Ein Gesicht so schön und kalt
hatte. Ein vages Unbehagen,
das er nicht definieren konnte, rumorte in ihm. In seiner
Vorstellung ging er nochmals Schritt für Schritt seinen Modus
operandi beim Betreten der Hamilton-Villa durch.
Die Alarmanlage war zwar angestellt gewesen, doch er konnte
sie problemlos außer Kraft setzen. Das Haus stand eindeutig
leer, wie er vermutet hatte. Einen Moment lang war ihn die
Versuchung angekommen, rasch einen Rundgang zu machen
und nach wertvollen Dingen Ausschau zu halten, die er bei der
Party vielleicht übersehen hatte. Doch er hielt sich lieber an
seinen ursprünglichen Plan und nahm nur die Sachen an sich,
die er zuvor schon ins Auge gefaßt hatte.
Kaum hatte er sich dann in den Verkehrsstrom auf der Route
240 eingereiht, als zwei Streifenwagen mit kreischender Sirene
und rotierendem Blaulicht an ihm vorbeirasten und links in die
Straße einbogen, aus der er gerade herausgefahren war. Er
zweifelte nicht daran, daß sie zum Haus der Hamiltons
unterwegs waren. Was natürlich bedeutete, daß er irgendwie
einen stummen Alarm ausgelöst hatte, der unabhängig von der
allgemeinen Sicherheitsanlage funktionierte.
Was für Sicherheitsvorkehrungen hatten die Hamiltons wohl
ansonsten getroffen? fragte er sich. Neuerdings war es so leicht,
versteckte Kameras anzubringen. Er hatte die Strumpfmaske
übergezogen, die er immer trug, wenn er in eines der Häuser
eindrang, die er mit seinem Besuch beehren wollte, doch
diesmal hatte er bei einer Gelegenheit den Strumpf
hochgeschoben, um sich eine Bronzefigur näher anzusehen, was
wahrlich töricht war sie erwies sich als nicht eigentlich
wertvoll.
Die Chancen stehen eins zu einer Million, daß eine Kamera
mein Gesicht erwischt hat, tröstete sich Jason. Er würde seine
Befürchtungen abschütteln und sich neuen Dingen zuwenden,
wenn auch eine Zeitlang mit etwas mehr Vorsicht.
Die Nachmittagssonne war schon fast hinter den Bergen
versunken, als er in seine Einfahrt einbog. Endlich empfand er
wieder ein gewisses Maß an Auftrieb. Der nächste Nachbar
wohnte Meilen von hier entfernt. Maddie, die Zugehfrau, die
jede Woche kam - schwergewichtig, gleichgültig, phantasielos
und devot, wie sie war - mußte am Tag zuvor dagewesen sein.
Alles glänzte sicher vor Sauberkeit.
Er wußte; daß sie einen Aubusson nicht von einem
Teppichrest für zehn Dollar den Meter unterscheiden konnte,
aber sie war eines dieser seltenen Wesen, die stolz auf ihre
Arbeit waren und sich erst zufriedengaben, wenn alles
vollkommen war. In zehn Jahren hatte sie nicht eine einzige
Tasse auch nur angeschlagen.
Jason lächelte still in sich hinein, als er sich Maddies Reaktion
vorstellte, sobald sie den Aubusson im Foyer hängen sah und
das Fabergé-Petschaft im großen Schlafzimmer entdeckte. Hat
er nicht schon genug Zeug zum Abstauben? würde sie sich
denken und sich dann wieder ihren Pflichten zuwenden.
Er parkte den Wagen am Seiteneingang, und mit dem Gefühl
wilder Vorfreude, das ihn immer durchzuckte, wenn er
hierherkam, betrat er dann das Haus und griff nach dem
Lichtschalter. Wieder einmal ließ der Anblick so vieler schöner
Dinge seine Lippen und Hände feucht werden. Einige Minuten
später, als seine Reisetasche, eine Tüte mit Eßwaren und seine
neuen Schätze sicher im Haus waren, verschloß er die Tür und
zog den Riegel vor. Sein Abend konnte beginnen.
Seine erste Aufgabe war es, das Fabergé-Petschaft nach oben
zu befördern und auf den antiken Toilettentisch zu stellen.
Sobald es dort seinen Platz eingenommen hatte, trat er zurück,
um es zu bewundern, beugte sich dann vor, um es mit dem
Miniaturrahmen zu vergleichen, der schon seit zehn Jahren auf
seinem Nachttisch stand.
Der Bilderrahmen stand für eines der wenigen Male, wo er
sich hatte täuschen lassen. Es war eine respektable Fabergé
Kopie, aber definitiv kein echtes Stück. Diese Tatsache schien
jetzt so sonnenklar zu sein. Die blaue Emaille sah trüb aus, wenn
man sie mit dem tiefen Farbton des Petschafts verglich. Die
goldene Fassung mit den eingesetzten Perlen konnte es in keiner
Weise mit der Kunstfertigkeit eines authentischen Fabergé
aufnehmen. Doch aus dem Inneren des Rahmens heraus lächelte
ihn Suzanne an.
Jason dachte nicht gern an jenen Abend zurück, der jetzt fast
elf Jahre zurücklag. Er war durch das offene Fenster des Salons
der Schlafzimmersuite eingestiegen. Er konnte damals davon
ausgehen, daß niemand zu Hause war. Suzanne hatte ihm noch
am
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