Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall
als ich.«
»Allerdings«, knurrte Barrow verstimmt. »Es ist wirklich nicht meine Art, einen Freund anzulügen.«
»Sehen Sie es bitte nicht als Lüge, sondern vielmehr als Mittel zum Zweck. Ich verspreche Ihnen, dass ich mich am Montag bei Garratt melden werde.«
»Ich nehme Sie beim Wort, und wenn ich Sie eigenhändig vor das Funkgerät schleifen und auf dem Stuhl festbinden muss.«
Daryl sah ihn amüsiert an. »Keine Bange, so weit wird es nicht kommen.«
»Was jetzt?«
»Das hängt einerseits von der Wirkung Ihrer Rede ab, anderseits von den Nerven unserer Verdächtigen. Ich möchte keine Wetten abschließen, aber ich bin ziemlich sicher, dass sich bis Montag einiges tun wird.«
Martin Barrow seufzte. »Und was? Sie haben mir noch immer nicht gesagt, was Sie bisher eigentlich herausgefunden haben.«
»Das ist richtig, und ich entschuldige mich dafür. Aber ich habe es mir nun einmal zum Grundsatz gemacht, möglichst nicht über meine Ermittlungen zu sprechen, ehe ich nicht sicher bin, den Fall gelöst zu haben. Aber ich denke, dass ich jetzt alle Fakten kenne und Ihnen verraten kann, wer Floyd Buttler und Bruce Pierson getötet hat.«
In diesem Augenblick klopfte es an der Tür.
Martin Barrow erhob sich mit einem ärgerlichen Grummeln, um zu öffnen.
Als er wenig später mit Lucky Kiwi das Wohnzimmer betrat, erhob sich Daryl. Er legte einen zufriedenen Ausdruck auf sein Gesicht, den der Viehzüchter so deuten musste, dass Daryl mit diesem Besuch gerechnet hatte.
»Ich breche jetzt auf«, sagte Lucky Kiwi zu ihm gewandt. »Wollte mich nur noch verabschieden und Ihnen mitteilen, dass Sie recht hatten.«
Barrow sah den Händler und Daryl neugierig an und setzte sich wieder.
»Sie hatten mich gebeten, Ihnen zu sagen, falls jemand mitfahren will. Nun, Poison-Joe ist am Packen.«
»Poison-Joe will Mount Keating verlassen?«, rief der Viehzüchter erstaunt und sprang gleich wieder auf. »Was ist denn in den gefahren?«
»Genau das, was ich erwartet hatte«, entgegnete Daryl ruhig. »Was für einen Eindruck hat er auf Sie gemacht?«, wollte er von dem Neuseeländer wissen.
»Eigentlich einen ganz normalen. Er ist weder ängstlich noch nervös, wenn Sie das meinen.«
»Danke«, sagte Daryl. Er gab dem fahrenden Händler zum Abschied die Hand. »Ich fürchte, Sie werden auf Ihrer Weiterfahrt auf Gesellschaft verzichten müssen.«
»Das dachte ich mir schon. Sie sind Polizist, nicht wahr?«
»Und Sie ein ausgezeichneter Menschenkenner.«
Daryl eilte mit schnellen Schritten hinüber zu Poison-Joes Quartier.
Es hatte ihn einige Mühe gekostet, Martin Barrow davon zu überzeugen, dass es besser sein würde, wenn er allein mit dem alten Farmarbeiter sprach. Er wusste, es würde auch so schwer genug werden, den Mann am Gehen zu hindern. Offenbar ahnte Poison-Joe, dass man seinem Geheimnis auf die Spur gekommen war, und wollte sich deshalb verdrücken.
Die Tür zu Poison-Joes Quartier stand einen Spaltbreit offen. Als Daryl sie vorsichtig aufstieß, fiel sein Blick sofort auf den Stockman. Poison-Joe stand mit dem Rücken zu ihm und packte seine wenigen Habseligkeiten in eine Tasche.
»Wusste gar nicht, dass Sie Ihren Job gekündigt haben«, sagte Daryl in heiterem Ton und lehnte sich lässig gegen den Türrahmen.
Der alte Mann drehte sich erschrocken um. »Hab’ ich auch nicht.«
»Dann wollen Sie sich einfach so aus dem Staub machen?«
Poison-Joe hatte sich bereits wieder im Griff. »Werd’s dem Boss schon noch sagen.«
»Darf man nach dem Grund fragen?«
»Da gibt’s keinen besonderen Grund. Bin einfach schon zu lange hier.« Er wandte sich um und packte weiter.
Daryl stieß sich vom Türrahmen ab und trat in den Raum. Als er sich vergewissert hatte, dass sie allein waren, gab er der Tür mit dem Absatz einen Stoß. Als sie ins Schloss fiel, drehte sich Poison-Joe erneut zu ihm um.
»Wenn Sie noch was auf dem Herzen haben, sollten Sie sich beeilen«, sagte er. »Der fahrende Händler wartet auf mich. Außerdem will ich mich noch vom Boss verabschieden.«
»Ich glaube nicht, dass ich das zulassen kann.«
»Was soll das denn werden?«, spottete Poison-Joe. »Sie wollen mir verbieten, zu gehen? Mann, Sie sind zwar jünger und schneller als ich, aber glauben Sie mir, das hilft Ihnen wenig.«
»Darauf lass ich’s ankommen. Sehen Sie, ich hätte Sie schon längst festnehmen können. Aber ich hab’s nicht getan.«
Poison-Joe sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Bruce hatte also
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