Ein guter Blick fürs Böse
Gegend.«
Was um alles in der Welt, fragte ich mich, machte Thomas Tapley dann in angemieteten möblierten Zimmern? Das Einkommen aus seinem Grundbesitz musste recht ansehnlich sein.
»Tatsächlich habe ich es eingerichtet, dass wir heute Nachmittag zu Tapleys Haus fahren, falls Sie keine Einwände haben«, sagte Fred Thorpe. »Ich dachte mir, Sie würden gerne einen Blick auf das Haus werfen und Major Griffiths kennenlernen. Der Major möchte Sie jedenfalls sehr gerne kennenlernen. Ich habe ihm eine Nachricht schicken lassen und ihn informiert, dass der Besitzer des Hauses gestorben ist, sobald ich die traurige Nachricht von Barnes erfahren habe.«
Eines musste ich Barnes, Thorpe, Griffiths und all den anderen, die kennenzulernen ich noch nicht die Ehre gehabt hatte, zugestehen: Sie waren allesamt außerordentlich effizient. Sie hatten meine Zeit bis zur letzten halben Stunde meines Aufenthalts in Harrogate generalstabsmäßig verplant.
»Dieser Grundbesitz«, sagte ich. »Er bildet einen Teil des Nachlasses des verstorbenen Mr. Tapley? Er wird in seinem Testament genannt?«
»Das ist richtig«, sagte Thorpe.
Mir kam ein Gedanke. »Unter den Papieren, die der Verstorbene letztes Jahr zu Ihnen brachte, befand sich kein neues Testament, oder?«
Thorpe schüttelte den Kopf. »Nein. Allerdings habe ich die Angelegenheit seines Testaments zur Sprache gebracht. Ich fragte ihn, ob er vielleicht einige Änderungen vornehmen wollte, da das ursprüngliche Testament nun bereits viele Jahre alt wäre. Der arme alte Kerl sah mich so erschrocken an, dass ich dachte, er würde ohnmächtig werden. Er beharrte mit aller Entschiedenheit darauf, dass er keine Änderungen an seinem Testament wollte.«
»Darf ich fragen …«, begann ich vorsichtig, »… darf ich fragen, wer der Hauptnutznießer seines Testaments ist?«
»Seine Tochter, Miss Flora Tapley«, antwortete Thorpe. »Es gibt keinen Grund, warum ich Ihnen das nicht verraten sollte. Sie wohnt in London bei Mr. Jonathan Tapley und seiner Frau.«
»Ich habe die junge Dame kennengelernt«, sagte ich. »Das Grundstück, das gegenwärtig an Major Griffiths vermietet ist, bildet ebenfalls einen Teil des Vermächtnisses, das an Miss Tapley fällt?«
»So ist es.«
»Major Griffiths war bestimmt erschrocken, als er von Tapleys Tod erfuhr? Aber der Mietvertrag läuft sicherlich noch für eine Weile? Seine Position als Mieter ist nicht unmittelbar bedroht?«
»Der gegenwärtige Mietvertrag läuft noch zwei weitere Jahre, es sei denn, der neue Besitzer des Hauses wünscht, die Vereinbarung vorher zu beenden. Es gibt eine entsprechende Klausel im Vertrag. Ich könnte mir jedoch denken, dass der neue Besitzer einfach abwarten wird, nachdem nur noch so wenig Zeit bis zum Ende des Vertrages vergehen muss. Es wäre fast genauso schnell wie der Versuch, die Mühlen des Gesetzes zu bemühen und den Mieter aus dem Haus zu klagen. Major Griffiths ist dennoch begierig darauf, Sie zu sehen, Inspector. Dürfte ich vorschlagen, dass wir nun zu ihm fahren? Ich habe einen Pferdewagen mit Pony reserviert, der uns zu ihm bringt.«
Inzwischen hätte ich nichts anderes mehr erwartet. »Dann lassen Sie uns fahren«, sagte ich und nahm meinen Hut. Die ganze Geschichte entwickelte sich mehr und mehr zu einem Abenteuer. Welche Überraschungen würde der Major enthüllen?
Unsere Fahrt zum Haus von Major Griffiths führte über offenes Moor und Landstraßen, die den Pferdewagen rattern und hüpfen ließen und Konversation größtenteils unmöglich machten. Thorpe gab dennoch sein Bestes.
»Ah, London! Sie treffen all diese Exzentriker!«, rief er mir zu und drückte sich den Hut auf den Kopf wegen des steifen Windes.
»Tapley scheint auf seine Weise auch nicht gerade wenig exzentrisch gewesen zu sein«, brüllte ich zurück und folgte seinem Beispiel, was den Hut anging.
»Alle Tapleys sind ein wenig exzentrisch«, rief unser Kutscher über die Schulter nach hinten. »Sie sind berüchtigt dafür. Nicht wirklich verrückt, aber anders , wenn Sie verstehen.«
»William ist ein Einheimischer«, erklärte Thorpe und deutete auf den Fahrer. »Er hat Recht, die Tapleys galten ausnahmslos als anders , jedenfalls in den Tagen, als sie noch hier lebten. Die Leute hatten keine Probleme damit, oder, William?«
»Die Leute waren daran gewöhnt«, antwortete William einfach. »Aber ich hab seit Jahren keinen Tapley mehr in der Gegend gesehen. Mr. Thomas ist tot, sagen Sie?«
»Ermordet!«, rief
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