Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein guter Blick fürs Böse

Ein guter Blick fürs Böse

Titel: Ein guter Blick fürs Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
Vom Netzwerk:
oder sonst einen Hut! Was wollten Sie damit bezwecken, als Sie den Jungen am Bryanston Square beauftragten, mir Ihre Karte in die Hand zu drücken? Woher wissen Sie, wer ich bin? Waren Sie selbst ebenfalls am Bryanston Square? Sie müssen dort gewesen sein! Was hatten Sie dort zu suchen?«
    Er bedachte mich mit einem weiteren langsamen, breiten, freudlosen Grinsen. »Mehr oder weniger genau das, was Sie auch getan haben, Miss Ross. Ich habe das Haus von Mr. Jonathan Tapley beobachtet.«
    »Warum?«, verlangte ich in scharfem Ton zu erfahren.
    »Nun, Mrs. Ross, auch das, wie ich gestehe, mehr oder weniger aus genau dem gleichen Grund wie Sie.«
    Ich mochte seine vertrauliche, an Unverschämtheit grenzende Art nicht, genauso wenig, wie mir die Vorstellung behagte, dass dieser Mann mich dabei beobachtet hatte, wie ich meinerseits das Haus von Jonathan Tapley beobachtet hatte.
    In seinen kleinen dunklen Augen glitzerte es süffisant, und daran erkannte ich ihn wieder.
    »Sie sind der Clown!«, stieß ich hervor.
    Unvermittelt sprang Bessie auf und marschierte durch das Zimmer zu der großen Wäschekiste.
    »Hey!«, rief Jenkins und wollte aus seinem Sessel hoch. »Halten Sie Ihre Nase da raus! Das geht Sie nichts an!«
    »Halten Sie selber Ihre Nase raus!«, entgegnete Bessie und klappte den Deckel hoch. »Sie hatten Recht, Missus! Es ist alles hier drin! Sehen Sie nur!« Sie beugte sich vor, kramte in dem Korb und brachte die Clownsperücke zum Vorschein. »Jede Menge anderer Sachen, alles, um sich zu verkleiden!«
    »Tarnen, nicht verkleiden! Das gehört zu meiner Arbeit!«, schnappte Jenkins. »Und es geht Sie überhaupt nichts an!«
    »Ich nenne es verkleiden, und es geht mich eine Menge an, wenn Sie die gnädige Frau erschrecken!«, widersprach Bessie aufgebracht. »Ich finde es sehr verdächtig, verkleidet auf die Straße zu gehen, wenn Sie mich fragen. Nicht normal.«
    Jenkins sank in seinen Sessel zurück und blickte mich flehend an. »Können Sie sie nicht im Zaum halten, wenigstens für ein paar Minuten?«
    »Ich denke, Bessie und ich haben jedes Recht zu erfahren, was Sie in diesem Korb aufbewahren«, entgegnete ich. »Ich denke außerdem, dass Sie uns eine Erklärung schuldig sind, Mr. Jenkins.«
    Er legte seine großen Hände flach auf den Tisch und beugte sich zu mir vor. »Ich bin Ermittlungsagent. Damit verdiene ich meinen Lebensunterhalt. Und dazu ist es eben manchmal erforderlich, dass ich mich tarne.«
    »Es ist mir völlig egal, warum Sie sich verkleiden – tarnen, wie Sie es nennen –, aber ich verlange zu erfahren, warum Sie Thomas Tapley ausspioniert haben.«
    Er seufzte und sank zurück. »Ich wusste sofort, dass Sie mich entdeckt hatten«, sagte er. »Ich wusste es wegen der Art und Weise, wie Sie mich am Damm angesehen hatten. Sie hatten erraten, was ich dort machte.«
    Nun ja, genau genommen hatte ich das nicht. Ich hatte lediglich eine irrationale Angst empfunden wegen des Clowns, das war alles. Doch jetzt war diese Angst verflogen, und ich beschloss, meinen Vorteil auszunutzen.
    »Das ist richtig. Ich habe Ihnen angesehen, dass Sie etwas Verdächtiges im Schilde führten. Ich habe mit meinem Ehemann über Sie gesprochen.«
    »Ah«, sagte Jenkins mit einem neuerlichen Seufzer. »Genau wie ich es befürchtet habe.«
    »Mein Ehemann ist Inspector, in Zivil, beim Scotland Yard.«
    »Ich weiß sehr genau, wer Ihr Mann ist, Mrs. Ross.« Er lehnte sich zurück. »Lassen Sie mich alles erklären, ja? Sind Sie sicher, dass ich nicht an die Decke klopfen soll für einen Tee?«
    »Fangen Sie einfach an!«, erwiderte ich in scharfem Ton.
    Bessie, die unterdessen im Wäschekorb gewühlt hatte, schloss endlich den Deckel und kehrte an ihren Platz zurück.
    »Genug gesehen?«, fragte Jenkins säuerlich.
    »Ja«, sagte Bessie. »Ich habe mir all das Zeug eingeprägt, was Sie in dieser Kiste haben, und ich erkenne Sie auf der Stelle, wenn ich Sie irgendwo in einer dieser Verkleidungen sehe.«
    »Ich werde von heute an auch nach Ihnen Ausschau halten und auf der Hut sein!«, entgegnete Jenkins, dann wandte er sich wieder zu mir. »Am besten, ich fange ganz am Anfang an, damit Sie wissen, wer ich bin und wie ich in diesem Geschäft gelandet bin. Als ich noch ein junger Bursche war, beschloss ich, auf Wanderschaft zu gehen. Ich fuhr nach Amerika und landete in New York. Das ist eine Stadt, die Sie sich unbedingt ansehen sollten. Wie dem auch sei, ich arbeitete in den verschiedensten Berufen, aber keiner

Weitere Kostenlose Bücher