Ein gutes Jahr für Zwerge?
wirklich ganz freimütigen, von deren Existenz ich offiziell nichts weiß.
Der wichtigste Punkt ist natürlich, daß Sie Junggeselle sind; und die Art und
Weise, in der Sie Ihre reichlichen Brötchen verdienen, ist atemberaubend,
direkt gruselig. Sind wir also verabredet, Mr. Holman ?«
»Wer bin ich, daß ich dagegen
etwas einwenden könnte ?« murmelte ich.
»Ich hätte gern ein
ausgesprochen altmodisches, gefühlvolles Abendessen mit Kerzenlicht und
schluchzenden Violinen im Hintergrund«, flüsterte sie schüchtern. »Und ich
bestehe auf Fasan in Aspik als Hauptgang. Ich habe einen sehr kostspieligen
Geschmack, sofern es sich um das Geld anderer Leute dreht .«
»Sie werden essen, was Sie
bekommen«, zischte ich, »und zwar gern !«
»Achten Sie auf Ihre
Ausdrucksweise, Mr. Holman .« Die Faunsaugen blinzelten ein paarmal vorwurfsvoll. »Sonst treibe ich es mit Ihnen — gleich
draußen auf dem Gehsteig !«
FÜNFTES KAPITEL
F ür Bel-Air-Verhältnisse war es
ein bescheidenes Haus; und das hieß, daß der derzeitige Besitzer es für eine
Kleinigkeit weniger als eine sechsstellige Zahl bekommen haben mochte. Der
Bursche, der die Tür öffnete, war schätzungsweise Mitte Fünfzig und gebaut wie
ein Weltergewichtler, wobei ihn die massiven Schultern kleiner erscheinen
ließen, als er in Wirklichkeit war. Er hatte dichtes graues Haar, ein
gefurchtes und tiefgebräuntes Gesicht und glänzende blaue Augen.
»Mr. Harper ?« sagte ich. »Ich bin Rick Holman. Ich habe Sie vor einer kleinen Weile angerufen .«
»Ganz recht, Mr. Holman .« Sein Händedruck besagte, daß sein Lieblingshobby darin
bestand, jeden zweiten Montag Pythonschlangen zu erdrosseln. »Kommen Sie
herein. Ich heiße Ed .«
Er ging voraus durch das
nüchtern eingerichtete Wohnzimmer, bis zu einer Bar in der Ecke. Er bemühte
sich um mich, bis ich schließlich auf einem mit imitiertem Leopardenfell
überzogenen Hocker saß. Ich sagte, ich hätte gern einen Wodka Martini. Er
machte eine Riesenportion zurecht und ließ dann rücksichtsvollerweise den Mixer
neben mir stehen, während er für sich selber einen winzigen Scotch mit Soda eingoß .
»Seit wann haben Sie sich vom
Geschäft zurückgezogen, Ed ?« eröffnete ich höflich das
Gespräch.
»Überhaupt nicht!« Er lachte trocken.
»Ich bin seit dreißig Jahren in der Industrie tätig und niemand hat je den
Namen Ed Harper gehört; aber meine Dokumentarfilme wollen sie alle haben .«
»Und Sie scheinen nicht
schlecht dabei gefahren zu sein .« Ich sah mich
bedächtig im Zimmer um.
»Es reicht gerade für den
Lebensunterhalt, Rick. Das Haus wurde mir von meiner Frau hinterlassen. Sie ist
vor vier Jahren gestorben .«
»Das tut mir leid«, sagte ich
höflich.
»Man gewöhnt sich daran, allein
zu leben, arbeitet ein bißchen härter, trinkt ein bißchen mehr .«
Der Größe seines Drinks nach
mußte er vor dem Tod seiner Frau ein ausgesprochener Abstinenzler gewesen sein.
»Um Ihnen die Wahrheit zu
sagen, Ed«, log ich, »ich bin ein freier Schriftsteller, und eine der
Filmzeitschriften hat eine meiner Ideen für einen Artikel aufgegriffen .«
»Klingt interessant .«
»Die echten unabhängigen
Produzenten.« Ich erwärmte mich für mein Thema. »Die kleinen Burschen, die sich
ihren eigenen Platz in der Filmindustrie geschaffen haben, ohne ihre Ideale
aufzugeben und ohne jegliche Hilfe von den großen Tieren.«
»Ah! Ja«, er schlug mit der
Faust auf die Bar, »das gefällt mir, Rick !«
Es bedurfte während der
nächsten halben Stunde lediglich durchschnittlich einer Frage in fünf Minuten,
um ihn in Fluß zu halten. Ich kritzelte sogar ein paar Notizen hin, um das
Ganze echter wirken zu lassen. Schließlich gingen selbst Harper die
Reminiszenzen aus, und es war leicht, die nächste Frage einzuschieben.
»Wie steht’s mit dem Verleih,
Ed ?« fragte ich. »Das ist doch vermutlich immer das
Problem. Wie?«
»Die Syndikate wollen Ihr Leben
und eine Garantie von fünfzig Prozent obendrein«, schnaubte er. »Aber ich habe
in meinem ganzen beruflichen Dasein nie mit ihnen Geschäfte gemacht und werde
es auch nie tun! Die Trenton -Filmgesellschaft in Venice hat meinen Verleih gleich von Anfang an übernommen.
Oh, das ist überhaupt eine gute Story für Sie, Rick! Der alte Walt Trenton ist
seit über einem halben Jahrhundert ein unabhängiger Einmannverleih !«
»Eindeutig«, sagte ich. »Danke
für den Tip , Ed .«
»Es war mir ein Vergnügen, Rick .« Er goß mir wieder
Weitere Kostenlose Bücher