Ein guter Mann: Roman (German Edition)
Erzähl mir, bitte, von Breidscheid.«
»Du wolltest von Anfang an etwas herausfinden, nicht wahr? Ich war gar nicht gemeint.« Ihr Mund war immer noch schmerzlich verzogen.
»Nein«, sagte er, »so war es nicht.«
»Wenn es nicht so war, was bedeutet denn jetzt Breidscheid? Er hat in meinem Leben nicht die geringste Rolle gespielt. Ist er ein Krimineller? Suchst du ihn?«
»Das weiß ich nicht. An was erinnerst du dich?«
»An tiefste Stuttgarter Provinz. Ich habe für diesen Maschinenbauer Hechtsheim eine Werbekampagne entwickelt und gleichzeitig eine Hochglanzbroschüre entworfen. Beides kam hervorragend an, beides wurde sehr gut bezahlt. Und darauf haben wir einen Sekt getrunken. Ich erinnere mich, dass dieser Breidscheid ein Monopol bei diesen Maschinen hatte. Er faselte dauernd etwas vom Fernostgeschäft. Ich nehme also an, er war der Generalvertreter. Ach ja, der Maschinenbauer nannte den Breidscheid immer ›mein Schiffssachverständiger‹. Was das bedeutete, weiß ich nicht, obwohl beide immer darüber gelacht haben. Das ist alles.«
»Und du hattest nie wieder mit diesem Breidscheid zu tun?«
»Nie wieder«, sagte sie. »Du kannst also hingehen und sagen: Auftrag ausgeführt, Breidscheid existiert nicht für die Swoboda.«
»Das kann ich nicht«, widersprach Müller sanft. »Mein Dilemma besteht darin, dir noch ein paar Fragen stellen zu müssen. Die erste Frage: Wie oft hast du diesen Breidscheid getroffen?«
»Einmal«, antwortete sie. »Dabei wurde das Foto für die Zeitung geschossen. Er war nicht wichtig für mich, er war einfach zufällig da.«
»Kannst du dich an Einzelheiten erinnern? Ich meine, ihr habt einen Schluck Sekt getrunken, ihr habt miteinander gesprochen.«
»Na ja, der Maschinenbauer nannte mich immer gnädige Frau und wollte garantiert mit mir ins Bett steigen. Das wollen viele.«
»Und Breidscheid wollte das nicht?«
»Der nicht, der ist ein stark gehemmter Typ. Einer, der mit Frauen überhaupt nichts anzufangen weiß. Er ist einer dieser streng konservativen Typen, die mit Frauen nicht umgehen können, weil sie es auch gar nicht wollen. Für mich wirkte er wie aus Holz. Und er schaute alle Frauen, auch mich, so an, als halte er sie grundsätzlich für lüstern und geil.«
»Kannst du dich erinnern, wie lange euer Treffen dauerte?«
»Vielleicht eine Stunde, vielleicht anderthalb.«
»Hat Breidscheid etwas von sich selbst erzählt?«
»Kann ich mir nicht vorstellen. Darf ich mal eine Frage stellen?«
»Aber sicher.«
»Wie weit bist du jetzt von mir entfernt?« Ihre Stimme war plötzlich metallisch.
Elende Frage, dachte er.
»Nicht sehr weit«, log er. »Dass du in der Vergangenheit einmal auf Breidscheid getroffen bist, musste mich verdammt nachdenklich machen. Das ist eigentlich alles.«
»Aber wieso …« Dann weiteten sich ihre Augen plötzlich. »Das heißt ja, dass du denkst, dass ich dich aushorchen wollte. Oder? Das heißt es doch?« Sie wurde laut.
»Ich bin nicht darauf gestoßen«, sagte er. »Es waren meine Vorgesetzten. Und ich habe das abklären müssen. Das ist eigentlich alles.«
Ihre Hände flatterten unruhig vor ihrem Körper. »Moment mal, das ist nicht alles. Ich habe nicht mit dir Karten gespielt, um dich auszuhorchen. In was für einer Welt lebst du eigentlich?«
»In einer ziemlich komplizierten«, antwortete er. »Du hast also diesen Breidscheid nur einmal getroffen? Und bei diesem einen Mal hattest du nicht viel mit ihm zu tun? Und das ist viele Jahre her. Ist das richtig so?«
»Jawohl. Ich hatte gar nichts mit ihm zu tun.«
»Und für wie viele Firmen machst du solche Hochglanzbroschüren?«
»Etwa für dreißig pro Jahr. Das schwankt.«
»Bist du notfalls bereit, diese Aussage gegenüber meinen Chefs zu wiederholen?«
»Ist das dein Ernst?« Sie hatte vor Zorn ganz schmale Augen.
»Leider ja. Wir sind eine misstrauische Behörde.«
»Diese Geschichte mit dir geht nur mich etwas an. Und ich werde darüber keinem irgendeine Auskunft geben.« Sie hatte einen harten Mund, und die Falten darum wirkten wie gemeißelt.
»Ich bin bedauernswerterweise nicht in der Lage, dir den ganzen Hintergrund zu erläutern«, sagte Müller.
»Du machst dich doch nur lächerlich.«
»Ich bin ein Geheimdienstmann«, sagte Müller. »Und ich mag meinen Beruf.«
»Dann bin ich ohnehin eine vorübergehende Erscheinung«, sagte sie schnell und bitter.
Er nahm sein Jackett vom Boden auf und zog es an. Er murmelte: »Ich habe verstanden.«
»Genau
Weitere Kostenlose Bücher