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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Gebrauch von Todds
offenbar unbegrenztem Girokonto machte.
    Jason hatte Vera nicht in New Jersey kennengelernt, sondern
bei einem Galaempfang, den die Shelbys in Newport gaben.
Veras Kusinen hatten sie einander vorgestellt, und als Vera klar
wurde, wie relativ nahe er bei ihrem Haus in Tuxedo Park
wohnte, hatte sie begonnen, ihn zu ihren Partys einzuladen und
seine Einladungen ebenfalls begierig aufzugreifen.
    Jason dachte immer mit Vergnügen daran, daß Vera ihm jede
Einzelheit der Polizeiermittlungen zu dem Einbruch in Newport
erzählt hatte, den er Jahre zuvor begangen hatte.
    »Meine Kusine Judith war völlig mit den Nerven fertig«, hatte
sie ihm anvertraut. »Sie konnte einfach nicht begreifen, wieso
jemand den Picasso und den Gainsborough nehmen, aber den
Van Eyck stehenlassen würde. Also hat sie sich irgendeinen
Kunstexperten geholt, und der erklärte dann, sie hätte einen
wählerischen Einbrecher: Der Van Eyck sei eine Fälschung.
Judith war wütend, aber für die anderen von uns wurde es zu
einem Familienwitz, weil wir uns früher immer ihre Prahlerei
über ihre profunden Kenntnisse der großen Meister anhören
mußten.«
    Nachdem er nun heute stundenlang lauter absurd teure
Teppiche von turkmenischen bis zu safawidischen Exemplaren
begutachtet hatte, wobei keiner genau dem entsprach, was sich
Vera in den Kopf gesetzt hatte, war Jason nur noch versessen
darauf gewesen, nach Hause und von ihr weg zu kommen.
    Doch vorher hatte sie noch auf einem späten Lunch in The
Four Seasons bestanden, und diese angenehme Unterbrechung
verbesserte Jasons Laune erheblich. Jedenfalls bis zu dem
Punkt, als Vera, die gerade ihren Espresso zu Ende trank,
verkündete: »Ach, hab’ ich dir das noch gar nicht erzählt? Du
weißt doch noch, wie vor fünf Jahren bei meiner Kusine Judith
in Rhode Island eingebrochen wurde?«
    Jason hatte die Lippen gespitzt. »Aber ja, natürlich.
Schreckliche Geschichte.«
Vera nickte. »Das kann man wohl sagen. Aber gestern bekam
Judith ein Foto vom FBI zugeschickt. Kürzlich gab es einen
Einbruch in Chevy Chase, und eine versteckte Kamera hat den
Einbrecher erwischt. Das FBI denkt, daß es wahrscheinlich
dieselbe Person ist, die auch bei Judith und in eine Menge
anderer Häuser eingebrochen ist.«
Jason spürte daraufhin, wie jeder Nerv in seinem Körper
vibrierte. Er war Judith Shelby nur wenige Male begegnet und
hatte sie seit knapp fünf Jahren überhaupt nicht mehr getroffen.
Anscheinend hatte sie ihn nicht wiedererkannt. Noch nicht.
»War es eine deutliche Aufnahme?« fragte er beiläufig.
Vera lachte. »Nein, überhaupt nicht. Ich meine, nach dem,
was Judith sagt, ist das Bild bloß im Profil, und die Beleuchtung
ist schlecht, und der Kerl hatte sich eine Strumpfmaske auf die
Stirn hochgeschoben, die aber noch den Kopf verdeckt hat. Sie
hat gesagt, sie hätte gerade noch etwas von der Nase und dem
Mund ausmachen können. Sie hat’s weggeworfen.«
Jason unterdrückte einen spontanen Seufzer der Erleichterung,
obwohl ihm klar war, daß er keinen Anlaß zum Feiern hatte.
Wenn das Foto an die Shelbys gegangen war, dann hatte man es
vermutlich auch Dutzenden von anderen Leuten zugeschickt, bei
denen er einen Einbruch begangen hatte.
»Aber ich glaube, Judith hat endlich die Geschichte mit dem
Van Eyck überwunden«, fuhr Vera fort. »Nach der Mitteilung,
die bei dem Foto stand, ist der Mann als gefährlich
einzuschätzen. Man fahndet nach ihm im Zusammenhang mit
dem Mord an der Mutter des Kongreßabgeordneten Peale. Wie’s
scheint, ist sie ihm bei einem Einbruch in ihr Haus in den Weg
geraten. Judith ist damals an dem Abend, als bei ihr
eingebrochen wurde, beinahe früher nach Hause gefahren. Stell
dir bloß mal vor, was passiert wäre, wenn sie ihn dort
angetroffen hätte.«
Nervös schürzte Jason wieder die Lippen. Sie brachten ihn
also mit dem Tod der Peale in Verbindung!
    Nachdem sie das Four Seasons verlassen hatten, nahmen sie
sich gemeinsam ein Taxi zu dem Parkhaus an der West
Fiftyseventh Street, wo sie beide ihre Wagen deponiert hatten.
Nach einem überschwenglichen Abschied und Veras schrillem
Versprechen: »Ach, wir suchen einfach ein andermal weiter.
Den idealen Teppich für mich gibt es bestimmt irgendwo«, war
Jason dann endlich auf dem Heimweg nach Alpine.
    Wie undeutlich war wohl das Foto, das die versteckte Kamera
von ihm aufgenommen hatte? grübelte er, während er in dem
relativ flotten Nachmittagsverkehr

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