Ein guter Mann: Roman (German Edition)
energisch.
»Ich denke, wir nehmen dreizehn Uhr.«
»Einverstanden«, sagte der Chef und ging wie üblich auf und ab. »Und lasst es krachen.«
»Natürlich«, sagte die Stimme. »Ende.«
Basie kannte die Stimme nicht. Er stellte den Imbiss für den Chef auf ein kleines Tischchen und verließ den Raum wieder. Er ging hinunter in das Erdgeschoss, sah den Sekretär bewegungslos vor der Tür zum Roten Salon sitzen.
»Ich hätte gern ein Wasser«, sagte der Sekretär.
»Gern, Sir.« Basie nickte und brachte dem Mann ein Glas Mineralwasser.
»Möchten Sie etwas essen? Vielleicht etwas deutsche Wurst, deutschen Schinken? Sehr zu empfehlen.«
»Ich bin nicht hier, um zu essen«, erwiderte der Mann abweisend.
»Da haben Sie Recht«, murmelte Basie großzügig. »Ich wollte auch nur freundlich sein.«
Nein, er mochte diese Type nicht, ganz und gar nicht.
Großes Gelächter hinter der Tür, eine der Frauen quietschte ganz schrill, der Minister sagte irgendetwas, und alle grölten lachend.
»Im Gegensatz zu Ihnen ist Ihr Chef richtig gut drauf. Seien Sie doch locker, Mann. Niemand tut Ihnen was, niemand hat etwas gegen Sie. Und wir alle verehren Ihren großen Führer!«
Es war so offensichtlich Spott und Häme, dass ein Ruck durch den Mann ging, er plötzlich seine Waffe in der Hand hatte und aufrecht stand.
»Seien Sie vorsichtig«, sagte er nur. Dann setzte er sich wieder und verstaute die Waffe im Achselhalfter.
Tatsächlich war Basie beeindruckt von der Schnelligkeit des Mannes, er hatte abwehrend beide Hände erhoben.
In diesem Moment schrie eine der jungen Frauen hoch und schrill, dann folgte ein dumpfer Aufprall und ein lautes Klatschen.
Der Sekretär zog die Waffe, riss die Tür auf und stürmte in den Salon. Er fuchtelte mit der Waffe herum, beschrieb mit ihr einen Halbkreis wie in einem schlechten Krimi und brüllte irgendetwas auf Koreanisch.
Passiert war im Grunde gar nichts. Mai Thai war im Eifer eines körperlichen Gefechtes von der Lehne des Sofas gestürzt, lag wie ein sterbender Schwan auf dem roten Marmor des Raumes und schrie vor Lachen, während sie mit der nackten Hand klatschend auf den Marmorboden schlug.
Der Minister sah seinen Aufpasser empört an und rief etwas, was niemand verstand.
Der Sekretär maulte zurück, und es klang drohend.
Der Minister war empört, hatte einen roten Kopf und sagte etwas mit ätzender Schärfe. Dabei fummelte er in seiner Kleidung herum, die auf der Lehne eines Sessels hing.
Das dauerte nur zwei oder drei Sekunden.
Der Minister hatte offensichtlich endlich gefunden, was er suchte. Er stand auf und ging nackt direkt auf den Sekretär zu. Dann hob er die rechte Hand, und Basie sah die Waffe. Der Minister schoss, der Sekretär fiel wie ein gefällter Baum, die Frauen kreischten, Basie flüsterte: »Du lieber Gott!«
Der Minister sagte in seinem grauenhaften Englisch erleichtert und zufrieden: »Das wollte ich, seit wir Korea verlassen haben.« Dann wandte er sich an die Frauen und erklärte: »Es tut mir Leid, aber er war wirklich ein Schwein.«
Basie griff nach dem Haustelefon, wählte die Nummer des Chefs und sagte stark beunruhigt: »Chef, wir haben peinlicherweise eine Leiche im Haus.«
Müller hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen verloren zu haben. Er fühlte sich, als sei er in fremder Umgebung auf der Flucht. War Karen auf ihn angesetzt worden? Und wenn ja, von wem und warum?
Er fuhr in seine neue Wohnung, nachdem er seine Koffer und Kisten bei seiner Mutter eingeladen hatte.
»Ich muss arbeiten«, hatte er unwillig geantwortet, als seine Mutter ihn gefragt hatte, ob er denn nicht wenigstens einen Tag Pause machen könne.
Beinahe dankbar für die Beschäftigung schleppte er sein Gepäck in mehreren Gängen in seine kleine Wohnung hinauf, räumte alles ordentlich in Schränke und Schubladen, duschte dann eine halbe Stunde lang, stand für Minuten vor dem Telefon und überlegte, ob er Karen anrufen und fragen sollte, ob sie Teil eines bösartigen Spiels war. Aber sie würde es natürlich nicht zugeben. Wieso hatte sie gesagt, sie müsse zurück nach Frankfurt, und war dann nicht abgereist? Wieso war sie bei der Beerdigung seines Vaters erschienen?
Dann sah Müller die Waffe, die er achtlos auf das Bett geworfen hatte.
In diese Zeiten wollte er nicht zurück. Er wollte, dass seine Albträume endeten, und wusste zugleich, dass er dafür mit irgendjemandem darüber sprechen musste. Er wusste, dass er sich Hoffnung
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