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Ein gutes Jahr für Zwerge?

Ein gutes Jahr für Zwerge?

Titel: Ein gutes Jahr für Zwerge? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nach, und ich stellte fest, daß der
Mixer bereits halb leer war. »Besuchen Sie den alten Walt, da kriegen Sie eine
wirklich gute Story .«
    »Irgendwer hat mir
vorgeschlagen, ich solle auch Clark Calvert aufsuchen .« Ich ließ eine zwei Sekunden lange Pause einfließen. »Was halten Sie davon ?«
    »Na schön, der macht seine
Pornofilme«, sagte Harper in unverbindlichem Ton. »Wer macht die heutzutage
nicht? Ich will Sie in keiner Weise beeinflussen, Rick, aber so, wie ich die
Sache ansehe, ist Clark ein wirklicher unabhängiger Produzent, und zwar seit
langem. Ich kann allen Ernstes nicht sehen, wie Sie ihn übergehen könnten .«
    »Wenn Sie das sagen, ist es
gut, Ed«, erwiderte ich mit einer Art verzweifelter Unaufrichtigkeit. »Soviel
ich gehört habe, hat er jetzt einen neuen Finanzier, Herb Jaroff .«
    »Von dem habe ich nie etwas
gehört .« Er runzelte einen Augenblick lang die Stirn
und schüttelte dann entschieden den Kopf. »Das muß einer von diesen neuen
Burschen sein — der Typ, der sich einbildet, die beste Qualifikation, einen
Film zu machen, sei die, größere Summen addieren zu können .«
    Zehn Minuten später ging ich.
Harper begleitete mich bis zum Wagen, verpaßte mir meinen
Pythonzermalmungshändedruck zum Abschied und bat mich, jederzeit bei ihm
vorbeizukommen, sobald mir nach einem kleinen Plausch über die Filmindustrie
zumute sei.
    Die Kombination aus frischer
Luft und all diesen Martinis veranlaßten mich, bis
zum nächsten Speiselokal mit äußerster Vorsicht zu fahren. Eine Stunde später
verließ ich es, einen zu einem festen Klumpen verwandelten Haufen klebrigen
Hühnerfrikassees unter meinem Gürtel. Aber wenigstens war ich wieder nüchtern.
Die Fahrt nach Venice ließ mir eine Menge Zeit, über
Ed Harper nachzudenken. Aber der einzige Schluß, zu dem ich kam, war der, daß
er entweder ein wirklich netter Bursche oder einer der größten Betrüger sei,
den kennenzulemen ich je das Unglück gehabt hatte.
Was ein ziemlich unschlüssiger Schluß war, wenn ich es mir recht überlege.
     
    Es war kurz nach vier Uhr
nachmittags, als ich den Wagen gegenüber dem trübseligen dreistöckigen
Backsteingebäude parkte. Ein großes Schild an der Wand verkündete, daß hier Walter Trenton unabhängiger
Filmverleih — gegr. 1919 seine Bleibe habe. Die Buchstaben waren
alle sehr ausgeblichen, ein paar waren überhaupt verschwunden. Das Ganze
bildete eine Art Kommentar zu vergangenen Zeiten, fand ich. Und man konnte
angesichts dieser Ära gigantischer Korporationen und sich immer weiter
aufblähender Konzerne, die ihre Opfer in Bausch und Bogen schluckten, leicht
sentimental werden. Dann fiel mir ein, daß Sentimentalität in meiner Branche
keine Kaufangebote zeitigte — lediglich den langsamen Hungertod.
    Das Büro lag über einer
schmierig wirkenden Metalltreppe und bestand aus einem quergestellten langen
Tisch und zwei altertümlichen Schreibtischen mit Stühlen im Hintergrund. Es sah
so aus, als ob jeder alte Film der Welt in diesem Büro begraben worden sei.
Entlang der Wände stand Regal an Regal voller alternder Zelluloidstreifen, alle
eingesargt in ihren runden Metalldosen, die Grabschriften mit Fettstift auf dem
an den Rändern ausfransenden Klebeband vermerkt. Ich drückte auf die
Handklingel auf dem Tisch; und das scharfe Läuten klang wie ein Glockensignal,
welches den Beginn der letzten entscheidenden Zelluloidschlacht auf dieser Erde
ankündete.
    Gleich darauf stand mir eine
junge Frau gegenüber, die einen dünnen weißen Kittel über einer formlosen Hose
trug. Ein Silbermedaillon baumelte über ihrem Nabel, gehalten von einer dünnen
goldenen Kette an ihrem Hals. Ihr kastanienbraunes Haar hing lang und glatt
über ihren Rücken hinab, und sie hatte keinerlei Make-up. Offensichtlich trug
sie auch keinen Büstenhalter, denn die dunklen Kreise ihrer Brustwarzen
schimmerten deutlich durch den Kittel. Bei einem anderen Typ und unter anderen
Umständen hätte das eine sexuell außerordentlich anregende Wirkung gehabt; aber
so, wie die Sache lag, konnte kein Mann von gesundem Verstand auch nur zweimal
hinsehen, denn alles wirkte vollkommen natürlich und unschuldig. Sie mochte
Ende Zwanzig sein, schätzte ich, und hatte ein Gesicht, das auf eine milde
Weise attraktiv war, und wache braune Augen.
    »Was kann ich für Sie tun ?« Ihre Stimme klang weich, aber die knappe Art verriet, daß
sie keine überflüssige Zeit hatte.
    »Ich heiße Holman«, sagte ich.
»Ich hätte gern mit Mr.

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