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Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall

Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall

Titel: Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Winter
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würde auch unter den restlichen Stockmen niemanden finden, der sich ernstlich für das Schicksal des Vormanns interessierte. Das musste seine Gründe haben – und einer oder mehrere davon konnten durchaus auch ein Mordmotiv sein. Allerdings würde es schwierig sein, die Gründe für Buttlers Unbeliebtheit herauszufinden.
    Daryl setzte sich zu den Männern. Während des Essens unterhielt er sich mit ihnen über den bevorstehenden Viehtrieb. Dabei versuchte er einige Male, das Gespräch auf den Pigeon Pool und das einäugige Krokodil zu lenken, aber sowohl Bruce als auch die Eingeborenen wurden bei diesem Thema jedes Mal schweigsam. Schließlich gab er es auf.
    Er musste Geduld haben. Irgendwann würde er auf eine entscheidende Spur stoßen, da war er sich sicher. Darin – und in einigen Dingen mehr – unterschied er sich von seinen Polizeikollegen in Perth. Die betrachteten Zeit als ihren schlimmsten Feind. Eine alte Spur war für sie eine kalte Spur. Daryl sah das anders. Gerade in Fällen wie diesen konnte Geduld zur stärksten Waffe werden.
    Bruce Pierson stand auf und ging zu Meena, um sich eine weitere Portion Fleisch und Süßkartoffelauflauf zu holen. Ray Hill beobachtete ihn. Als Bruce nicht an seinen Platz zurückkehrte, sondern mit Meena zu flirten begann, schob Ray verärgert seinen Stuhl zurück und ging mit halb vollem Teller zur Serviertheke. Er schob ihn zu Meena über den Tresen, dann wandte er sich an Bruce.
    Daryl konnte nicht hören, was die beiden sagten, aber eins war sicher: Es war kein Gespräch unter guten Freunden.
    Als Bruce an den Tisch zurückkehrte, lag ein seltsames Lächeln auf seinen Lippen.
     

5
     
     
     
    Während der folgenden Tage unternahm Daryl mit Poison-Joe einige Erkundungsflüge über die Mount-Keating-Station, um herauszufinden, wo sich die versprengten Rinder befanden. Außerdem half er im Basiscamp beim Ausmustern der Reitpferde. Diese Arbeit machte ihm fast ebenso viel Spaß wie das Fliegen. Der Polizeidienst in Perth war dagegen allerdings ein Zuckerschlecken. Abends taten ihm sämtliche Knochen weh und er kroch todmüde in seinen Schlafsack, doch zum ersten Mal seit vielen Monaten hatte er das Gefühl, wieder richtig zu leben.
    Den ganzen Tag im Freien zu sein und draußen unter den Sternen zu schlafen, war eine wunderbare Sache. Es erinnerte ihn an die langen Streifzüge durch den Busch, die er früher mit seinem Aborigine-Ziehvater Ungjeeburra unternommen hatte. Gemeinsam waren sie auf die Jagd gegangen oder hatten an den geheimen und heiligen Plätzen des Stammes Kulthandlungen zelebriert. An den meisten dieser Rituale hatte Daryl teilnehmen dürfen, manche waren jedoch den Tschilpi , den Wissenden, wie Ungjeeburra einer war, vorbehalten. Leider war der alte Eingeborene einer der letzten seines Stammes, der noch über das jahrtausendealte Wissen der Ahnen verfügte, der wusste, wie man die uralten Felsbilder, die die höchsten Wesen und Totem-Ahnen darstellten, berührte , also mit neuen Farben auffrischte, um die Kräfte, die von ihnen ausgingen, zu beschwören. Und er war auch einer der Letzten, die noch um die Bedeutung der Tjurungas wussten, jener hölzernen Sakralobjekte, die regelmäßig mit rotem Ocker und Fett eingerieben werden mussten, damit sie ihre Wachstums- und Fortpflanzungsenergien freisetzen konnten.
    Seit Daryl zur Mordabteilung in Perth versetzt worden war, sah er Ungjeeburra nur noch selten und das schmerzte ihn. Er vermisste seinen alten Lehrmeister und Freund. Er vermisste die prasselnden Lagerfeuer in kalten Wüstennächten, die unbarmherzige, aber einzigartige Schönheit der Wüste, die Jagd und die unerschöpflich scheinenden Geschichten und Weisheiten des alten Aborigines. Umso mehr genoss er es, hier im Outback zu sein.
    Inzwischen hatte er fast alle Personen kennengelernt, die an dem fraglichen Tag in der Nähe des Billabongs gewesen waren oder Gelegenheit gehabt hätten, unbemerkt dorthin zu gelangen.
    Ray Hill war damit beschäftigt gewesen, einen »Bullenrammer« zu reparieren, wie man die verbeulten Geländewagen nannte, mit denen man beim Viehtrieb gefährliche Rinder zurück zur Herde trieb.
    Martin Barrow, der den ganzen Tag in seinem Büro Schreibarbeiten erledigt hatte, war zwar davon ausgegangen, dass sich Hill im Arbeitsschuppen aufhielt, doch gesehen hatte er ihn nicht. Ray hätte durchaus mit einem der Motorräder zum dreißig Minuten entfernten Pigeon Pool fahren und Floyd Buttler auf dem Rückweg zur Station abfangen

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