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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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zurückschlenderte. »Die Antwort wird dir nicht gefallen. Er sagte, Frauen gehören an den Herd, um das Abendessen zu kochen. Oh, und er meinte, Frauen verstünden nichts vom Boulespiel, da sei sogar sein Hund gelehriger.«
    Christies Gesicht, ihre Schultern, ja ihr ganzer Körper versteiften sich vor Entrüstung. »Das werden wir ja sehen! Dir werde ich es zeigen, du alter Chauvi.«
    Sie trat auf das Spielfeld hinaus, entriss dem verdutzten alten Mann die Kugel und stürmte zur Markierungslinie, die in den Sand gezeichnet war. Die Spieler verstummten vor Überraschung. Sie bückte sich, nahm das Ziel lange und sorgfältig ins Visier, dann setzte sie zum Wurf an und versprengte die anderen boules in sämtliche Himmelsrichtungen, als sie einen Volltreffer mitten auf dem cochonnet landete. Sie tippte sich an die stolz hervorgestreckte Brust, als sie sich an den alten Mann wandte, der wie vom Donner gerührt schien: »Ich St. Helena Bowling Champion, Jugendmannschaft 1993.« Dann tippte sie ihm an die Brust. »Und du kannst deinem Hund sagen, dass er von mir aus grün werden kann vor Neid.« Der alte Mann sah ihr nach, wie sie hoch erhobenen Hauptes vom Platz stolzierte, dann nahm er seine Kappe ab und kratzte sich am Kopf.
    Im Restaurant verschwand Christie auf die Toilette, um sich den Staub von den Händen zu waschen, und bot Fanny damit die Gelegenheit, Max eine Frage zu stellen, die sie schon seit mehreren Tagen beschäftigte. »Diese kleine Amerikanerin - ist sie Ihre copine?«
    »Nein, nein, nein«, beeilte sich Max zu erwidern. »Nur eine Freundin. Zu jung für mich.«
    Fanny lächelte und zerzauste sein Haar, als sie ihm die Speisekarte reichte. »Sie haben Recht. Viel zu jung.«
    Bei Christies Rückkehr war seine Miene immer noch verdrossen, was sie auf Hunger zurückführte. »Sag mal, wo hast du dich eigentlich heute Nachmittag herumgetrieben?«, fragte sie.
    Während sie sich durch die üppige Mahlzeit kämpften - eine Gemüseterrine als Vorspeise, gefolgt von Barbarie-Entenbrust mit knuspriger Haut, so wie sie sein sollte -, berichtete Max von seiner Forschungsexpedition und Roussels Enthüllungen.
    Christie setzte eine Miene der Zufriedenheit auf, die an Selbstgefälligkeit grenzte. »Ich wusste es. Trau nie einer Frau mit einer solchen Haarfarbe. Das hat sie ja geschickt eingefädelt! Du kannst sicher sein, dass sie den alten Roussel nach allen Regeln der Kunst über den Tisch zieht.«
    »Vermutlich hast du Recht. Ich würde nur zu gern herausfinden, wohin der Wein geht. Wenn wir das wüssten...«
    Christie tunkte Bratensoße mit einem Stück Brot auf, eine französische Gewohnheit, die sie unbewusst übernommen hatte. »Sie muss einen Komplizen haben. Hat sie irgendwann einmal eine Bemerkung fallen lassen, die dich stutzig gemacht hat? Oder ist dir in ihrer Kanzlei etwas aufgefallen?« Sie lächelte schelmisch. »Ich nehme an, ihr Schlafzimmer hast du nie von innen gesehen.«
    Max' Gedanken schweiften zum vergangenen Sonntag zurück, als er im Wohnzimmer auf Nathalie gewartet hatte. Was kann man in zehn Minuten schon groß entdecken? Er rief sich die erlesenen Möbel in Erinnerung, den antiken Teppich, die signierten Lartigue-Fotografien, die teuren Bildbände über Malerei und Bildhauerei, das Weinbuch, in dem er geblättert hatte. Halt, das Weinbuch!
    »Da war eine kleine Sache, ein Weinetikett, das sie allem Anschein nach als Lesezeichen verwendet hat. Der Name sagte mir nichts, den habe ich natürlich vergessen. Aber ich habe ihn mir nach meiner Rückkehr aufgeschrieben, weil ich schauen wollte, ob ich den Wein irgendwo finde. Abgesehen davon, nichts. Wie wär's mit Käse?«
    Sie aßen in nachdenklichem Schweigen, das schließlich von Max unterbrochen wurde. »Am einfachsten wäre es, sie zur Rede zu stellen - ich meine, der Wein gehört schließlich dem Weingut, und Roussel und sie haben ihn unterschlagen. Vielleicht könnte man ihr ein Geständnis entlocken. Was meinst du?«
    Christie schnaubte. »Ein Geständnis? Von ihr? Von diesem ausgekochten Weibsbild? Das kannst du dir abschminken. Ihr Wort würde gegen deines stehen, und sie ist doch so eine Art Rechtsanwalt, oder? Vergiss es. Wenn du mich fragst, wäre es besser, abzuwarten und herauszufinden, mit wem sie zusammenarbeitet. Und dann kannst du die ganze Bande auffliegen lassen.«
    »Ich weiß nicht recht, wegen Roussel. Er mag ein Schlitzohr sein, aber ich habe eine Schwäche für ihn entwickelt. Und er hat sich um den alten Knaben

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