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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Nehmen Sie die verdammte Waffe da vom Bett. Das passt nicht zu Ihnen.«
    »Dann erledige ich Frau Swoboda jetzt«, sagte Müller und fühlte sich befreit. Er war wieder aufgenommen in seinen Orden, er war wieder zu Hause.
    »Und ich verschwinde«, sagte Krause. »Melden Sie sich, wenn Sie mehr wissen. Und noch etwas. Es gibt einen Mann namens Taylor bei der CIA. Er ist unangenehm, einer von der Sorte, die uns Deutschen übel nehmen, dass wir nicht mit Hurrageschrei in den Irak eingefallen sind. Engstirnig und furchtbar ungebildet. Und er ist mit einer ganzen Horde unterwegs. Dieser Taylor könnte Sie identifiziert haben, weil er vermutlich eine direkte Leitung in den Stab von Uri hat. Passen Sie also auf, und nehmen Sie keine Schokolade von fremden Onkels an.«
    »Ich werde mich in Acht nehmen. Ich melde mich«, nickte Müller.
    »Und sehen Sie zu, dass Sie irgendwann eine bessere Behausung bekommen. Das ist ja die reine Tristesse.«
    »Das war Ihr Arrangement«, grinste Müller.
    Krause hatte die Tür noch nicht hinter sich zugezogen, da rief Müller Karen an.
    Sie meldete sich verschlafen und sagte ohne jede Einleitung: »Erzähl mir bloß nicht, du hättest vorher keine Zeit gehabt.«
    »Ich hatte keine Zeit. Jetzt habe ich Zeit. Und Hunger. Kann dein Zimmerservice da etwas ändern?«
    »Das wird zu machen sein«, sagte Karen.
     
    Müller fuhr beschwingt durch das nächtliche Berlin und nahm sich fest vor, Karen auf keinen Fall zu schonen. Er würde sich schrittweise an sie herantasten, notfalls alle Tricks verwenden, die er beherrschte. Falls sich herausstellte, dass sie ihn gelinkt hatte, würde er sich zum Abschluss eine miese Bemerkung einfallen lassen. Er wusste, dass er auf dem Gebiet blendend war.
    Er nahm es als ein gutes Zeichen, dass er einen freien Parkplatz unmittelbar neben dem Hoteleingang erwischte.
    Der Tisch mit den zwei Stühlen und den brennenden Kerzen darauf wirkte festlich. Karen trug wieder den seidenen Morgenrock, der ihr Kastanienhaar so gut zu Geltung brachte.
    »Schön, dich zu sehen«, sagte er und küsste sie auf die Stirn.
    Sie wollte ihn an sich ziehen und irgendetwas sagen, aber sie schwieg dann, räusperte sich und fragte: »Sind Schinkenröllchen und Spargel okay?«
    »Sehr gut«, sagte Müller. Er zog das Jackett aus und ließ es einfach auf den Boden fallen. Er fragte: »Wieso bist du nicht in Frankfurt? Du wolltest doch abreisen, oder?«
    »Ja, wollte ich. Aber ich habe es mir anders überlegt. Ich wollte dich noch einmal sehen.« Sie sah ihn fragend an. »War das falsch?«
    »Oh nein«, sagte er und setzte sich auf den Stuhl. »Ich habe gehofft, du wärst noch hier. Warum bist du auf dem Friedhof nicht zu mir gekommen?«
    Sie lächelte unsicher. »Das schien mir nicht angemessen. Da war deine Frau, dein Kind, deine Mutter. Ich wollte dir nur zeigen, dass ich bei dir bin. Du hast sehr elend ausgesehen.«
    »So habe ich mich auch gefühlt. Vor allem, weil ich wenig später zu einem Einsatz musste. Das war alles sehr irreal.«
    »Was für ein Einsatz?«, fragte sie.
    »Na ja, dienstlich halt. Außerhalb Berlins. Ich lebe im Moment zwischen den Welten, ich weiß zuweilen nicht, was real ist. Die Beerdigung meines Vaters oder der Einsatz oder beides.« Er legte sich Schinken und Spargel auf den Teller und fragte: »Soll ich den Sekt öffnen?«
    »Ja, bitte.« Sie lächelte flüchtig, sie wirkte verwirrt.
    Er öffnete die Flasche und goss ein.
    »Willst du auch etwas essen?«
    »Nein, ich habe keinen Hunger.« Sie sah ihn an und fragte: »Warum berührst du mich nicht?«
    »Weil ich verunsichert bin«, antwortete er. »Kennst du einen Mann namens Breidscheid, Helmut Breidscheid?«
    Auf ihrer Stirn bildeten sich zwei Falten, ihre Augen wurden schmal, sie mühte sich um Konzentration. »Breidscheid sagst du? Warte mal …«
    Er griff nach seinem Jackett, zog den Zeitungsausschnitt heraus und hielt ihn ihr hin. »Hier vielleicht eine kleine Erinnerungshilfe?«
    Sie betrachtete den Ausschnitt, dann zog ein breites Lächeln in ihr Gesicht. »Ja, natürlich kenne ich Breidscheid«, sagte sie heiter. »Aber das ist Jahre her. Und so beeindruckend war er nicht, dass ich mich sofort erinnern müsste.«
    »Erzähl mir von ihm«, forderte Müller.
    Karen hatte plötzlich einen schmerzlichen Zug um den Mund. Sie sah ihn nicht an, sie nahm ihr Glas und trank einen Schluck.
    »Du bist nicht hier, um mich zu berühren. Du bist hier, um etwas herauszufinden. Es ist ja wohl dein Beruf.«
    »Ja.

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