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Ein guter Blick fürs Böse

Ein guter Blick fürs Böse

Titel: Ein guter Blick fürs Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Wichtiges?«
    Ich hatte den Eindruck, als zögerte meine Frau, doch dann antwortete sie: »Nein, eigentlich nicht.«
    Ich beließ es dabei. Wenn Lizzie im Augenblick nicht darüber reden wollte, so hatte es wenig Sinn, weiter in sie zu dringen.

KAPITEL NEUN
    Elizabeth Martin Ross
    Ben verbrachte einen guten Teil des Abends mit dem Studium von Bradshaws Eisenbahnfahrplan und machte sich früh am nächsten Morgen auf den Weg in Richtung Harrogate. Nach Möglichkeit wollte er abends wieder zurückkommen, doch er befürchtete, wenigstens für eine Nacht außer Haus zu sein. Und falls er etwas von Interesse herausfand, dem er nachgehen musste, würde er vielleicht sogar für zwei Nächte wegbleiben. Er hatte eine telegraphische Nachricht an die Polizei von Yorkshire gesandt und sie informiert, dass er auf dem Weg war. Sie hatten ihm geantwortet, dass ein Inspector Barnes ihn in Harrogate vom Zug abholen würde.
    »Nun, Bessie«, sagte ich, nachdem Ben zur King’s Cross Station aufgebrochen war. »Du und ich haben nun freie Zeit zur Verfügung, mit der wir machen können, wonach es uns beliebt. Ich schlage vor, wir fangen damit an, dass wir Mr. Horatio Jenkins einen Besuch abstatten, dem privaten Ermittlungsagenten, wie er sich selbst nennt.«
    »Also ich weiß nicht, Missus«, entgegnete Bessie zweifelnd. »Klingt nach einer merkwürdigen Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wenn Sie mich fragen. Trotzdem«, sie wurde munter, »trotzdem kann es nicht schaden, ihn in Augenschein zu nehmen.«
    Eine Droschke nach Camden wäre viel zu kostspielig gewesen, also fuhren wir mit dem Pferdeomnibus. Es ist eine langsame, beengte, unkomfortable Art zu reisen. Die häufigen Halts, um andere Fahrgäste ein- oder aussteigen zu lassen, zusammen mit dem übrigen Verkehr auf der Straße hatten zur Folge, dass die Pferde kaum jemals schneller vom Fleck kamen als im Schritttempo und nur gelegentlich ein kleines Stück weit trabten. Die Passagiere saßen oder standen unangenehm dicht beieinander, und wir waren gezwungen, unsere Habseligkeiten genau im Auge zu behalten wegen der vielen Taschendiebe, die sich auf Reisende im Omnibus spezialisiert hatten und im Gedränge nahezu ungestraft ihr Unwesen treiben konnten. Doch schließlich erreichten wir ohne jedes Malheur unser Fahrtziel, und schließlich standen wir in Camden auf dem Bürgersteig der High Street schräg gegenüber der Adresse, die auf der Karte genannt war. Bessie betrachtete düster ihre Kleidung.
    »Es würde mich nicht überraschen, Missus, wenn Sie und ich nicht den einen oder anderen Floh in diesem Ommybus aufgelesen hätten.«
    »Das werden wir später herausfinden, nicht jetzt, Bessie. Das ist die richtige Adresse, meinst du nicht auch?«
    Uns gegenüber lag ein Gemüseladen. Über der Tür verkündete ein Schild INHABER A. WEISZ. Zu beiden Seiten des Eingangs standen Holztische mit Waren, alles hübsch ausgerichtet, Obst auf der einen und Gemüse auf der anderen Seite. Ein schlanker Mann mittlerer Größe in einem hahnentrittgemusterten Anzug bestehend aus Knickerbockerhosen und Jackett, das Gesicht im Schatten eines breitkrempigen Filzhutes, inspizierte das Obst. Er nahm ein Stück nach dem anderen in die Hand und untersuchte es von allen Seiten, bevor er es wieder zurücklegte und sich dem nächsten zuwandte.
    In der Tür stand mit vor der Brust verschränkten Armen und mürrischem Gesichtsausdruck ein Mann in mittlerem Alter mit gewachstem Schnurrbart und grüner Schürze, wohl A. Weisz persönlich, und beobachtete den prospektiven Kunden aus zusammengekniffenen Augen.
    »Es ist ein Geschäft«, sagte Bessie einfach. »Sind Sie sicher, dass wir an der richtigen Adresse sind, Missus?«
    Ich nahm die Karte hervor und kontrollierte die Hausnummer. »Definitiv, Bessie. Gehen wir hin und fragen.«
    Wir überquerten die Straße, und ich fragte den Ladeninhaber, ob er einen gewissen Horatio Jenkins kannte, den privaten Ermittlungsagenten.
    »Die Treppe rauf«, antwortete Mr. Weisz knapp, ohne die Arme von der Brust zu nehmen oder seinen wählerischen Kunden auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt und blockierte immer noch den Eingang, also fragte ich: »Müssen wir durch den Laden?«
    Endlich nahm Mr. Weisz die Arme herunter und zeigte nach links, ohne den Blick von dem Burschen in dem Knickerbockeranzug zu nehmen. »Tür.«
    Nun bemerkte ich auch eine schmale Tür, ein wenig zurückgesetzt in einer

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