Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein guter Blick fürs Böse

Ein guter Blick fürs Böse

Titel: Ein guter Blick fürs Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
Vom Netzwerk:
Die Pumpenhalle hat keinen Mangel an Besuchern. Sie kommen sogar aus dem Ausland, so berühmt ist unser Wasser. Es ist die hohe Konzentration an Mineralien, wissen Sie, die so gut wie alles heilt. Wenn Sie Zeit haben, bevor sie zurückfahren, sollten Sie selbst einen Abstecher zur Pumpenhalle machen und es ausprobieren.«
    »Wie schmeckt das Wasser?«, fragte ich vorsichtig.
    Barnes überlegte kurz. »Es ist, wie soll ich es sagen? Etwas für Kenner. Aber es ist unglaublich gesund, und wie meine gute alte Mutter immer sagte, keine ordentliche Medizin schmeckt.«
    Ich entschied, dass dringende Angelegenheiten in London mir leider nicht die Zeit ließen, ein Pint des berühmten Wassers zu trinken.
    »Ich habe bereits alles arrangiert«, fuhr Barnes fort. Für einen erschrockenen Moment dachte ich, er meinte ein Pint der gefürchteten Flüssigkeit, das für mich bereitstand. Zum Glück fuhr er fort: »Ich habe Ihnen ein Zimmer für die Nacht im Commercial Hotel gebucht. Dort werden Sie anständig schlafen. Meine Frau freut sich, Sie zum Abendessen an unserem Tisch zu begrüßen. Mrs. Barnes hat eine wunderbar geschickte Hand mit Pasteten.«
    Das klang viel besser. Barnes ging davon aus, dass meine Angelegenheiten in Harrogate mir nicht gestatteten, noch an diesem Abend zurückzufahren, doch ich hatte Lizzie vorgewarnt, dass das der Fall sein könnte. Allerdings musste ich den Yard telegraphisch über meine Pläne in Kenntnis setzen. Vielleicht konnte ich zugleich meiner Frau eine Nachricht zukommen lassen. Laut antwortete ich, dass ich mich darauf freute, Mrs. Barnes kennenzulernen.
    »So wie Sie reden, kommen Sie nicht aus dem Süden, wie?«, beobachtete Barnes.
    »Ich stamme ursprünglich aus Derbyshire.«
    »Das wird Mrs. Barnes gefallen«, sagte er wohlwollend. »Sie betrachtet die Leute aus dem Süden mit einem gewissen Misstrauen.«
    »Es geht mir genauso, und ich lebe mitten unter ihnen«, verriet ich ihm. Er brüllte vor Lachen und schlug mir so herzlich auf die Schulter, dass ich beinahe flach auf das Gesicht gefallen wäre.
    Erfreulicherweise hatte er bereits eine Droschke reserviert, und in diese wurde ich nun bugsiert. Barnes rief dem Kutscher eine Adresse zu und kletterte mir hinterher. Das Gefährt schaukelte und sank tiefer in die Federn. Ich selbst bin kräftig gebaut und verspürte Mitleid mit dem armen Pferd, das uns beide ziehen musste.
    »Fahren wir zum Hotel?«, fragte ich zweifelnd, nachdem Barnes dem Kutscher nicht den Namen des Commercial genannt hatte.
    »Ich hielt es für das Beste, wenn ich Sie direkt zum Büro von Newman und Thorpe bringe«, antwortete er. »Ich habe einen Termin mit Fred Thorpe vereinbart. Dem jungen Mr. Thorpe, heißt das.«
    »Wie jung?«, fragte ich sofort. Ich wollte, falls möglich, mit Leuten reden, die mit Thomas Tapley zu tun gehabt hatten, bevor er auf den Kontinent gegangen war, und die ihn aus dieser Zeit persönlich kannten.
    »Fred ist ungefähr in meinem Alter«, sagte Barnes. »Und ich bin einundvierzig. Sie nennen ihn den jungen Thorpe, um ihn von seinem Vater zu unterscheiden, dem alten Thorpe, der mit Vornamen ebenfalls Frederick heißt.«
    »Der alte Mr. Thorpe ist im Ruhestand?«
    »Er macht noch gelegentlich hier und da etwas. Die Menschen in dieser Gegend sind konservativ, und einige der älteren Klienten wollen mit niemand anderem reden. Aus diesem Grund würde ich nicht sagen, dass der alte Mr. Thorpe im Ruhestand ist, nein. Aber Mr. Thorpe Senior, der ist im Ruhestand. Er ist schon über achtzig.«
    Also drei lebende Thorpes, mindestens. Ich rechnete schnell nach.
    »Mr. Thorpe Senior wäre dann der Großvater von Fred – vom jungen Mr. Thorpe, meine ich?«
    »Ganz richtig. Er ist der Vater vom alten Mr. Thorpe und der Großvater vom jungen Fred – wie wir ihn nennen. Eine sehr alte Firma, Newman und Thorpe.«
    »Was ist mit Newman?«, fragte ich, während ich überlegte, wie alt er sein mochte.
    »Tot«, sagte Barnes. »Sie sind noch nicht dazu gekommen, sein Namensschild von der Tür abzunehmen.«
    »Ich verstehe. Und wann ist er gestorben?«
    »Vor zwanzig Jahren. Hören Sie, ich werde Sie vorstellen, und wenn Sie mögen, bringe ich danach Ihre Tasche ins Commercial. Dann können Sie ins Hotel, wann Sie wollen, und müssen sich nicht nach einem Zeitplan richten. Ah, da sind wir ja.«
    Ich wurde forsch aus der Droschke gezerrt, und der Kutscher erhielt den Befehl zu warten. Barnes bugsierte mich in das Vorzimmer von Newman und Thorpe,

Weitere Kostenlose Bücher