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Ein Grieche im 7. Himmel

Ein Grieche im 7. Himmel

Titel: Ein Grieche im 7. Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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Hosenbein hatte hervorblitzen sehen. Als ob sie irgendwie davon angelockt wurde. So wie sie sie jetzt lockten. Sie war verrückt, besessen, das wusste sie. Dennoch . . . Sie klappte ihren Laptop auf und öffnete den Browser.
    Google zeigte ihr viele Repliken, die in verschiedenen Museen ausgestellt waren. War es möglich, dass Hermes eine von denen hatte? Dass er sie irgendwie gestohlen hatte? Sie schüttelte den Kopf. Nein, sie musste sich täuschen. Nicht jeder, an dem ihr etwas lag, war ein Dieb. Und trotzdem ähnelte das wenige, das sie von seinen Sandalen gesehen hatte, genau diesen.
    Aber das musste nicht bedeuten, dass er sie gestohlen hatte. Vielleicht hatte er sie anfertigen lassen. Aber wer würde so etwas machen? Wollte der Mann, mit dem sie heute Abend beim Essen gewesen war, der Mann, mit dem sie ins Bett gehen wollte, gezielt einen Gott imitieren? Seinen Namen? Seine Sprache? Seine Schuhe? Sie dachte an seinen Kommentar: „Ich bin ein Bote.“ Und er sprach griechisch. Aber nicht nur gewöhnliches Griechisch, sondern Altgriechisch. Niemand tat das.
    Ein beunruhigendes Gefühl verlieh ihr ein flaues Gefühl im Magen. Glaubte er wirklich, er wäre Hermes, der griechische Gott? Bei dem Gedanken wurde ihr wieder schwindlig, aber dieses Mal nicht auf die gute Art. Was, wenn er geisteskrank war? Sie sollte sich von ihm fernhalten. Was er auch war, er könnte Wahnvorstellungen haben, und Wahnvorstellungen bedeuteten nichts Gutes.
    Ein Gedanke drängte sich in ihren Verstand: Könnte er das Treffen mit ihr arrangiert haben? Hatte er das alles geplant? Hatte er vor ihrer zufälligen Begegnung schon gewusst, dass sie Professorin für griechische Geschichte war? Aber was würde ihm das bringen? Brauchte er sie, um irgendeinen illegalen Plan durchzuführen?
    Sie seufzte. Ihre lebhafte Fantasie ging wieder einmal mit ihr durch. Als ob sie heute Abend nicht schon Achterbahn gefahren wäre: Die Art, wie sie auf ihn reagiert hatte, körperlich und geistig – seit langem hatte sie sich nicht so zu einem Mann hingezogen gefühlt. Sie war nicht in Bestform, wenn sie in seiner Nähe war. Sie konnte nicht auf ihr Urteilsvermögen vertrauen.
    Und wenn er Wahnvorstellungen hatte, könnte er sogar gefährlich sein . . .
    Sie dachte zurück an die Art und Weise, wie sie sich an ihn geschmiegt hatte und kurz davor gewesen war, mit ihm zu schlafen. Ein Schauer fuhr durch ihren Körper. Nein. Es war egal, wie gut er küssen konnte oder welch unglaubliche Chemie zwischen ihnen herrschte. Sie konnte ihn nicht anrufen. Sie konnte nicht noch einmal mit ihm ausgehen, nur um einen Artikel zu schreiben. Die Logik sagte ihr, dass sie heute gerade noch einmal davongekommen war. Sie schloss ihren Laptop und lehnte sich in ihren Bürosessel zurück.
    Aber was, wenn sie einen Artikel darüber schrieb, wie griechische Götter die Menschen heutzutage noch beeinflussten?, flüsterte eine winzige Stimme. Eine Stimme, die lauter und stärker wurde, während der Gedanke Gestalt annahm.
    Gab es immer noch Menschen, die an griechische Götter glaubten? Ihr Herz raste. Ihr Puls donnerte. Sie stand auf und warf die Hände in die Luft. Ja! Das war es. Die Antwort, die sie gesucht hatte, der Fokus, den sie brauchte. Sie könnte Hermes interviewen, die Wahrheit herausfinden und seine Geheimnisse aufdecken. Sie müsste nicht mit ihm schlafen. Sie könnte die ganze Zeit distanziert bleiben. Sie könnte es als wissenschaftliche Studie betrachten.
    Sie ließ sich in ihren Stuhl zurückfallen und betrachtete die Marmorstatue in dem Buch vor sich – die gemeißelten Wangenknochen, die aristokratische Nase, den geäderten Rumpf und die so zum Küssen einladenden Lippen. Sie atmete wieder tief ein. Könnte sie es auf rein wissenschaftlicher Ebene belassen? Wem machte sie da etwas vor? Ihm nahe zu kommen, wäre ein riesiger Fehler.
    Nun ja, es war spät und Zeit, nach Hause zu gehen, eine Nacht darüber zu schlafen und am Morgen bei einer starken Tasse von Vivians Kaffee eine Entscheidung zu treffen. Sie zog ihre Jacke an und nahm ihre Handtasche, als die Außentür zum Vorzimmer ihres Büros aufging.
    Ihr Herz stockte. Nur wenige arbeiteten so lange wie sie. Wer könnte um diese Zeit in der Nacht in ihrem Vorzimmer sein? Sie schnappte sich den metallenen Brieföffner – der die Form eines mittelalterlichen Schwertes hatte – von ihrem Tisch, umschloss ihn fest mit ihrer Hand und hob das Telefon ab, um den Sicherheitsdienst zu rufen.
    Die Innentür ging

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