um halb zwölf begann es an der Haustür zu läuten. Wer war
das bloß? fragte er sich. Zornig versuchte er das Läuten zu
ignorieren, aber ein hartnäckiger Finger blieb auf den
Klingelknopf gedrückt. Er glaubte zu wissen, was das war.
Einmal war an der Straßenecke ein Unfall passiert, und ein
Nachbar war zu ihm gerannt gekommen, um Hilfe zu holen.
Schließlich war er ja Arzt. Falls es auch jetzt um einen Unfall
ging, konnte sein Geschick nur dieses eine Mal noch sinnvoll
zum Einsatz kommen.
Dr. Charles Smith entriegelte und öffnete die Haustür und
sackte dagegen, als eine Kugel zwischen seinen Augen ihr Ziel
fand.
Dienstag, 7. November
85
Am Dienstag morgen waren Deidre Reardon und Beth Taylor
schon im Vorzimmer von Geoff Dorsos Anwaltskanzlei, als er
um neun Uhr eintraf.
Beth entschuldigte sich für sie beide. »Geoff, es tut mir leid,
daß wir einfach kommen, ohne vorher anzurufen«, erklärte sie,
»aber Deidre muß morgen früh ins Krankenhaus für die
Angioplastie. Ich weiß, daß sie sich ruhiger fühlen wird, wenn
sie die Chance hat, ein paar Minuten mit Ihnen zu reden und
Ihnen dieses Foto von Suzanne zu geben, über das wir neulich
gesprochen haben.«
Deidre Reardon sah ihn besorgt an: »Ach, kommen Sie,
Deidre«, sagte Geoff warmherzig, »Sie wissen doch, Sie müssen
sich nicht erst entschuldigen, um mich zu sehen. Sind Sie etwa
nicht die Mutter meines wichtigsten Klienten?«
»Sicher. Es sind all diese Honorarstunden, die Sie
aufschreiben«, murmelte Deidre Reardon mit einem Lächeln der
Erleichterung, während Geoff ihre Hände in die seinen nahm.
»Ich schäme mich einfach nur so wegen der Art, wie ich letzte
Woche ins Büro dieser liebenswürdigen Kerry
McGrath
gestürmt bin und sie wie Dreck behandelt habe. Und dann zu
erfahren, daß ihr eigenes Kind bedroht wird, weil Kerry meinem
Sohn zu helfen versucht.«
»Kerry hat vollkommen verstanden, wie Ihnen damals zumute
war. Kommt doch beide mit nach hinten in mein Büro. Es gibt
bestimmt schon frischen Kaffee.«
»Wir bleiben nur fünf Minuten«, versprach Beth, als Geoff ihr
einen Becher Kaffee hinstellte. »Und wir wollen Ihnen auch
nicht damit in den Ohren liegen, wie wundervoll der Gedanke
für uns ist, daß Skip jetzt endlich einen echten
Hoffnungsschimmer sieht. Sie wissen, wie uns zumute ist und
wie dankbar wir Ihnen sind für alles, was Sie tun.«
»Kerry hat gestern am späten Nachmittag mit Dr. Smith
geredet«, sagte Geoff. »Sie glaubt, daß sie zu ihm
durchgedrungen ist. Aber es gibt auch noch andere
Entwicklungen.« Er erzählte ihnen von Barney Haskeils
Unterlagen. »Jetzt haben wir vielleicht endlich die Chance, die
Herkunft des Schmucks aufzuspüren, von dem wir glauben, daß
Weeks ihn Suzanne geschenkt hat.«
»Das ist einer der Gründe, warum wir hier sind«, erklärte ihm
Deidre Reardon. »Wissen Sie noch, wie ich gesagt hatte, daß ich
ein Zeitungsfoto von Suzanne habe, wo sie die beiden kostbaren
alten Diamantbroschen, die zusammengehören, trägt? Sobald
ich am Samstag abend vom Gefängnis zurückkam, habe ich das
Bild aus dem Ordner rausholen wollen, und konnte es nicht
finden. Ich habe den ganzen Sonntag und Montag damit
verbracht, die Wohnung auf den Kopf zu stellen. Natürlich war
es nicht da. Blöderweise hatte ich vergessen, daß ich es
irgendwann mal in eine von diesen Plastikschutzhüllen gesteckt
und bei meinen persönlichen Papieren abgelegt hatte. Wie auch
immer - schließlich habe ich’s gefunden. Nach all dem Hin und
Her über den Schmuck neulich bei dem
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