Ein Gespenst auf Schatzjagd - Sherlock von Schlotterfels ; 1
„Seht ihr dort hinten das grünliche runde Dach? Das ist die Kuppel des Turms. Darunter befindet sich die Sternwarte mit Fernrohren, Planetenmodellen und allem, was dazugehört. Alles im Originalzustand erhalten!“
Sherlock machte vor den beiden Herzögen halt. Er kniff die Augen zusammen und verglich die beiden herzoglichen Köpfe miteinander.
„Froschmäuler, alle beide!“, zischte er.
Max und Paula warfen sich einen panischen Blick zu. Sie hatten jedes Wort verstanden. Genauso wie Nepomuk von Au.
„Froschmäuler?“ Er schaute sich verwirrt um. „Hat hier jemand etwas von Froschmäulern gesagt?“
„Da müssen Sie sich verhört haben!“, behauptete Paula. „Oder hast du etwas gehört, Max?“
Max schüttelte den Kopf.
Nepomuk von Au zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich bin ich etwas überarbeitet.“
Paulas Herz raste wie wild. Denn mittlerweile fing Sherlock an, dem Herzog Grimassen zu schneiden und ihm die Zunge herauszustrecken. Wenn er nur den Mund hielt und nichts anstellte!
„Das ist ja alles wahnsinnig interessant“, sagte Paula und warf Sherlock einen durchdringenden Blick zu. „Unsere Lehrerin hat uns etwas von einem Riesendiamanten erzählt. Kann es sein, dass er verschwunden ist?“
Nepomuk von Au streichelte seinem Vorfahren zum Abschied über den Kopf und setzte sich wieder zu den Kindern. „Oh ja! Der ist vor über dreihundert Jahren gestohlen worden und nie wieder aufgetaucht. Das kam so: Eigentlich war der gute Roderich mit der Astronomie verheiratet. Doch eines Tages traf er diese Theresia Soundso.“
„Soundso? Von Schlotterfels, wenn ich bitten darf!“, schnauzte Sherlock hinter der Büste der Hartmuthe von Au hervor, die direkt neben Max stand. Als er Paulas mahnenden Blick sah, schlug er sich schnell die Hand vor den Mund und suchte hinter Hartmuthe Schutz.
„Was hast du gesagt?“, wandte sich Nepomuk an Max.
„Ähm … Ich glaube, sie hieß von Schlotterfels“, sprang Paula geistesgegenwärtig ein.
„Na ja, kurz und gut: Sie hat ihn vor dem Altar sitzen lassen“, sagte Nepomuk von Au.
„Weil er ein hinterhältiges Froschmaul war!“, wisperte Sherlock gut hörbar hinter seiner Säule.
„Wie bitte?“ Nepomuk von Au warf Max einen entrüsteten Blick zu.
„Ich habe nichts gesagt!“, rief Max schnell.
Nepomuk schaute ihn misstrauisch an. Dann fuhr er fort: „Allerdings hat diese Diebin ihm vorher noch den Stein gestohlen.“
„Verachtenswürdiger Lügenbold! Du Kakerlake, du Wanze!“, polterte Sherlock los.
„So redest du nicht noch mal mit mir!“, rief Nepomuk von Au und funkelte Max wütend an.
„Haben Sie noch alle Tassen im Schrank?“, fauchte Max das Gespenst hinter der Säule an und natürlich dachte Nepomuk, er wäre gemeint.
„Also das ist ja wohl die Höhe!“, brauste Nepomuk auf. „Ich werde mich doch von einem Dreikäsehoch wie dir nicht beleidigen lassen!“
Sherlock amüsierte die ganze Situation köstlich.
Mit einem hämischen Grinsen schwebte er zu der Büste von Roderich von Au hinüber. Paula verfolgte ihn mit angstgeweiteten Augen.
Da krachte und schepperte es auch schon ohrenbetäubend. Max kniff die Augen zusammen und Paula hielt sich die Ohren zu. Die Büste Roderichs von Au lag in tausend Teile zersprungen auf dem Boden und ein sehr zufrieden grinsendes Gespenst nahm händereibend die nächste Büste ins Visier.
„Oh nein, wie konnte das passieren?“ Der Herzog kniete neben den Steintrümmern und war den Tränen nahe. „Der arme Roderich!“, schluchzte Nepomuk von Au. Und schon fiel krachend Hartmuthe von Au zu Boden.
Paula stützte seufzend den Kopf in die Hände. Dieses Gespenst! Mit einem gehässigen Grinsen schwebte es vor sich hin summend ins Haus.
„Geht jetzt!“, kreischte Herzog von Au in Tränen aufgelöst. Er raufte sich die Haare und brüllte: „Verschwindet!“
Rache ist Blutwurst
„Und ich sage euch, der lügt, wenn er den Mund aufmacht!“, polterte Sherlock.
Sie saßen wieder im Geheimzimmer und beratschlagten ihr weiteres Vorgehen. Sherlock lag ausgestreckt auf seinem staubigen Bett und hatte die Hände über der Brust ineinandergefaltet.
„Dieser Nepomuk würde sich doch lieber die Zunge abbeißen, als zuzugeben, dass sein Urahn ein gemeiner Lügner und Betrüger war! Pah!“
Paula saß im Schneidersitz auf dem weinroten Sofa und schob ihren Kaugummi von einer Backe in die andere. „Das kann gut sein.“ Mit einem lauten Knall ließ Paula eine Kaugummiblase
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