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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Restaurant. Er aß langsam und mit Genuss und las dazu die Financial Times .
    Vom Restaurant wechselte er in die Bar und trank einen Whisky, um dem Pianisten zuzuhören, der Glenn Miller spielte und sehr schmalzig dazu sang. Der Pianist, das hatte er bei früheren Aufenthalten erfahren, stammte aus einer jüdischen Familie in Zürich und arbeitete gelegentlich für den Mossad. Sein Klavierspiel war exzellent.
    Gegen elf Uhr lief er hinauf in sein Zimmer, duschte und legte sich in blauen Boxershorts auf das Bett. Er machte sich einen Plan. Er würde um neun Uhr Achmed treffen. Dann, nach etwa zwei Stunden, mit einem Taxi vier weitere Eisenwarenhandlungen aufsuchen, die er um der besseren Tarnung willen in sein Programm aufgenommen hatte. Er konnte dort stets ohne Terminabsprachen aufkreuzen.
    Er seufzte leicht, als er daran dachte, dass seine Tarnfirma Iron GmbH, Hamburg, seit vier Jahren schwarze Zahlen schrieb, sich sogar eine Vollzeitsekretärin leistete, die keine Ahnung hatte, was er wirklich trieb.
    Er lächelte. In Konferenzrunden pflegte er zu betonen: »Müller, selbstständig«, und erntete regelmäßig ein Grinsen. Er war nicht im Geringsten verkrampft, als er vor Mitternacht einschlief.

ZWEITER TAG
     
    Er wurde durch ein Geräusch geweckt, das er nicht sofort bestimmen konnte, und wie üblich war er ohne Übergang hellwach. Es war 2.15 Uhr. Er richtete sich auf. Das Geräusch wiederholte sich. Es war der sehr hohe Angstschrei einer Frau, nur wenig gedämpft, es musste aus einem Zimmer nahe dem seinen kommen.
    Er ging zur Tür, öffnete sie und starrte in beide Richtungen auf den Flur. Ein drittes Mal kam der Schrei. Müller war jetzt sicher, dass er aus dem nächsten Zimmer links von ihm kam.
    Dann wurde die Tür heftig aufgerissen, es gab einen Knall. Eine gelbe Lichtbahn fiel in den Flur. Kleider, Frauenkleider, ziemlich grell in Rot und Pink, flogen aus dem Zimmer. Dann schoss eine nackte Figur wie eine Kanonenkugel hinterher, und ein Mann schrie wutentbrannt: »Du miese Nutte!«
    Die Frau knallte geräuschvoll an die Tür gegenüber, sackte zusammen und kauerte sich auf den Boden.
    Es war plötzlich sehr still.
    Müller ging zu der offenen Tür und starrte in das Zimmer.
    Ein Mann stand breitbeinig etwa einen Meter von der Tür entfernt und starrte blass vor Wut aus schmalen, dunklen Augen. Er war fast eins neunzig groß.
    »He«, sagte Müller auf Englisch. »Nun vertragt euch doch wieder.«
    In diesem Moment begann sich die Frau hinter ihm zu bewegen, sie kroch auf allen vieren auf dem Boden herum und raffte ihre Kleider zusammen.
    »Mir fehlt meine Uhr«, erklärte sie.
    Sie blutete heftig aus der Nase und aus dem linken Ohr.
    »Du elende Sau!«, schrie der Mann vor Müller und duckte sich ab, um unter ihm durchzutauchen und erneut auf die Frau im Flur loszugehen.
    »Nicht doch!«, sagte Müller und stellte sich in den Weg.
    Er zog übergangslos das rechte Knie mit aller Gewalt hoch in den Schritt des Mannes. Der versuchte zu schreien, öffnete grotesk lautlos den Mund, weil er keine Luft mehr hatte.
    Dann fasste Müller ihn unter beiden Achseln, hob ihn an und schleuderte ihn mit aller Gewalt links an sich vorbei gegen die Schmalseite des Türblattes. Der Mann gab einen dumpfen Ton von sich und war augenblicklich bewusstlos.
    »Holen Sie sich die Uhr«, sagte Müller ganz ruhig. »Und dann raus hier.«
    Irgendwo hinter ihnen näherten sich Menschen auf dem Flur, die laut sprachen, irgendetwas riefen.
    Die Frau lief an Müller vorbei in den Raum, nahm etwas vom Tisch, drehte sich um und kam zurück.
    »Ins Zimmer nebenan«, sagte Müller. »Schnell.«
    Er schob die Frau in sein Zimmer und schloss hinter ihnen beiden ab. Er bedeutete ihr, leise zu sein, und ging mit ihr ins Bad. Auch diese Tür schloss er.
    Draußen auf dem Flur sprachen Männer miteinander, abgehackt und aufgeregt laut. Sie sprachen arabisch, und Müller konnte nicht genug verstehen. Jemand rief aufgeregt: »Doktor!« und dann: »Ambulanz!«
    Es klopfte an seine Tür.
    Er wartete ein paar Sekunden, ehe er öffnete.
    Der Mann war etwa vierzig, trug einen grauen Anzug, ein weißes Hemd, eine dunkelrote Krawatte. Auf dem Anzugsrevers prangte ein Schild »Security«.
    »Es tut mir Leid, Sir. Wir haben einen Notfall im Nebenzimmer. Da liegt ein Bewusstloser. Haben Sie irgendetwas bemerkt?«
    »Jemand hat geschrien«, nickte Müller. »Es hörte sich an wie eine Frau. Aber gesehen habe ich sie nicht.«
    »Dann ist sie weggerannt«,

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