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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Spion. Ich will nur eins, und das ist reisen. Vor allem zum Meer. Hast du jemals das Meer gesehen?… Nein? Das ist mein Traum – den Strand entlangzulaufen, das Rauschen der Wellen zu hören, den feuchten Sand unter den Füßen zu spüren…«
    Die Begeisterung in seiner Stimme beginnt sie vielleicht zu überzeugen. Sie zuckt die Achseln, sieht etwas weniger bestimmt drein und sagt: »Wie ist dein Name?«
    »Michael Statler.«
    »Alter?«
    »Dreiundzwanzig.«
    »Wir könnten dich in die nächste Kurierkapsel stecken, zusammen mit der fälligen Pilzladung. Du wärst in einer halben Stunde wieder in deinem Urbmon.«
    »Nein«, widerspricht er hastig. »Macht das bitte nicht. Laßt mich weiter in Richtung Osten gehen. Ich bin nicht bereit, so früh schon zurückzugehen.«
    »Noch nicht genug Informationen gesammelt, soll das wohl heißen?«
    »Ich habe gesagt, ich bin kein…«
    Er bricht ab, weil er begreift, daß sie ihn nur aus der Fassung bringen will.
    »In Ordnung. Vielleicht bist du kein Spion. Vielleicht tatsächlich nur ein Verrückter.« Sie lächelt zum erstenmal und läßt sich ihm gegenüber nieder, lehnt sich dabei gegen die Wand. In lockerem Unterhaltungston fragt sie ihn: »Was hältst du von unserem Dorf, Statler?«
    »Ich weiß nicht einmal, wo ich mit meiner Antwort anfangen sollte.«
    »Wie erscheinen wir dir? Einfach? Kompliziert? Böse? Bedrohlich? Ungewöhnlich?«
    »Fremdartig«, sagt er.
    »Fremdartig im Vergleich zu den Leuten, unter denen du gelebt hast, oder absolut fremdartig?«
    »Ich weiß nicht so recht, wie ich da einen Unterschied machen soll. Es ist jedenfalls eine völlig andere Welt hier draußen. Ich – ich – wie ist übrigens dein Name?«
    »Artha.«
    »Arthur? Das ist bei uns ein Männername.«
    »A-R-T-H-A!«
    »Ach so. Artha. Interessant. Ein schöner Name.« Er spielt mit den Fingern. »Die Art, wie ihr hier so nahe dem Boden lebt, Artha. Für mich ist das irgendwie traumhaft. Diese kleinen Häuser. Der Platz in der Mitte. Wie ihr im Freien umhergeht. Die Sonne. Offenes Feuer. Daß ihr keine Treppen habt, daß es kein Aufwärts und kein Abwärts gibt. Und diese Geschichte in der letzten Nacht, die Musik, die schwangere Frau. Was hat das alles zu bedeuten gehabt?«
    »Du meinst den Unfruchtbarkeitstanz?«
    »Das war es also? Eine Art von« – er kommt ins Stocken – »Ritus gegen die Fruchtbarkeit?«
    »Um eine gute Ernte zu garantieren«, erklärt Artha. »Um die Früchte des Feldes zu erhalten und die Zahl der Geburten niedrig zu halten. Wir haben strenge Regeln hinsichtlich unserer Fortpflanzung, verstehst du.«
    »Und diese Frau, die von allen geschlagen wurde – sie wurde unerlaubt schwanger, war es deswegen?«
    »Nein, nein.« Artha lacht. »Milchas Kind ist ganz legal.«
    »Aber warum… sie so zu foltern… sie hätte dabei das Kind verlieren können…«
    »Jemand mußte das auf sich nehmen«, sagt Artha. »Die Gemeinde hat zur Zeit elf Schwangere. Sie haben ausgelost, und Milcha hat verloren. Oder gewonnen. Es ist keine Bestrafung, Statler. Es ist vielmehr eine religiöse Sache: sie ist das Objekt der Feier, der heilige Opferbock – ich glaube, ich finde nicht die richtigen Worte in eurer Sprache. Durch ihr Leiden bringt sie Gesundheit und Wohlstand über die Gemeinde. Damit soll sichergestellt werden, daß unsere Frauen keine ungewollten Kinder austragen müssen, daß alles in vollendetem Gleichgewicht bleiben wird. Natürlich ist es schmerzhaft für sie. Und da ist die Scham, vor jedermann entblößt zu werden. Aber es muß getan werden. Es ist eine große Ehre. Milcha wird es nie wieder tun müssen, und für den Rest ihres Lebens werden ihr gewisse Privilegien garantiert, und natürlich sind ihr alle dafür dankbar, daß sie ihre Schläge angenommen hat. Jetzt sind wir für ein weiteres Jahr beschützt.«
    »Beschützt?«
    »Vor dem Zorn der Götter.«
    »Götter«, wiederholt er leise. Er schluckt das Wort hinunter und versucht es zu verstehen. Einen Augenblick später fragt er: »Warum wollt ihr verhindern, daß ihr mehr Kinder bekommt?«
    »Glaubst du, daß uns die ganze Welt gehört?« fragt sie stirnrunzelnd. »Wir haben unsere Gemeinde. Ein begrenztes Gebiet. Wir müssen Nahrungsmittel für uns selbst und die Urbmons erzeugen, nicht wahr? Was würde mit euch passieren, wenn wir uns einfach vermehrten und vermehrten und vermehrten, bis sich unser Dorf über die Hälfte der jetzigen Felder erstrecken würde und die dann noch zu gewinnenden

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