Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
stellte der Wachmann verwundert fest. »Also muss die Frau ihn zusammengeschlagen haben. So was!«
    Müller zuckte die Achseln. »Kann ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein?«
    »Oh nein, nein, danke. Das geht schon in Ordnung. Aber der Mann muss dringend ins Krankenhaus. Das wird leider wieder etwas Lärm geben.«
    »Das stört mich nicht«, sagte Müller. »Falls ich helfen kann, klopfen Sie einfach.«
    »Danke für Ihr Verständnis, Sir«, antwortete der Mann und wandte sich ab.
    Müller fragte sich leicht irritiert, was Krause wohl zu all dem sagen würde, aber immerhin konnte es zu Müller-Eisenwaren passen, eine Edelnutte zu beschützen. Und es hatte entschieden gut getan, etwas Dampf abzulassen.
    Er schloss die Tür seines Zimmers und drehte den Riegel zu.
    Die Frau kam aus dem Bad. Sie hatte sich angezogen und das Blut abgewaschen. In voller Kriegsbemalung strahlte sie ihn an. Sie sagte bewundernd: »Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so schnell und brutal ist wie Sie.« Ihr Englisch war nahezu perfekt.
    Dann beugte sie sich vor, entdeckte die Risse in ihrer Strumpfhose und begann, laut und unflätig auf Französisch zu fluchen.
    »Hey«, sagte Müller ganz leise, weil er wusste, dass laute Leute nur durch leise Töne erreichbar sind. Sicherheitshalber sprach auch er jetzt französisch. »Seien Sie leise. Wir dürfen keinen Lärm machen. Gleich marschiert hier ein Trupp Sanitäter durchs Gelände, und ich bin ein ehrbarer, allein reisender Familienvater.« Dann sah er sie an und fragte flüsternd: »Was kosten Sie eigentlich, Schwester?«
    »Das ist Verhandlungssache.« Sie grinste. »Ich heiße Lulu.« Vielleicht war sie fünfundzwanzig, vielleicht dreißig, und ihre Augen sagten, dass nichts auf der Welt ihr fremd war.
    »Schöner Künstlername. Wer ist der Mann nebenan?«
    »Irgendein reicher Trottel. Hat mich gebucht.«
    »Und wieso gab es Krach?«
    »Weil er was wollte, was ich niemals liefere. Das Dreckschwein. Und dann wollte er mich um mein Geld bescheißen, fing an zu schreien und schlug mich. Dann rief er beim Empfang an und sagte: Entfernen Sie diese Nutte!«
    »Kommt so etwas oft vor?«
    »Oh nein. Das ist ein gutes Haus hier, ich stehe im Adressbuch vom Portier. Das ist eine verdammt gute Position. Und wie komme ich jetzt hier raus?«
    »Wir warten, bis sie den Mann abgeholt haben. Dann bringe ich Sie runter.«
    »Wir können aber nicht durch die Halle«, sagte sie angstvoll.
    »Ein Hotel ist immer offen«, bemerkte er. »Ich bin ein Spezialist für Hotelausgänge.«
    »Na ja, wenn das so ist. Ist in der Minibar ein Schnaps?«
    »Schauen Sie nach, und nehmen Sie sich einen. Aber nur einen.«
    »Was glaubst du, wie viel ich schlucken kann, ohne dass du es merkst?«
    »Ich sagte: einen. Und nicht mehr. Und wenn jemand an der Tür klopft, gehst du ins Bad, klar?«
    »Und dann machst du wieder bummbumm, und alle liegen flach.« Sie lachte heiser. »Du bist vielleicht eine Type.«
    Müller lächelte und sah ihr zu, wie sie laut und unbekümmert eine winzige Flasche Whisky schlürfte und sich dann brav in einen Sessel setzte.
    »Tut das Ohr noch weh?«
    »Nicht schlimm, aber ich höre auf dem Ding nicht mehr. Es rauscht.«
    »Das geht vorbei«, sagte er. »Bist du schon lange in der Stadt?«
    »Nein, zwei Jahre erst. Vorher war ich in Beirut, und Sheela, meine Freundin, sagte: In Damaskus kannst du mehr Kohle machen.«
    »Und? Machst du?«
    »Es ist nicht schlecht«, erklärte sie. »Aber ich kann nur noch zehn Jahre arbeiten, und dann muss alles gelaufen sein, und ich muss das Geld haben für eine Kneipe oder so.« Sie hob das Gesicht, sah offensichtlich in eine goldene Zukunft und strahlte: »Oder ich lass endlich meine eigenen Pferdchen laufen. Und auch Jungs dazu.«
    »Und die Scharia?«, fragte Müller sanft.
    »Die braucht auch erleichterte Männer, oder?«
    Er gab ihr Zeichen, leise zu sein, denn nun hörte man wieder Männer auf dem Flur. Sie diskutierten auf Arabisch, dann quietschte es, und eine Stimme befahl: »Anheben! Drei, zwei, eins, jetzt!« Wieder quietschte es, dann rollte etwas dumpf über den Teppichboden. Die Geräusche wurden leiser und entfernten sich.
    »Wir können«, meinte Müller.
    Sie stiegen gemächlich und stumm im Treppenhaus hinunter, tasteten sich leise vor bis in die Tiefgarage, und selbstverständlich gab es eine offene Tür.
    »Du hast eine Nummer gut«, sagte sie. »Du bist wirklich klasse.«
    »Vergiss es«, meinte er. »Und ich weiß rein zufällig, dass

Weitere Kostenlose Bücher