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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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dem Sofa oder auch Suzanne auf Reardons Schoß in dem
großen, niedrigen Sessel, ein Anblick, der sich ihm bot, wenn er
nachts durchs Fenster hineinsah.
All das ertragen zu müssen war schon schlimm genug
gewesen, aber als Suzanne schließlich ruhelos wurde und anfing
mit anderen Männern auszugehen, von denen keiner ihrer
würdig war, und dann zu ihm kam und ihn bat, ihr den und den
Gefallen zu tun, mit Worten wie: »Charles, du mußt Skip in dem
Glauben wiegen, daß du mir das gekauft hast,… und das da…
und das… «
Oder sie sagte: »Herr Doktor, was soll denn die Aufregung?
Du hast mir doch gesagt, ich soll all das Vergnügen nachholen,
was ich versäumt habe. Also, jetzt hab’ ich mein Vergnügen.
Skip arbeitet zu hart. Es macht keinen Spaß mit ihm. Du gehst
doch Risiken ein, wenn du operierst. Ich bin genau wie du. Ich
gehe auch Risiken ein. Und jetzt vergiß nicht, Doktor Charles,
du bist ein großzügiger Daddy.« Ihr unverschämter Kuß - wie
sie mit ihm flirtete, sich ihrer Macht und seiner Toleranz so
sicher.
Mörder? Nein, Skip war der Mörder. Während er damals über
Suzannes Leiche gebeugt dastand, wußte er ganz genau, was
geschehen war. Ihr ungehobelter Ehemann war nach Hause
gekommen, hatte Suzanne mit den Blumen eines anderen
Mannes vorgefunden und die Fassung verloren. Genau, wie es mir ergangen wäre, dachte Smith damals in dem Moment, als
sein Blick auf die Grußkarte fiel, die halb unter Suzannes Leiche
verborgen lag.
    Und dann war, während er noch über ihr stand, ein ganzes
Drehbuch in seiner Vorstellung abgelaufen. Skip,
der
eifersüchtige Ehemann - ein Geschworenengericht würde
vielleicht Milde einem Mann gegenüber üben, der in einem
Anfall von Leidenschaft seine Frau umgebracht hatte.
Womöglich kam er mit einer milden Strafe davon. Oder
vielleicht sogar ganz ohne Schuldspruch.
    Das lasse ich nicht zu! hatte er sich geschworen. Smith mußte
wieder daran denken, wie er die Augen geschlossen hatte, um
das häßliche, entstellte Gesicht vor ihm aus seinem Blickfeld zu
verbannen und statt dessen Suzanne in all ihrer Schönheit vor
sich zu sehen. Suzanne, das verspreche ich dir!
    Es war nicht schwierig gewesen, das Versprechen einzulösen.
Er brauchte nur die Karte, die mit den Blumen gekommen war,
einzustecken, dann nach Hause zu fahren und auf den
unvermeidlichen Anruf zu warten, der ihn davon in Kenntnis
setzen würde, daß Suzanne, seine Tochter, tot war.
    Als die Polizei ihn später vernahm, erzählte er den Beamten,
Skip wäre krankhaft eifersüchtig gewesen und Suzanne hätte
Angst um ihr Leben gehabt, und dann befolgte er noch ihre
letzte Bitte an ihn und behauptete, er hätte ihr all die
Schmuckstücke geschenkt, die Skip in Frage gestellt hatte.
    Nein, Ms. McGrath konnte sagen, was immer sie wollte. Der
Mörder saß im Gefängnis. Und dort würde er auch bleiben.
Es war fast zehn Uhr, als Charles Smith aufstand. Es war alles
vorbei. Er konnte nicht mehr operieren. Barbara Tompkins
wollte er nicht mehr sehen. Sie ekelte ihn an. Er ging ins
Schlafzimmer, schloß einen kleinen Safe im Wandschrank auf
und nahm eine Pistole heraus.
Es würde so einfach sein. Wohin würde er nur gehen?
überlegte er. Er war überzeugt, daß die Seele weiterwandert.
Reinkarnation? Vielleicht. Vielleicht würde er, wenn er diesmal
zur Welt kam, Suzanne ebenbürtig sein. Vielleicht würden sie
sich ineinander verlieben. Ein Lächeln spielte auf seinen Lippen.
Doch dann, als er gerade den Safe verschließen wollte, fiel
sein Blick auf Suzannes Schmuckkasten.
Angenommen, McGrath hatte recht. Angenommen, es war gar
nicht Skip, sondern jemand anders gewesen, der Suzanne
umgebracht hatte. McGrath hatte gesagt, dieser Mensch lache
sich jetzt ins Fäustchen, danke ihm mit einem Hohnlachen für
die Zeugenaussage, die Skip zum Mörder abgestempelt hatte.
Es gab eine Möglichkeit, das richtigzustellen. Falls Reardon
nicht der Killer war, dann würde McGrath alles, was sie
benötigte, in Händen haben, um den Mann zu finden, der
Suzanne ermordet hatte.
Smith griff nach dem Schmuckkasten, legte die Pistole
obenauf und trug beides zu seinem Schreibtisch im
Arbeitszimmer hinüber. Dann holte er mit präzisen Bewegungen
ein Blatt Briefpapier hervor und schraubte seinen Füllfederhalter
auf.
Als er mit dem Schreiben fertig war, wickelte er den
Schmuckkasten und den Brief zusammen ein und schaffte es,
beides in einen der Kurierumschläge von Federal

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