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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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auch früher immer freibekamen. Kinellen und
Bartlett waren gut, und sie hatten es noch stets geschafft, ihn
ohne nennenswerten Schaden durch diese früheren
Ermittlungsverfahren zu bringen.
    Dieses Mal jedoch hatten die Feds, wenn man vom
Eröffnungsplädoyer des Bundesstaatsanwalts ausging,
reichliches und unumstößliches Beweismaterial. Trotzdem
hatten sie bestimmt Angst davor, daß Jimmy wieder einmal ein
Kaninchen aus dem Zylinder hervorzaubern würde.
    Barney rieb sich mit der Hand über die fleischige Wange. Er
wußte, daß er arglos wie ein einfältiger Bankangestellter aussah,
ein Umstand, der ihm immer zum Vorteil gereicht hatte. Die
Leute übersahen ihn gewöhnlich oder dachten nicht an ihn.
Selbst die Typen im engsten Umkreis von Weeks schenkten ihm
nie viel Beachtung. In ihren Augen war er nur ein Handlanger.
Keiner von ihnen hatte je begriffen, daß er es war, der das
Schwarzgeld in solide Anlagen verwandelte und sich um Konten
in aller Welt kümmerte.
    »Wir können Sie in das Zeugenschutzprogramm reinkriegen«,
sagte Young gerade. »Aber erst, nachdem Sie mindestens fünf
Jahre abgesessen haben.«
»Zuviel«, brummte Barney.
    »Hören Sie, Sie haben doch angedeutet, daß Sie Jimmy einen
Mord anhängen können«, sagte Young, während er ein
eingerissenes Stück seines Daumennagels untersuchte. »Barney,
ich habe da soviel rausgeholt, wie ich konnte. Sie müssen jetzt
entweder mit der Sprache rausrücken oder es eben bleiben
lassen. Die würden Weeks doch liebend gern einen Mord
anhängen. Auf diese Weise müßten sie sich nie mehr mit ihm
herumschlagen. Wenn er lebenslang sitzt, fällt seine
Organisation wahrscheinlich in sich zusammen. Genau darauf
haben sie’s abgesehen.«
    »Ich kann ihn mit einem Mord in Verbindung bringen. Die
müssen dann beweisen, daß er’s auch getan hat. Heißt es denn
nicht, daß der Staatsanwalt, der diesen Fall verfolgt, daran
denkt, gegen Frank Green in der Gouverneurswahl anzutreten?«
    »Falls sie von ihren Parteien nominiert werden«, erwiderte
Young, während er in seiner Schreibtischschublade nach einer
Nagelfeile fischte. »Barney, ich fürchte, Sie müssen aufhören,
immer nur im Kreis herumzureden. Sie vertrauen mir jetzt lieber
an, worauf Sie da anspielen. Andernfalls kann ich Ihnen nicht
helfen, eine vernünftige Entscheidung zu treffen.«
    Ein Stirnrunzeln überflog Barneys kindlich wirkendes, rundes
Gesicht. Dann straffte sich seine Stirn, und er erklärte: »Nun
gut. Ich werd’s Ihnen sagen. Erinnern Sie sich’ noch an den
Sweetheart-Mordfall, den mit der jungen Ehefrau, die so sexy
aussah und die man tot aufgefunden hat, mit lauter Rosen über
sie gestreut? Das ist zwar zehn Jahre her, aber es war der
Prozeß, durch den Frank Green sich seinen Namen gemacht
hat.«
    Young nickte. »Ja, ich erinnere mich. Er hat erreicht, daß der
Ehemann verurteilt wurde. Eigentlich war das nicht so
schwierig, aber der Fall erregte eine Menge Aufsehen und hat
die Zeitungsauflagen gesteigert.« Seine Augen wurden schmal.
»Was ist damit? Sie wollen doch nicht sagen, daß Weeks mit
diesem Fall etwas zu tun hatte, oder?«
    »Wissen Sie noch, wie der Ehemann behauptet hat, er hätte
seiner Frau diese Rosen nicht geschenkt, sie müßten ihr von
irgendeinem anderen Mann geschickt worden sein, mit dem sie
eine Affäre hatte?« Auf Youngs Nicken hin fuhr Haskell fort:
»Jimmy Weeks hat Suzanne Reardon diese Rosen geschickt. Ich
muß es wissen. Ich hab’ sie bei ihr zu Hause um zwanzig vor
sechs an dem Abend, an dem sie starb, abgegeben. Es war eine
Karte bei dem Strauß, die er selbst geschrieben hat. Ich zeige
Ihnen, was draufstand. Geben Sie mir ein Stück Papier.«
    Young schob ihm den Notizblock hinüber, der beim Telefon
lag. Barney griff nach seinem Füllfederhalter. Eine Weile später
gab er den Notizblock zurück. »Jimmy
nannte Suzanne
›Sweetheart‹«, erklärte er. »Er hatte sich für diesen Abend mit
ihr verabredet. Und das hier hat er auf die Karte geschrieben.«
    Young prüfte den Zettel, den Barney zu ihm zurückgeschoben
hatte. Sechs Musiknoten in C-Dur standen da, mit fünf Wörtern
darunter. »I’m in love with you.« Die Unterschrift lautete: »J.«
    Young summte die Noten, blickte dann Barney an. »Der
Anfang des Songs Let Me Call You Sweetheart«, sagte er.
»Mmhmm. Und die erste Zeile geht weiter mit: I’m in love
with you.«
»Wo ist diese Karte?«
»Das ist es ja. Niemand hat was davon

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