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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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eine alte Legende über Mädchen, die so gebaut sind, aber Dillon kann sich nicht daran erinnern. Er läßt seine Kleider fallen. Die Droge beginnt schon zu wirken, einige Minuten früher als vorgesehen – die Wände glitzern, die Lampen wirken trübe. Seltsam. Es liegt vermutlich daran, daß er schon durch seine Vorstellung ziemlich aufgedreht worden ist. Na ja, macht nichts. Er geht auf die Schlafplattform zu. »Dein Name?« fragt er.
    »Alma Clune.«
    »Das ist schön, wie sich das ausspricht. Alma.« Sie nimmt ihn in ihre Arme. Das wird keine außergewöhnliche erotische Erfahrung für sie werden, fürchtet er. Wenn der Multiplexer wirkt, dann wird er sich wohl kaum mehr entsprechend auf ihre Bedürfnisse konzentrieren können, und in jedem Fall macht es der Zeitdruck notwendig, das Vorspiel auszulassen. Aber sie scheint es zu verstehen. Sie will seinen Trip nicht stören. »Komm, ich helf dir hinein«, sagt sie. »Es geht schon. Ich werde da sehr schnell feucht.« Er dringt in sie ein. Heiß. Ihre Zungen berühren sich; ihre schmalen Schenkel umschlingen ihn. Er bedeckt ihren Körper mit dem seinen. »Fängt die Reise schon an?«
    Er schweigt einen Augenblick lang. Rein und raus, rein und raus. »Ich glaube, es fängt an«, erklärt er. »Ich spüre es. Es ist so, als hätte man zwei Mädchen gleichzeitig. Ich bekomme Echos.« Er ist angespannt wie eine Feder. Er will nicht alles zunichte machen, indem es ihm kommt, bevor die Wirkung da ist. Andererseits, wenn sie der Typ ist, der schnell kommt, dann könnte er ihr ruhig zwei oder drei Orgasmen verschaffen; der Multiplexer wird erst in neunzig Sekunden voll wirksam werden. Diese Rechnungen lassen ihn erstarren. Und dann verlieren sie ihren Sinn. »Es passiert«, wispert er. »Oh, Gott, ich fliege empor!«
    »Ruhig bleiben«, murmelt Alma. »Nichts überstürzen. Langsam… langsam… Du machst es richtig. Du willst sicher, daß es lange anhält. Kümmere dich nicht um mich. Mach nur weiter… flieg!«
    Rein und raus. Rein und raus. Und jetzt das Vervielfachen, der Multiplexer kommt. Sein Geist dehnt sich aus. Die Droge macht ihn psychosensitiv; sie zerschlägt die chemische Abwehr des Gehirns gegen direkte telepathische Strahlungen, so daß er die Empfindungen der Menschen um ihn herum wahrnehmen kann. Die Reichweite seines Geistes wird immer größer, erweitert sich von Augenblick zu Augenblick. Wenn man ganz oben ist, so sagen sie, dann verfügt man über die Augen und Ohren eines jeden anderen; man nimmt eine unendliche Anzahl von Reaktionen gleichzeitig auf, man ist jeder Bewohner des ganzen Gebäudes gleichzeitig. Ob es so sein wird? Strömt das Bewußtsein von vielen anderen durch seines? Es scheint so. Er beobachtet, wie der wehende, feurige Mantel seiner Seele sich um Alma legt und sie in sich aufnimmt, so daß er gleichzeitig mit dem Gesicht nach unten wie mit dem Gesicht nach oben liegt, und jedes Mal, wenn er tief in ihre heiße Höhle eindringt, spürt er gleichzeitig, wie das stumpfe Schwert in seinen eigenen Körper stößt. Und das ist erst der Anfang. Sein Geist breitet sich jetzt über Almas Kinder, hüllt sie ein. Der Neunjährige. Das leise plärrende Baby. Er ist die sechs Kinder und ihre Mutter. Wie einfach das geht! Er ist die Familie nebenan. Acht Kleine, die Mutter, ein Nachtwandler von der 495. Etage. Er dehnt seine Reichweite bis zur Ebene über sich aus. Und nach unten. Und entlang den Korridoren. In traumhafter Vervielfachung nimmt er vom ganzen Gebäude Besitz. Ganze Lagen von dahinhuschenden Bildern hüllen ihn ein. 500 Ebenen über seinem Kopf, 499 unter ihm, und er sieht sie alle wie horizontale Streifen, eingeritzt in einen hoch aufragenden Baum. Streifen, die mit Ameisen bevölkert sind. Und er ist all diese Ameisen zu gleicher Zeit. Warum hat er das noch nie vorher getan? Er ist der gesamte Urbmon!
    Er umfaßt bereits zwanzig Ebenen in jeder Richtung. Und dehnt sich immer noch weiter aus. Seine Fühler dringen überallhin. Und das ist erst der Anfang. Er vermischt sich selbst mit der Gesamtheit des Gebäudes, ist der Urbmon.
    Unter ihm bewegt sich Alma. Becken drückt gegen Becken; er nimmt sie schwach wahr, als sie vor Vergnügen leise seufzt. Aber nur ein Atom seiner selbst ist mit ihr beschäftigt. Der Rest fließt durch die Korridore der Städte, die den Urban Monad 116 ausmachen. Dringen in jeden Raum ein. Ein Teil von ihm ist oben in Boston, ein Teil von ihm unten in London, ebenso ist er in Rom und Bombay. Hunderte von

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