Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall
er aber aus Erfahrung, dass dieses »früher oder später« ganz genau das war, was Garratt nicht von ihm hören wollte.
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Fünf Tage später hatten sie alle Rinder südlich der Farm zusammengetrieben. Die Herde, die die Stockmen nun zu den Sammelkoppeln auf Mount Keating trieben, war inzwischen zu einer beachtlichen Größe angewachsen. Danach sollte die Suche nach Rindern nördlich der Station weitergehen.
Damit hatte Daryl zwei bis drei Tage Zeit, ehe er wieder als fliegender Viehtreiber zum Einsatz kommen würde. Diese Zeit nutzte er, um den Hubschrauber zu warten und einen Abstecher nach Kalumburu zu machen, wo inzwischen auch der Brief seines Chiefs angekommen sein musste.
Aus der Luft wirkte die Mission, die nur wenige Kilometer von der Mündung des King Edward Rivers entfernt lag, wie ein kleines Paradies am Ende der Welt.
Der raue, steinige Track, der sich durch die Kimberleys hinauf bis nach Kalumburu wand, verwandelte sich kurz vor der Ortschaft in eine von Kokospalmen und Mangobäumen bestandene Allee, die den Besucher bis vor die alten, von Benediktinermönchen erbauten Sandsteingebäude der Mission und die dazugehörige Kirche führte. Ungefähr vierhundert Menschen lebten hier, der weitaus größte Teil von ihnen waren Aborigines. Außerdem gab es in Kalumburu eine Schule, ein Health Center, einen kleinen Supermarkt sowie fließend Wasser und sogar Strom. Die einfachen, farbigen Sperrholzhäuser lagen verstreut zwischen Kokospalmen, dichten Bananenstauden, Mangobäumen und Bougainvillea-Ranken versteckt und verliehen dem Ort einen ganz eigenen Zauber.
Die Hughes 300 hatte den Boden noch nicht berührt, als eine Schar Eingeborenenkinder herbeiströmte, um den Hubschrauber zu bestaunen.
Nach der Landung pickte sich Daryl die drei Größten unter ihnen heraus und versprach jedem einen Dollar, wenn sie dafür sorgten, dass sich die übrigen Kinder vom Helikopter fernhielten. Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn er kannte die unstillbare Neugierde der Aborigine-Kinder. Wenn er die Hughes einfach unbeaufsichtigt stehen ließ, würde er sie nach seiner Rückkehr womöglich zur Hälfte in ihre Einzelteile zerlegt vorfinden, ohne dass das freilich böse Absicht gewesen wäre.
Im General Store, der gleichzeitig auch als Poststelle diente, holte er den Brief ab. Als er den Absender auf dem dicken Briefumschlag sah, lächelte er anerkennend. Chief Inspector Garratt hatte, um niemanden neugierig zu machen, anstelle der Adresse des Police Departments von Perth seine Privatanschrift angegeben.
Daryl kaufte sich eine Flasche Ginger-Bier und setzte sich in den Schatten eines mächtigen Mangobaumes. Ein richtiges Bier wäre ihm bei der Hitze zwar lieber gewesen, aber Alkohol war in Kalumburu wie auch in anderen Missionen und Communitys zum Schutz der Eingeborenen verboten.
Zunächst las Daryl Chief Inspector Garratts Brief, in dem er sich in seiner üblichen schroffen Art darüber beschwerte, dass Daryl bisher noch nicht telefonisch Bericht erstattet habe, und ihn anwies, dies gefälligst umgehend nachzuholen. Danach beschäftigte er sich mit den Ergebnissen der Untersuchungen, um die Daryl gebeten hatte.
Die Überprüfungen von Ray Hill und Agnes Sharp hatten nichts Neues ergeben. Beide waren weder vorbestraft noch gab es in ihrer Vergangenheit irgendwelche Besonderheiten. Anders sah dies bei Poison-Joe aus.
Nach den Polizeiakten hieß der alte Farmarbeiter Joe Banks und war ein unbeschriebenes Blatt. Doch die Überprüfung der Fingerabdrücke auf Poison-Joes Cola-Dose hatte ergeben, dass sein wahrer Name Joseph Forbes war und er knapp zwei Jahre in Südaustralien im Gefängnis gesessen hatte, weil er bei einer Schlägerei in einem Pub einen Mann zu Tode und einen anderen krankenhausreif geprügelt hatte. Drei Monate, nachdem er auf Bewährung freigelassen worden war, erging erneut ein Haftbefehl gegen ihn. Diesmal wegen Verdachts auf bewaffneten Banküberfall und Mord. Doch Joseph Forbes war verschwunden.
Daryls Vermutung, dass der alte Farmarbeiter etwas verheimlichte, hatte sich also als richtig erwiesen. Blieb die Frage, ob diese Entdeckung in irgendeiner Weise mit Floyd Buttlers Verschwinden zusammenhing. Grund genug hatte er jetzt jedenfalls, Joseph Forbes alias Joe Banks alias Poison-Joe auf den Zahn zu fühlen.
Vom öffentlichen Telefon neben dem General Store rief Daryl die Polizeistation in Broome an und verlangte Sergeant Morley.
Er vermutete, dass der rechtsmedizinische
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