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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nicht geschenkt hätte.«
    »Sie bereuen es also nicht?«
    »Nein«, sagte Müller. »Und es ist mir scheißegal, wenn es als Tadel in meiner Führungsakte auftaucht.«
    »Aufmüpfig ist er auch noch«, murmelte Krause erheitert. Dann kam eine Melodie hoch, er griff nach seinem Handy und hörte nur zu. »Ich muss an den Schreibtisch«, sagte er dann knapp. »Sie sollten diese Sache mit Ihrer Frau erledigen. Jetzt, bitte.«
    »Ja.« Müller nickte.
     
    Es war 15 Uhr, als er vor sein Reihenhäuschen rollte. Er hatte schon oft von einer Trennungsszene geträumt, in unendlichen Varianten. Aber merkwürdigerweise war es niemals früher Nachmittag gewesen, niemals hatte die Sonne geschienen, immer nur Nacht geherrscht.
    Er schloss die Haustür auf und rief: »Ich bin es. Seid ihr da?«
    »Hallo, Schatz«, sagte Melanie aus der Küche. »Anna-Maria ist bei einem Freund. Wieso kommst du so früh?«
    »Nichts los«, antwortete er. »Ich muss mit dir sprechen.«
    »Das geht jetzt nicht. Ich muss kochen. Später.«
    »Das musst du nicht«, widersprach er. »Wir müssen reden.«
    »Aber das kann doch bis heute Abend warten.«
    »Jetzt«, beharrte er und hatte Mühe, nicht heftig zu werden. »Jetzt sofort.«
    Er ging in das Wohnzimmer und setzte sich in einen Sessel.
    Sie kam hinter ihm her und sagte aufgebracht: »Also, ich weiß nicht, was so wichtig ist, dass …«
    »Hör mir, bitte, zu«, sagte er und faltete die Hände. »Und setz dich, bitte, hin.«
    Sie setzte sich.
    »Das, was ich zu sagen habe, schleppe ich schon lange mit mir herum. Unsere Ehe ist keine Ehe mehr. Also werde ich eine Weile fortgehen und versuchen herauszufinden, ob wir weiter zusammenleben können oder nicht. Und vielleicht solltest du das Gleiche überlegen.«
    Ihr Gesicht erstarrte augenblicklich zur Maske.
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Doch, es ist mir ernst.«
    »Du hast eine andere kennen gelernt.« Das kam sehr schnell.
    »Nein, da ist keine andere. Unsere Ehe ist tot.«
    »Aber Anna-Maria bleibt hier bei mir.«
    »Selbstverständlich.«
    Sie hob den Kopf, und sie war eine schöne, wütende Frau, die nach einem Ausweg suchte.
    »Du wirst in eine andere Stadt versetzt.«
    »Nein, ich bleibe hier in Berlin.«
    »Aber manchmal läuft das eben so in einer Ehe. Ich meine, so irgendwie langweilig. Das kann man reparieren, das braucht Zeit.«
    »Das kann man nicht reparieren. Das fängt entweder neu an, oder es ist aus.«
    »Du bist ja auch selten hier.« Dann sah sie plötzlich auf ihre Uhr. »Oh, ich muss Anna-Maria abholen.«
    »Bitte, unterbrich das jetzt nicht. Dann kommst du eben etwas später.«
    »Ich bin immer pünktlich«, sagte sie verbissen.
    »Ja, das bist du. Ruf dort an und sag, es dauert noch etwas.«
    Sie bewegte sich nicht. Sie sah ihn an, und sie sah ihn doch nicht.
    »Es ist ziemlich schlecht in der Bank, wenn die Ehe kaputt geht.«
    »Möglich«, sagte er. »Ich packe ein paar Sachen ein, ich bin ständig erreichbar, und ich sage dir morgen, wo ich wohne.«
    »So schnell findest du doch keine Wohnung.«
    »Ich habe schon eine, ich weiß nur noch nicht, wo sie ist. Und lass uns nicht streiten. Du kannst Anna-Maria sagen, dass ich ein paar Tage verreisen muss. Du kannst aber auch sagen, dass wir uns trennen.«
    »Und wie lange soll das … dieser Zustand dauern?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und was sagst du deinem Vater?«
    »Die Wahrheit. Dass ich gehe, weil die Ehe keine mehr ist. Aber er kann mich eh nicht hören.«
    »Und deiner Mutter sagst du, dass ich schuld bin.« Plötzlich weinte sie lautlos und schlug beide Hände vor das Gesicht.
    »Aber du bist nicht schuld«, versicherte er. »Niemand ist schuld.«
    »Und was sage ich allen anderen? Und meinen Eltern?«
    »Die Wahrheit«, gab er zurück. »Wir trennen uns auf Probe, wir werden sehen, was aus uns wird.«
    »Gerade heute hieß es, dass ich einen besseren Job kriegen soll.«
    »Das ist doch gut. Wir leben nicht in Scheidung. Und jetzt packe ich ein paar Sachen.«
    Er ging an ihr vorbei, sie blieb in dem Sessel hocken, und wahrscheinlich dachte sie, dass ihre Taktik falsch gewesen war, überlegte Müller verbittert.
    Er packte zwei Koffer voll mit seiner Kleidung, dann die Toilettentasche im Bad. Er ging noch einmal durch das Haus und hörte sie im Wohnzimmer weinen.
    Als er im Auto saß und startete, meldete sich sein Handy, und Krause bellte übergangslos: »Wir haben ein Dringend.«
     
    Im Amt rannte er die Treppen hoch und direkt zu Krauses Zimmer. »Es ging nicht

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