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Ein guter Blick fürs Böse

Ein guter Blick fürs Böse

Titel: Ein guter Blick fürs Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Vollstrecker von Thomas Tapleys Testament. Ist das richtig? Haben Sie das Testament hier?«
    »Oh, ja, das haben wir. Das Testament und all seine anderen Papiere. Jonathan Tapley ist tatsächlich einer der beiden Vollstrecker. Mein Vater ist der andere.«
    »Ich muss gestehen, ich hätte eigentlich lieber mit jemandem gesprochen, der Thomas Tapley persönlich kannte«, informierte ich ihn.
    »Das können Sie. Sie können heute Abend mit meinem Vater reden, wenn er zurück ist.«
    »Ich bin zum Essen mit Inspector Barnes verabredet, und ich möchte Mrs. Barnes nicht enttäuschen.«
    »Oh, keine Sorge«, erwiderte Thorpe aufgeräumt. »In dieser Gegend wird früh zu Abend gegessen. Sie können nach dem Essen auf ein Glas Port bei uns vorbeikommen und mit meinem Vater sprechen. Bringen Sie Sam Barnes mit. Sie können auch gleich meinen Großvater kennenlernen, dann haben Sie uns alle zusammen. Mein Vater und mein Großvater kannten die Tapley-Familie sehr gut.«    
    »Danke sehr«, sagte ich. Wie es klang, wohnten die Thorpes alle zusammen unter einem Dach.
    »Ich kannte Thomas Tapley ebenfalls, wissen Sie?«, fuhr der junge Fred mit einem spitzbübischen Glitzern in den Augen fort.
    »Tatsächlich?«
    Er wusste, dass er mich überrascht hatte, und kicherte fröhlich vor sich hin. Allmählich empfand ich seine unerschütterliche gute Laune genauso ermüdend wie Barnes’ ungestüme Art. Andererseits, wer tagtäglich mit Walter zu tun hatte, dem blieb gar nichts anderes übrig, als einen robusten Sinn für Humor zu entwickeln.
    Wie auf ein Stichwort hin traf das Ale ein, hereingetragen von Walter. Charlie hatte wahrscheinlich keinen Zutritt zum inneren Heiligtum.
    »Auf Ihr Wohl!«, prostete Thorpe mir zu, nachdem er unsere Gläser gefüllt hatte. Ich hob meines und erwiderte seinen Toast. Eine kurze Pause entstand, während wir unser Ale genossen. Ich bemerkte, dass es in der Tat ein sehr gutes Bräu war.
    »Das ist unser Wasser«, sagte mein Gastgeber.
    »Nicht etwa das Zeug aus dem Pumpensaal?«, fragte ich.
    »Gütiger Himmel, nein! Dieses Zeug rühre ich nicht an. Aber mein Großvater schwört darauf.« Er wurde wieder geschäftlich. »Tatsache ist, Tom Tapley war zu Beginn des letzten Jahres persönlich hier.«
    Natürlich. Jonathan Tapley hatte mich dahingehend informiert. Aber irgendwie hatte ich mir wohl vorgestellt, Thomas hätte den alten Thorpe besucht, nicht den jüngeren Mann.
    »Es war Ende Januar, und wir hatten Schnee. Eine schwierige Zeit zum Reisen.« Fred nahm einen weiteren Schluck von seinem Ale. »Er trug einen abgewetzten alten Mantel und ein Reiseplaid darüber, wenn ich mich richtig erinnere. Walter war ganz außer sich, als er in das Vorzimmer kam. Er kannte ihn von früher und war erschüttert, Thomas so auf den Hund gekommen und halb erfroren zu sehen. Ich erschrak ebenfalls, als ich erfuhr, wer er war. Charlie wurde losgeschickt, um einen steifen Grog für ihn zu holen. Tapley hatte nach meinem Vater gefragt, doch der alte Herr war außer Haus bei einem einheimischen Landbesitzer, in einer geschäftlichen Angelegenheit, so wie heute auch. Ich erklärte Tapley, dass er entweder mit mir vorliebnehmen oder zu einem späteren Zeitpunkt wiederkommen müsste. Er sagte, dann würde er mit mir vorliebnehmen. Immerhin wäre ich ja ein Thorpe.
    Er berichtete mir, dass er soeben aus Frankreich zurückgekehrt war, wo er eine Reihe von Jahren gelebt hatte. Er hatte ein paar Dokumente bei sich, die ich zu den anderen nehmen sollte, die wir bereits für ihn verwahrten. Er erklärte, dass er möbliert wohnte und mir seine Adresse zukommen lassen würde, sobald er eine permanente Unterkunft gefunden hatte. Das geschah nie, deswegen nehme ich an, dass er keine permanente Wohnung besaß?« Thorpe hielt inne und hob fragend die Augenbrauen und zur gleichen Zeit den Krug mit Ale an die Lippen.
    »Er wohnte zunächst bei einer Lady in Southampton und dann in London bei einer Quäkerwitwe, in deren Haus er auch starb. Falls er noch woanders gewohnt hat, so wissen wir nichts davon.«
    Thorpe stellte seinen Krug ab. »Er war sehr nervös, der arme alte Bursche. Ich habe es sofort bemerkt.«
    Ah. Die Jovialität täuschte. Thorpe war ein scharfer, verschlagener Beobachter, wie es sich für einen Anwalt in der dritten Generation schickte.
    »Wie hat sich das bemerkbar gemacht?«
    »Auf beinahe jede nur erdenkliche Art und Weise. Ich mochte ihn übrigens. Er schien ein netter alter Gentleman zu sein, ungefähr im

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