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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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folgenden Woche erhalte ich mein Geld. Von Nathalie.«
    »Aber der Lastwagen. Er muss doch einen Namen auf der Seite haben! Von irgendeiner Firma, einem Unternehmen gleich welcher Art!«
    Roussel ließ seine Hand sinken, um Tonto hinter dem Ohr zu kraulen. »Nein. Das ist nicht normal, ich weiß, aber in einer derartigen Situation stellt man nicht allzu viele Fragen. Ich kann nur sagen, dass er ein Autokennzeichen mit einer 33-er Nummer hat.« Er wies mit dem Daumen über die Schulter, ungefähr in Richtung Norden. »In der Gironde zugelassen.«
    Max schüttelte den Kopf. »Wie lange geht das schon?«
    »Sieben oder acht Jahre, vielleicht ein wenig länger. Ich erinnere mich nicht mehr genau.«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie mir das alles erzählen. Möglicherweise wäre ich Ihnen nie auf die Spur gekommen.«
    Roussel starrte durch das halb offene Tor der cave auf den schimmernden Horizont, die Augen zu Schlitzen verengt, das dunkle Gesicht reglos und von tiefen Furchen durchzogen. Er sah aus, als sei er in Bronze gegossen. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Max zu.
    »Ihr Onkel interessierte sich mehr für seine Bücher und seine Musik als für die Weinstöcke. Trotzdem war ich mehrmals; drauf und dran, ihm alles zu erzählen, aber - nun, ich hatte die Rebstöcke von meinem eigenen Geld bezahlt, gepflanzt, gehegt und gepflegt. Ich kaufe alle vier Jahre neue Eichenholzfässer - beste französische Eiche. Ich spare keine Kosten und Mühen. Alles läuft korrekt ab. Und Ihr Onkel hatte dadurch nie einen Schaden; es war nicht wie Stehlen. In meinen Augen war es ein fairer Handel. Streng genommen vielleicht nicht ganz ehrlich, aber fair. Aber nun hat sich alles geändert, wo Sie die Rebstöcke veredeln wollen und alle diese oenologue s ins Spiel bringen...« Er trank den Rest Wein und stellte das Glas vorsichtig auf den Tisch zurück. »Ehrlich gestanden, Monsieur Max, ich wusste, dass es irgendwann herauskommen würde. Ich hielt es für das Beste, es Ihnen selber zu sagen.« Er setzte wieder seine bekümmerte Miene auf, während er wartete und beobachtete, wie seine Beichte aufgenommen wurde.
    Max schwieg eine Weile. »Sie sagen, das Ganze war Nathalie Auzets Idee?«, sagte er nach einer Weile.
    Roussel nickte. »Sie ist nicht dumm. Sie hat sich um alles gekümmert.«
    Zwei Überraschungen für Max binnen einer halben Stunde. Das Weingut war nicht das, was es zu sein schien. Und die glamouröse notaire schien ein Doppelleben zu führen. Und Roussel: War der echt, oder spielte er sein eigenes Spiel? Ließ sich der Wein auf legalem Weg verkaufen, oder würde er horrende Strafen zahlen müssen? Es gab Komplikationen zuhauf, viel zu viele für eine sofortige Entscheidung gleich welcher Art.
    »Ich bin froh, dass Sie es mir gesagt haben. Ich weiß, dass es Ihnen nicht leicht gefallen ist. Lassen Sie mich darüber nachdenken.«
    * * *
    Der Nachmittag war nahtlos in einen stillen, warmen Abend unter einem lavendelfarbenen Himmel übergegangen, der von rosafarbenen Streifen durchzogen war und für morgen einen weiteren herrlichen Tag versprach. Verführerische Essensdüfte drangen durch die geöffneten Fenster der Häuser im Dorf. Christie war es gelungen, eine drei Tage alte Ausgabe des International Herald Tribune aufzuspüren, und so versorgte sie Max auf dem Weg zu Fannys Restaurant mit leicht angegilbten Neuigkeiten aus der großen weiten Welt, insbesondere über die sommerlichen Kapriolen der Politiker. Als sie am boules- Feld vorüber kamen, blieben sie stehen, um sich den nächsten Wurf anzuschauen. Wie immer war diese spannende Freizeitbeschäftigung reine Männersache.
    Was Christie verwunderlich fand, zumal sie aus einem Land kam, wo Frauen mittlerweile sogar schon in den Ring stiegen und an Boxwettkämpfen teilnahmen; und über kurz oder lang würden sie auch das Sumo-Ringen noch entdecken. »Du kennst die Gegend doch schon ziemlich lange«, sagte sie. »Weißt du, warum man keine einzige Frau spielen sieht?«
    »Darüber habe ich noch nie nachgedacht«, gestand Max. »Das ist eben so. Aber warte.« Er steuerte auf einen alten Mann zu, der dunkelhäutig und schon etwas verhutzelt war, und wartete, bis er mit dem Werfen an der Reihe war. An ihn gab Max die Frage seiner amerikanischen Begleiterin weiter. Der alte Mann kicherte, dann sagte er etwas zu Max, was bei den anderen Spielern ein lautes Gegacker hervorrief. Es klang wie ein Chor aufgescheuchter Hühner.
    Max lächelte, als er zu Christie

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