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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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über ihnen, ihr Auto wirkte wie das Innere einer großen Trommel. Es knackte vernehmlich, darauf folgten erneut dröhnende Schritte. Jemand ging auf ihrem Fahrzeugdach herum.
    »Schick den automatischen Notruf!«, sagte Bohnen heiser. »Sie orten uns über GPS.«
    »Wieso kommt hier keiner?«, fragte Stahlmann verwirrt. »Kein Mensch fährt hier.« Er drückte einen Knopf am Armaturenbrett.
    Eigentlich hätte eine grüne Lampe aufblinken müssen.
    »Das funktioniert nicht.« Bohnen war fassungslos. »Das kann nicht sein.«
    Stahlmann knurrte: »Die werden sich wundern. So einfach läuft das nicht.«
    Die sechs Männer vor ihnen führten einen seltsamen Tanz auf. Sie waren alle vermummt, trugen alle Jeans und dunkelblaue Sweatshirts. Alle sechs schauten sich an, glitten ein wenig auseinander, als wollten sie dem Nachbarn artig »Bitte, nach Ihnen!« sagen. Dann bauten sie sich auf wie ein Erschießungskommando und begannen übergangslos zu feuern.
    Selbstverständlich war der Kleinlaster gepanzert, selbstverständlich hielten auch die Scheiben stand. Aber die Scheiben sprangen und waren in Sekunden vollkommen blind, zerrissen von irrlichternden Sprüngen.
    »Heilige Scheiße!«, hauchte Bohnen.
    »Sie kommen nicht rein«, sagte Stahlmann atemlos, als sei er Kilometer gelaufen. Es klang wie ein Gebet.
    Dann war es sehr still, nur der eigene Motor war zu hören.
    »Wieso kommt die Zentrale nicht über Funk?«, fragte Stahlmann. Er starrte auf das Funkgerät. Das kleine grüne Licht rechts zeigte an, dass das Gerät eingeschaltet war. Aber niemand sagte etwas.
    Schemen huschten draußen vorbei, vollkommen verzerrt durch die gesprungenen Scheiben.
    Wieder war jemand auf dem Dach. Es gab Schritte, hin und her, es dröhnte.
    Stahlmann schaltete den Motor aus.
    Keiner der Männer draußen sagte irgendetwas. Sie waren vollkommen still, was immer sie taten, sie taten es lautlos.
    Bohnen griff erneut nach seinem Handy. Er drückte irgendeine Taste, er sagte verblüfft: »Da tut sich überhaupt nichts.«
    Stahlmann kommentierte wütend: »Das kann gar nicht sein«, griff nach seinem Handy, drückte Tasten, murmelte: »Das geht auch nicht.«
    Dann hörten sie, wie die Stahlriegel der Ladefläche zurückglitten.
    Stahlmann hauchte ungläubig: »Die sind drin.«
    Bohnen antwortete: »Red jetzt keinen Scheiß.« Stahlmann wiederholte: »Die sind drin.« Dann beugte er sich weit nach vorn, als habe er rasende Kopfschmerzen. Er legte die Stirn auf das Lenkrad, er murmelte zittrig: »Ich mach jetzt die Verriegelung auf. Ich will die sehen.«
    Bohnen schwieg.
    Stahlmann drückte auf den Knopf der Zentralverriegelung und sagte verblüfft: »Wir sind schon offen.«
    Bohnen murmelte: »Na, denn.«
    Er öffnete langsam die Tür und blickte nach rechts.
    Da stand ein Mann in der Sturmhaube, und er hielt eine Kalaschnikow im Anschlag.
    Bohnen hob die Hände und sagte zittrig: »Ich steige aus.«
    Der Mann bewegte sich kaum, machte nur eine knappe, wischende Geste mit der Waffe.
    Bohnen nahm das als Aufforderung und tastete mit dem rechten Schuh nach der Stufe im Ausstieg. Er fand sie, drehte sich leicht nach rechts und stieg aus. Er sah im äußersten Winkel seines Blickfeldes, dass auch Stahlmann ausstieg. Er drehte den Körper nach rechts, um nach hinten zum Heck des Wagens zu gehen, aber der Vermummte machte eine unwillige Geste mit der Maschinenpistole, und Bohnen blieb einfach stehen und bewegte sich nicht mehr.
    Er hörte, wie Stahlmann brüllte: »Was soll der Scheiß hier?«, und dann gab es ein scharfes, klatschendes Geräusch. Irgendetwas schlug dumpf gegen das Blech der Ladefläche.
    Bohnen riskierte einen Blick, indem er den Kopf nach links drehte, um durch das Fahrerhaus etwas von Stahlmann zu sehen. Aber der Vermummte ihm gegenüber war nicht damit einverstanden. Er schoss sofort. Er schoss irgendwohin, und Bohnen dachte fassungslos eine halbe Sekunde lang: Ich kriege keine Luft mehr. Er fühlte in seinem Körper nach, ob er getroffen sein könnte. Aber da war nichts. Eine panische Angst stieg in ihm auf, seine Beine könnten unter ihm einknicken. Er schien zu wackeln, aber nichts passierte, er blieb stehen.
    Dann sah er den Rückspiegel unmittelbar vor seinem Gesicht. Der Spiegel war stark abgeknickt, er war von den Schüssen getroffen worden. Er zeigte auf der halben Breite etwas vom Dach des Wagens. Sie hatten zuerst die Funkantenne abgebrochen, erkannte Bohnen. Aber wieso hatten die Handys nicht funktioniert? So etwas gab

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