Ein Grieche für alle Fälle (Jenseits des Olymps - Buch 1) (German Edition)
Aussehen nicht so genau wahrnehmen hätte können, vielleicht hätte sie sich dann nicht sofort diese falsche Meinung über ihn gebildet.
Nur an sie zu denken ließ seinen Schaft jetzt zu beunruhigenden Proportionen anschwellen. Er konnte schon nicht mehr zählen, wie oft er mit seiner eigenen Hand Erleichterung gefunden hatte, während er sich vorstellte, dass sie nackt vor ihm lag, ihre Haut glänzend, ihre Lippen feucht von seinen Küssen.
„Du hattest den Cabernet, richtig?“ Die Stimme des Barmanns unterbrach seine Gedanken. Er hatte nicht bemerkt, wie der Kerl sich genähert hatte. „Clarice macht gerade Pause.“ Er stellte ein frisches Glas vor Triton.
„Danke.“ Triton nahm das Glas und sah Dionysos an, der immer noch einen amüsierten Ausdruck auf seinem Gesicht hatte.
„Ich habe dich jetzt schon ein paar Male hier gesehen“, sagte der Barkeeper und fuhr fort: „Ich nehme an, du hattest in jener Nacht bei Francescas Freundin Glück, nicht wahr? Ich sah, wie ihr beide zusammen gegangen seid. Geht’s Sophia besser?“
Triton hob die Augenbrauen. „Was meinst du mit besser gehen ?“
„Nach ihrem Unfall. Ihre Freundin kam vor ein paar Wochen vorbei und hat es erwähnt.“
„Unfall“, wiederholte Triton, während sich ein stechender Schmerz in seinem Solarplexus verbreitete. Er drückte seine Hand gegen sein Brustbein. Dunkle Flecken erschienen vor seinen Augen, und er schloss sie. Sein Atem stürzte aus seiner Lunge.
„Triton?“ Dionysos’ Stimme drang zu ihm durch. „Was ist los?“
Triton zwang seine Augen sich zu öffnen. „Sophia. Sie braucht mich.“ Aber die Wahrheit war, er brauchte sie, und er konnte sich nicht erklären, warum.
7
Sophia hatte Krankenhäuser noch nie gemocht. Nachdem sie vier Wochen lang in einem hatte bleiben müssen, mochte sie sie noch weniger. Sie hatte Glück gehabt: Bei dem Sturz hätte sie sich den Hals brechen können. Stattdessen war sie mit mehreren Knochenbrüchen, einer Gehirnerschütterung und zwei Netzhautablösungen davongekommen.
Das Trauma des Sturzes und der Aufprall ihres Kopfes auf den Marmorboden am Fuße der Treppe hatte ihre Netzhaut von ihren Augen gelöst, was zu fast vollkommener Blindheit geführt hatte. Der Augenarzt hatte jede Netzhaut in zwei Operationen wieder angenäht, und jetzt begann das Warten.
„Ihr linkes Auge heilt gut“, sagte Dr. Zimmerman, der neben ihrem Krankenhausbett stand.
Sie bewegte ihren Kopf, aber ihre Sicht war genauso verschwommen, wie sie vor einer Woche nach der zweiten Operation gewesen war. Mit ihrem linken Auge konnte sie Formen und Farben erkennen, jedoch keine Gesichter. Alles war verzerrt, als ob sie durch einen zehn Zentimeter dicken Glasbaustein durchzuschauen versuchte.
Ihr rechtes Auge zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass die Operation erfolgreich gewesen war. Sie kniff die Augen zusammen, aber ihre Sicht verbesserte sich nicht. Alles, was sie sehen konnte, war eine Person in einem weißen Kittel. Nur seine Stimme ließ sie seine Identität und sein Alter, irgendwo nördlich von vierzig, erraten.
„Dr. Zimmerman, ich kann immer noch nichts mit meinem anderen Auge sehen“, klagte sie, und ihre Stimme schnürte sich mit Sorge zu. Seit sie das Bewusstsein wiedererlangt hatte, packte sie jede Nacht aufs Neue die Angst, nie wieder sehen zu können, und sandte sie in eine Talfahrt nach der anderen.
Sophia wickelte die Kordel ihrer Pyjamahose um ihren Finger, machte einen Knoten, dann machte sie ihn mit der nächsten Bewegung wieder auf. Wie viele Knoten sie in den letzten Wochen gemacht hatte, konnte sie wahrlich nicht sagen, aber es mussten mehr sein, als jeder Matrose je gemacht hatte. Ihre Hände mit etwas zu beschäftigen half ihr dabei, ihren Verstand zu bewahren.
„Miss Baker, ich weiß, Sie sind ungeduldig.“ Sie fühlte die beruhigende Hand des Arztes auf ihrem Arm. „Aber diese Dinge brauchen Zeit. Ich hatte schon viele Fälle wie Ihren, und nach meiner Erfahrung ist das Beste, der Behandlung zu folgen und jegliche Anstrengung zu vermeiden. Haben Sie Geduld! So was geht nicht schneller. Wenn wir in den nächsten zwei Monaten keine Besserung sehen, werden wir in Ihre Augen Siliziumöl injizieren. Es wird helfen, Ihre Linsen zu stabilisieren und sicherstellen, dass die Netzhaut mit der Linse verbunden bleibt.“
„Und wenn es nicht funktioniert?“ Sophia schluckte die aufsteigenden Tränen herunter und versuchte den Knoten in ihrem Magen zu lösen – ohne
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