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Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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bringen wird? Er wollte direkt nach der Gerichtsverhandlung zu mir kommen. Das ist für sie eine Schicksalsfrage; es geht um Sechzig- oder Achtzigtausend. Natürlich habe ich immer auch Andrej Petrowitsch« (das heißt Werssilow) »Gutes gewünscht, und es sieht so aus, als würde er gewinnen, und die Fürsten gehen leer aus. Das Gesetz!«
    »Heute, im Bezirksgericht?« rief ich verblüfft aus.
    Der Gedanke, daß Werssilow sogar in diesem Fall es für überflüssig gehalten hatte, mich darüber zu informieren, verletzte mich über alle Maßen. “Folglich hat er es auch Mutter nicht gesagt, vielleicht keinem einzigen Menschen”, dachte ich sofort, “was für ein Charakter!”
    »Ist denn der Fürst Sokolskij in Petersburg?« Dieser weitere Gedanke war ebenso verblüffend.
    »Seit gestern. Direkt aus Berlin, eigens aus diesem Anlaß.«
    Diese Neuigkeit war für mich ebenfalls außerordentlich wichtig. “Also wird auch er heute hierherkommen, der Mann, der ihn geohrfeigt hat!”
    »Und sonst?« Das ganze Gesicht des Fürsten veränderte sich plötzlich, »hält er immer noch, wie früher, Predigten über Gott und … und kümmert sich um kleine Mädchen, um Mädchen, die noch nicht flügge sind? Hehe! Auch jetzt bahnt sich hier eine höchst amüsante Geschichte an … Hehe!«
    »Wer predigt und kümmert sich um kleine Mädchen?«
    »Andrej Petrowitsch! Du wirst es nicht glauben, aber er hat damals an uns allen geheftet wie ein Birkenblatt : Es wollte wissen, was wir essen und was wir denken – das heißt, ungefähr. Er hat uns Schrecken eingejagt und uns ins Gewissen geredet: ›Wenn du religiös bist – warum gehst du nicht ins Kloster?‹ Er hat es von uns beinahe gefordert. Mais quelle idée ! Selbst wenn es richtig wäre, ist das nicht allzu hart? Mich schüchterte er ganz besonders gern ein, mit dem Jüngsten Gericht, mich am allermeisten.«
    »Mir ist nichts davon aufgefallen, dabei wohnen wir schon seit einem Monat unter einem Dach«, bemerkte ich voll ungeduldiger Spannung. Ich ärgerte mich furchtbar, daß er seine volle Selbstbeherrschung immer noch nicht wiedererlangt hatte und so zusammenhanglos daherredete.
    »Er spricht jetzt nur nicht davon, aber es ist so, glaub mir. Er ist ein Mann von scharfem Verstand, zweifellos, und tief gelehrt; aber ist dieser Verstand auch der richtige? Das alles geschah ihm nach den drei Jahren im Ausland. Es hat mich, ich muß es gestehen, zutiefst erschüttert … und auch alle anderen immer wieder erschüttert … Cher enfant, j’aime le Bon Dieu. Ich glaube, ich glaube nach Kräften, aber damals – damals bin ich entschieden außer mir geraten. Zugegeben, die Methode, die ich gewählt habe, war leichtsinnig, aber das war auch meine Absicht, vor lauter Ärger – und überdies war die Quintessenz meines Widerspruchs so ernst wie seit der Erschaffung der Welt: ›Wenn das höchste Wesen‹, sagte ich zu ihm, › ist , und als Person existiert und nicht in der Form eines über die Schöpfung ausgegossenen Geistes, wie eine Art Flüssigkeit (weil sich dies dem Verständnis noch mehr verschließt) – wo hält es sich denn dann auf?‹ Mein Freund, c’était bête , aber alle Gegenargumente enden ja schließlich dort. Un domicile  – das ist etwas sehr Wichtiges. Er hat sich furchtbar geärgert. Er war dort zum Katholizismus konvertiert.«
    »Von dieser Idee habe ich auch schon gehört. Das ist bestimmt Unsinn!«
    »Ich versichere dir, bei allem, was auf der Welt heilig ist. Sieh ihn dir nur genau an … Allerdings sagst du, daß er sich verändert habe. Aber damals, wie hat er uns alle damals gequält! Glaub mir, er führte sich wie ein Heiliger auf, dessen Reliquien einst angebetet werden würden. Er verlangte von uns Rechenschaft über unsere Lebensführung, das schwör ich dir! Reliquien! En voilà une autre ! Nun, meinetwegen, wenn es sich um einen Mönch oder einen Eremiten handelt – aber ein Herr im Frack, mit noch so mancherlei … Und dann plötzlich – Reliquien! Ein eigenartiger Wunsch für einen Mann von Welt, und ich muß gestehen, ein eigenartiger Geschmack. Ich möchte nichts weiter darüber sagen: Natürlich, das ist sakral, natürlich, das ist alles möglich … Außerdem ist es alles de l’inconnu , aber für einen Mann von Welt ist es sogar ungehörig. Wenn mir so etwas zugestoßen wäre, oder wenn man mir so etwas vorgeschlagen hätte, hätte ich, Ehrenwort!, es einfach abgelehnt. Heute speise ich, zum Beispiel, im Club und soll

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