Ein Gesicht so schön und kalt
selben Tag von ihrer Verabredung zum Abendessen erzählt
und daß Skip nicht da sein würde. Er kannte den Code für das
Alarmsystem, doch als er ankam, entdeckte er das weit
geöffnete Fenster. Als er den ersten Stock betrat, war es dunkel.
Im Schlafzimmer fiel sein Blick auf den kleinen Bilderrahmen,
den er schon früher bemerkt hatte; er stand auf dem Nachttisch.
Von der anderen Seite des Zimmers aus wirkte er authentisch.
Er untersuchte ihn gerade näher, als er eine laute Stimme hörte.
Suzanne! Entsetzt hatte er den Rahmen in seine Tasche fallen
lassen und sich in einem Wandschrank versteckt.
Jason blickte jetzt auf den Rahmen hinab. Im Lauf der Jahre
hatte er sich manchmal gefragt, welch perverser Grund ihn
eigentlich davon abhielt, Suzannes Foto daraus zu entfernen
oder das ganze Ding wegzuwerfen. Schließlich war der Rahmen
ja doch nur eine Kopie.
Aber während er den Gegenstand heute abend anstarrte,
begriff er zum erstenmal, weshalb er Bild und Rahmen intakt
gelassen hatte. Der Grund war, daß es ihm dadurch leichterfiel,
die Erinnerung daran auszulöschen, wie grauenhaft und entstellt
Suzannes Gesichtszüge ausgesehen hatten, als er damals die
Flucht ergriff.
»Also, unsre Geschworenenliste steht, und sie ist gut so«,
sagte Bob Kinellen zu seinem Mandanten mit einer Zuversicht,
die er nicht verspürte.
Jimmy Weeks musterte ihn mißmutig. »Bobby, von ein paar
Ausnahmen abgesehen, finde ich diese Jury beschissen.«
»Verlaß dich auf mich.«
Anthony Bartlett unterstützte seinen Schwiegersohn. »Bob hat
recht, Jimmy, hab’ Vertrauen zu ihm.« Dann wanderte Bartletts
Blick zum anderen Ende der Anklagebank, wo Barney Haskell
mit verdrossener Miene saß und den Kopf auf die Hände stützte.
Er sah, daß auch Bobs Augen auf Haskell lagen, und konnte
Bobs Gedanken erraten.
Haskell ist Diabetiker. Er wird bestimmt nicht Jahre im
Gefängnis riskieren wollen. Er hat Daten und Fakten und
Zahlen, die zu widerlegen uns teuflische Schwierigkeiten
machen werden…Er hat alles mit Suzanne mitbekommen.
Die Verhandlungseröffnung war für den folgenden Vormittag
angesetzt. Jimmy Weeks ging nach Verlassen des
Gerichtsgebäudes direkt zu seinem Wagen. Als sein Chauffeur
ihm die Tür aufhielt, schlüpfte er ohne seine übliche mürrische
Begrüßung auf den Rücksitz.
Kinellen und Bartlett schauten zu, wie die Limousine
davonfuhr. »Ich geh in die Kanzlei zurück«, teilte Kinellen
seinem Schwiegervater mit. »Ich hab’ noch zu tun.«
Bartlett nickte. »Ja, das würde ich doch meinen.« Seine
Stimme hatte einen unpersönlichen Ton. »Bis morgen früh dann,
Bob.«
Ja sicher, dachte Bob, während er zu der Parkgarage ging. Du
gehst auf Distanz zu mir, damit du nichts damit zu tun hast,
wenn ich mir die Hände schmutzig machen muß.
Er wußte, daß Barlett Millionen auf der hohen Kante hatte.
Selbst wenn Weeks verurteilt werden sollte und die
Anwaltskanzlei den Bach runter ging, brauchte Bartlett nichts zu
befürchten. Er konnte dann höchstens mit seiner Frau Alice der
Älteren mehr Zeit in Palm Beach verbringen.
Ich muß alle Risiken auf mich nehmen, dachte Bob Kinellen,
während er dem Mann an der Kasse sein Ticket reichte. Ich bin
es, der das Risiko trägt, unterzugehen. Es mußte doch einen
Grund geben, weshalb Jimmy darauf bestand, diese Frau
Wagner als Geschworene zu akzeptieren. Was war es nur?
Geoff Dorso rief Kerry genau in dem Auge nblick an, als sie
ihr Büro verlassen wollte. »Ich war heute morgen bei Dr.
Smith«, berichtete sie ihm eilig, »und ich treffe mich um fünf
mit Dolly Bowles. Ich kann jetzt nicht reden. Ich muß Robin
von der Schule abholen.«
»Kerry, ich bin sehr gespannt zu erfahren, wie es mit Dr.
Smith gelaufen ist und was Sie von Dolly Bowles erfahren.
Können wir zusammen essen gehen?«
»Heute abend möchte ich nicht ausgehen, aber wenn Ihnen
Salat und Pasta genügen…«
»Ich bin doch Italiener, wissen Sie noch?«
»Gegen halb acht?«
»Ich werde dasein.«
Als sie Robin von der Schule abholte, merkte Kerry, daß ihre
Tochter in Gedanken viel eher bei den bevorstehenden
Halloween-Freuden war als bei dem Vorfall am frühen Morgen.
Er schien Robin sogar peinlich zu sein. Kerry richtete sich nach
ihrer Tochter und ließ das Thema außer acht, vorläufig
jedenfalls.
Als sie zu Hause ankamen, gab sie dem Mädchen, das sich
sonst um Robin kümmerte, den Nachmittag frei. So also leben
andere Mütter, dachte sie, als sie mit
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