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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ohne Lampe, durch das große Fenster war ersichtlich, dass die Wohnung in einem oberen Stockwerk liegen musste, denn er sah keine anderen Häuser, keine Türme, keine Schornsteine, nur den Himmel.
    Der lichtete sich langsam und kündigte den neuen Tag an. Er sah auf seiner Uhr, dass es kurz vor halb drei war. Er wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. Er wollte handeln.
    Er sagte: »Warum habt ihr nicht einen meiner Chefs gefragt? Die hätten euch doch alles erklärt.«
    Taylor antwortete: »Dein Chef mag mich nicht, und ich ihn ehrlich gestanden auch nicht.«
    »Das ist ja nicht verwunderlich«, sagte Müller trocken. »Ihr benehmt euch wie Wildsäue. Es ist mit euch immer dieselbe Scheiße, ob hier oder im Irak oder in Afghanistan.«
    »Lass das!«, sagte Grissom scharf. »Niemand hat dich nach deiner Meinung gefragt.«
    Müller musste lachen, das tat weh, die Kopfschmerzen wurden stechend. »Grissom, der Herrscher über das Erdreich! Mann, seid ihr Arschlöcher. Also gut, was wollt ihr noch wissen?«
    »Es kam zu einem Treffen«, sagte Taylor. »Mit diesem Abu Omar. Wo war das Treffen, wie lief das ab? Ich brauche die Inhalte.«
    »Es lief in einem Lokal in der Altstadt ab. Er wartete auf mich. Wir saßen an einem Tisch auf der Straße. Er wirkte höflich und zurückhaltend, machte aber klar, dass er Geld erwartete. Er wollte zweitausend US-Dollar.«
    »Hat er sie bekommen?«, fragte Grissom schnell.
    Müller antwortete nicht, sondern blickte Grissom lange an, dann Taylor. Er sagte: »Kannst du, bitte, deinen blöden Terrier zurückpfeifen? Er stellt die falschen Fragen. Dumme Fragen. Er versteht die ganze Sache nicht, sie übersteigt seinen Horizont. Und immer, wenn er was nicht versteht, prügelt er los. Wir nennen das in Europa unkultiviert.«
    Grissom tat genau das, was Müller bezweckt hatte. Er kam nach vorn und wollte Müller schlagen.
    Aber Müller hatte blitzschnell seine Beine angezogen und stieß sie mit aller Gewalt nach vorn. Sein rechter Fuß traf Grissom im Gesicht, der linke landete ungefähr auf dem Solarplexus des Amerikaners.
    Grissom atmete laut aus und lag still.
    Müller sagte monoton: »Abu Omar bekam die zweitausend Dollar. Und was er erzählte, schien auf den ersten Blick logisch. Er sagte, eine bestimmte Gruppe der Al-Kaida habe sich Berlin vorgenommen und wolle hier in der Nähe an radioaktives Material kommen. Wie geschehen. Aber verrückterweise war Abu Omar am folgenden Tag nicht mehr in Damaskus, sondern tauchte in Berlin auf. Wir haben ihn am Flughafen Tegel identifiziert. Seitdem suchen wir ihn in dieser gottverdammten Stadt. Und steck um Gottes willen diese Waffe weg. Wem willst du Angst machen? Mir?«
    Taylor lehnte an der verdreckten Kopfwand und hielt einen Revolver in der Hand. Er sagte: »Leute wie dich brauchen wir. Du kannst umsteigen, wenn du willst.«
    »Kein Interesse«, erwiderte Müller. »Kann ich mich mal hinstellen? Mir ist schlecht von den Schlägen.« Er dachte fiebrig: Von Breidscheid wissen sie nichts. Noch nicht.
    »Okay«, sagte Taylor. »Aber unternimm nichts. Ich würde schießen, mein Kleiner.«
    Müller richtete sich an der Wand auf und bemühte sich, den ohnmächtigen Grissom dabei nicht zu berühren. Als er stand, drehte er sich zu Taylor und fragte: »Was willst du noch wissen?«
    »Du hast ihm todsicher den Kiefer gebrochen.«
    »Na ja, dann darf er ja nach Hause fliegen und sich ausruhen.« Müller trat von der Matratze auf den uralten, fleckigen Teppichboden und reckte beide Arme in die Höhe.
    »Ich kann dir nicht mehr erzählen, weil ich nichts weiß. Ich suche Abu Omar. Hier in Berlin. Und wenn ich ihn habe, sage ich dir Bescheid. Ist das okay? Und lasst die Frau in Ruhe. Die weiß absolut nichts, sie kennt nicht mal meinen Beruf. Sie hat keine Ahnung, dass es einen Mann namens Abu Omar gibt.« Er ging langsam an das Fenster und starrte hinaus in den frühen Morgen. Auf den ersten Blick erkannte er drei Tankstellen unter voller Beleuchtung und zwei sich kreuzende Schnellstraßen.
    Das ist Marzahn, dachte er.
    Er drehte sich zu Taylor herum und grübelte: »Ich frage mich, weshalb ihr Amerikaner euch so viele Feinde in einer so unglaublich kurzen Zeit gemacht habt. Das muss mit eurem verrückten Präsidenten zu tun haben und mit seinen Scheißkriegen in Afghanistan und im Irak.«
    »Wir bringen die Demokratie«, sagte Taylor matt.
    Müller setzte sich langsam zum Ausgang hin in Bewegung. Er antwortete: »Das höre ich dauernd, und ich weiß,

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