Ein gutes Jahr für Zwerge?
Walter Trenton gesprochen .«
»Walter Trenton war mein Vater.
Leider ist er vor fast drei Jahren gestorben .« Sie
lehnte meine Entschuldigung mit einem kleinen Kopfschütteln ab. »Ich bin Sara
Trenton und leite jetzt den Filmverleih. Vielleicht kann ich Ihnen helfen ?«
Ich erzählte ihr dasselbe
Märchen, das ich bei Ed Harper vorgebracht hatte — von dem freien
Schriftsteller, der einen Artikel über die wirklich unabhängigen Produzenten in
der Filmindustrie für eine Fachzeitschrift schreiben sollte. Sie lauschte
höflich, bis ich geendet hatte, und nickte dann schnell. »Meinem Vater hätte
das ganz sicher gefallen, Mr. Holman .«
»Könnten Sie mir die Zeit für
ein kurzes Interview opfern, Miß Trenton ?«
»Natürlich! Aber das Büro ist
kein geeigneter Ort für eine Unterhaltung. Weiter unten am Block ist ein Lokal,
in dem man anständigen Kaffee bekommt .«
»Ausgezeichnet !« sagte ich.
»Ich werde nur Bescheid sagen,
daß ich weggehe .«
Ich wartete zwei Minuten, dann
kam sie, einen dünnen Schnellhefter unter dem Arm, zurück. Das Café war beinahe
leer, und wir fanden hinten einen Ecktisch. Nachdem die Kellnerin den Kaffee
gebracht hatte, stützte Sara Trenton einen Ellbogen auf den Tisch, legte das
Kinn in die Hand und starrte mich eindringlich an.
»Habe ich Nasenbluten ?« fragte ich, als ich es nicht mehr aushalten konnte.
»Ich habe mich eben gefragt,
seit wann Sie Schriftsteller sind, Mr. Holman ?«
»Noch nicht sehr lang«, sagte
ich.
»Seit einer Woche?« Sie
lächelte leicht. »Seit ein paar Tagen? Seit zwei Stunden vielleicht?«
»Ich — äh...« Ich schluckte
mühsam. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Miß Trenton .«
»Bitte nennen Sie mich Sara,
ich werde Rick zu Ihnen sagen .« Ihr Lächeln wurde
breiter. »Das könnte uns eine Menge Verlegenheit ersparen, Rick! Sehen Sie,
mein Vater war ebenfalls fanatisch an allen Leuten interessiert, die unabhängig
in der Filmbranche tätig sind. Er hatte komplette Unterlagen über sie alle, und
er pflegte Stunden damit zu verbringen, die Unterlagen auf dem letzten Stand zu
halten. Niemand war zu gering oder zu jung; so lange er unabhängig arbeitete,
war er nach dem Herzen meines Vaters. Ich glaubte Ihren Namen gleich zu
erkennen, deshalb stellte ich Nachforschungen an, bevor wir das Büro verließen .«
Sie legte den dünnen
Schnellhefter vor mich hin, und ich sah meinen Namen mit roter Tinte darauf
stehen. Darunter stand mit kleinerer Schrift: Eigenwilliger
Industrieberater; hat Lizenz eines Privatdetektivs. Arbeitet unabhängig für die
Industrie.
»Ich würde mir gern das Ei aus
dem Gesicht wischen, aber vermutlich läuft es mir bereits übers Kinn«, sagte
ich.
»Entschuldigen Sie sich nicht,
Rick .« Sie legte flüchtig ihre Hand auf die meine.
»Sie tun nur Ihre Arbeit. Wie kann ich Ihnen helfen ?«
»Indem Sie mir ein paar Fragen
beantworten«, sagte ich. »Was wissen Sie über einen Dokumentarfilmproduzenten
namens Ed Harper ?«
»Mein Vater hat seinen Verleih
besorgt und mit den ersten zwei Rollen, die er je hergestellt hat, begonnen.
Wir besorgen noch immer den Verleih seiner Produktion, obwohl er seit geraumer
Zeit keinen Film mehr herausgebracht hat .«
»Verdient er viel Geld damit ?«
»Er kann ordentlich davon
leben. Es ist überraschend, wieviel Kinos im ganzen
Land nach wie vor seine Kurzfilme bringen — bis zu einem Dutzend pro Jahr .«
»Verdient er genug, um sich das
Haus in Bel Air leisten zu können ?«
»Das hat seiner Frau gehört.
Sie hinterließ es ihm. Mein Vater hat immer gesagt, daß Ed ein Glückspilz sei;
er habe aus Liebe geheiratet und seine Frau sei leidlich vermögend gewesen, so
daß er sich nie habe den Kopf zerbrechen müssen, wie er sie oder sein Heim
erhalten könne.«
»Kennen Sie Clark Calvert ?«
»O ja!« Ihre Lippen verzogen
sich wieder zu einem Lächeln. »Dieser Bösewicht, der all diese unanständigen
Filme macht! Wenn er mich so sähe«, sie fuhr sich mit der Hand über ihren
Kittel und enthüllte die Form ihrer kleinen Brüste in jeder Einzelheit, »dann
würde er knallrot werden und zu stottern anfangen! Er war auch ein
Unabhängiger, und mein Vater erbot sich, seinen ersten Film zu verleihen, als
die anderen aus der Industrie sich noch die Röcke über die Knie zogen und so
taten, als existiere er gar nicht.«
»Soviel ich gehört habe, hat er
einen neuen Finanzier«, sagte ich. »Einen Mann namens Herb Jaroff.«
Ein plötzlicher Ausbruch
hysterischen Gelächters
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