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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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mit jemandem reden, versteht ihr? Ich bin noch ziemlich auf der Reise.« Er entledigt sich seiner feuchten Kleider und stellt sich unter den Reiniger. Das Gerät bläst und reibt und sprüht, nimmt Schmutz und Schweiß restlos weg. Dann läßt er auf die gleiche Weise seine Kleider säubern. Das Mädchen kommt auf ihn zu. Sie hat ihre Brustverzierungen abgenommen; die weißen Eindrücke des Metalls auf ihrem zartrosa Fleisch röten sich zusehends. Sie kniet vor ihm nieder. Ihre Hände berühren seine Schenkel, ihre Lippen nähern sich der Lendengegend.
    »Nein«, sagt er. »Tu es nicht.«
    »Nein?«
    »Ich kann es hier nicht machen.«
    »Aber warum?«
    »Wollte nur den Reiniger benützen. Konnte meinen eigenen Gestank nicht mehr ertragen. Und ich muß heute nacht in der 500. Ebene nachtwandeln.« Ihre Finger streicheln zwischen seinen Beinen hin und her; behutsam entfernt er sie. Er zieht sich wieder an, und das Mädchen sieht erstaunt zu, wie er ein Kleidungsstück nach dem anderen anlegt. »Du wirst es wirklich nicht tun?« fragt sie.
    »Nicht hier. Nicht hier.« Sie sieht ihm verständnislos nach, als er hinausgeht. Ihr entsetzter Blick macht ihn ein wenig traurig. Heute muß er zum Mittelpunkt des Gebäudes gehen, aber morgen wird er bestimmt zurückkommen und ihr alles erklären. Er notiert sich die Nummer des Raums. 52.908. Nachtwandeln sollte eine zufällige Sache sein, aber zum Teufel damit; er schuldet ihr etwas. Morgen.
    In der Halle findet er einen Drogenverteiler und verlangt seine Pille, während er die Daten seines Stoffwechsels eingibt. Die Maschine nimmt die notwendigen Berechnungen vor und gibt ihm eine Dosis für fünf Stunden, die in zwölf Minuten wirksam werden wird. Er schluckt sie und tritt in den Fall-Lift.
    Die 500. Ebene.
    So nahe am Mittelpunkt wie möglich. Eine metaphysische Laune, aber warum nicht? Er hat sich die Fähigkeit bewahrt, Spiele zu spielen. Wir Künstler bleiben glücklich, weil wir Kinder bleiben. In elf Minuten wird es anfangen. Er geht den Korridor hinunter, öffnet eine Tür nach der anderen. Im ersten Raum findet er einen Mann, eine Frau und noch einen Mann, »‘tschuldigung«, ruft er. Im zweiten Raum drei Mädchen. Das bringt ihn in Versuchung, aber nur momentan. Sie sehen ohnehin so aus, als seien sie voll miteinander beschäftigt. »Entschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung.« Im dritten Raum ein Paar mittleren Alters; sie sehen ihm hoffnungsvoll entgegen, aber er geht weiter.
    Beim viertenmal hat er Glück. Ein dunkelhaariges Mädchen, allein, ein wenig schmollend. Ihr Mann ist offenbar nachtwandeln gegangen, und niemand ist zu ihr gekommen. Anfang Zwanzig, schätzt Dillon, und sie hat eine feine, schmale Nase, glänzende Augen, elegant geformte Brüste und eine glatte Haut. Sie muß schon seit Stunden so daliegen, denn sie nimmt ihn erst richtig wahr, als er schon fünfzehn Sekunden oder länger im Raum ist. »Hallo«, sagt er. »Bitte lächeln. Willst du nicht wenigstens ein bißchen lächeln.«
    »Du kommst mir bekannt vor. Die Kosmosgruppe?«
    »Dillon Chrimes, ja. Spiele den Vibrastar. Wir spielten heute in Rom.«
    »Du spielst in Rom und nachtwandelst in Bombay?«
    »Zum Teufel, ja. Ich habe philosophische Gründe. Ich muß im Mittelpunkt des Gebäudes sein, verstehst du? Verlang aber nicht, daß ich dir das erkläre.« Er sieht sich in dem Raum um. Sechs Kleine. Einer von ihnen ist wach, er dürfte etwa neun Jahre alt sein und hat die glatte, zarte Haut seiner Mutter. Sie dürfte demnach nicht ganz so jung sein, wie sie aussieht. Mindestens fünfundzwanzig, nimmt Dillon an, aber das macht ihm nichts aus. In wenigen Minuten wird er es ohnehin mit dem ganzen Urbmon machen, mit all seinen Bewohnern jeden Alters, Aussehens und Geschlechts. »Ich bin auf Trip«, sagt er. »Mit einem Multiplexer. In sechs Minuten geht es los.«
    Sie legt die Hand auf ihre Lippen. »Dann haben wir nicht mehr viel Zeit. Du solltest in mir sein, bevor du hochgehst.«
    »Funktionieren die Dinger so?«
    »Wußtest du das nicht?«
    »Ich habe noch nie so etwas genommen«, bekennt er. »Kam einfach nie dazu.«
    »Ich auch nicht. Ich habe nicht gedacht, daß jemand tatsächlich Multiplexer nimmt. Aber ich habe davon gehört, wie man sich dabei verhalten soll.« Sie entkleidet sich, während sie redet. Schwere Brüste, große dunkle Kreise um die Warzen herum. Ihre Beine wirken merkwürdig dünn; wenn sie aufrecht steht, liegen die Innenseiten ihrer Schenkel weit auseinander. Es gibt

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