Ein gutes Jahr für Zwerge?
nachzusehen, ob Mr. Jaroff an einen seiner Spezialkunden am
letzten Tag, bevor er in Urlaub fuhr, Filmmaterial versandt hat ?«
»Das macht keine Mühe, Mr.
Holman«, sagte der alte Mann. »Es wird nur zwei Minuten dauern .«
»Ausgezeichnet !« sagte ich.
Er brauchte dazu zehn Minuten,
aber schließlich war auch Mr. Mulholland nicht
vollkommen. »Nur eine Lieferung im Auftrag von Mr. Jaroff an diesem Tag«, sagte
er, den Lieferschein triumphierend in der Hand schwenkend. »An die
Calvert-Produktion. Eine Kopie von zweien ihrer früheren Filme — neunzehn
Rollen insgesamt — an Mr. Pierce persönlich übersandt .«
»Das wären also zwei Kartons ?« fragte ich.
»Nicht, wenn wir innerhalb der
Stadt mit dem Lastwagen liefern können. Mr. Holman. Dann nehmen wir dazu einen
unserer übergroßen Behälter .« Er strahlte mich voller
Stolz an. »Sie sind ungefähr zweihundertfünfzehn mal neunzig mal sechzig groß .«
»Vielen Dank, Mr. Mulholland . Vielen, vielen Dank.«
NEUNTES KAPITEL
E s war gegen fünf Uhr dreißig nachmittags,
als ich nach Beverly Hills zurückkehrte. Ich rief die Calvert-Produktion an,
und jemand versicherte mir, Miß Jodie Rimmel sei vor ungefähr einer Stunde
zusammen mit Mr. Pierce weggefahren. Vielleicht war also Gloria so wütend auf
mich, daß sie Pierce gegen mich ausspielte? Es konnte sich allerdings auch nur
um eine Transportmöglichkeit zurück in ihre Wohnung und zu ihrer wahren
Identität handeln. Jedenfalls hatte ich im Augenblick keine Zeit, mir darüber
den Kopf zu zerbrechen.
Ich rief Davis Davis an und mußte warten, bis er weitere kunstvolle
Entschuldigungen für sein Benehmen am Morgen hinter sich gebracht hatte. Dann
sagte ich ihm, er solle später am Abend mit mir ausgehen und ich würde ihn
gegen halb neun Uhr in seiner Wohnung abholen. Ich riet ihm auch, sich einen
alten Anzug anzuziehen, denn wir würden uns in fragwürdigen Gegenden
herumtreiben. Er sagte, der Gedanke reize ihn, dankte mir für die Einladung und
fragte dann, ob ich bis jetzt irgendwelche Fortschritte gemacht hätte. Ich legte
sachte auf und war überzeugt, daß er die nächste Stunde damit zubrachte,
vergebliche Beschimpfungen in das Telefon hineinzuschreien.
Ich machte mir ein Rührei
zurecht und trank dazu Bourbon, während ich mich bemühte, an freundliche,
vergnügliche Dinge zu denken. Aber im Augenblick erheiterte mich nicht einmal
der Gedanke an Glorias Narbe. Ich zog meinen Freizeitanzug aus und einen alten
dunklen Anzug an, der Graf Dracula beeindruckt haben würde, wenn er zufällig
anwesend gewesen wäre. Die Achtunddreißiger steckte ich in die Gürtelhalfter
unter der schwarzen Jacke, und alles paßte zu der düsteren Stimmung, in der ich
mich den ganzen Tag über zu befinden schien.
Als ich fertig war, blieb noch
immer eine Stunde totzuschlagen, bevor ich Davis Davis abholen wollte. Und so rief ich Freddie Hoffman in seiner Wohnung an.
»Ich will mich ja nicht
beschweren, Rick«, flüsterte er leise mit bösartiger Stimme. »Aber Sie haben
gerade vollkommen meine Chancen für eine Nach-Abendessen-Verführung durch Ihren
gedankenlosen Anruf zu diesem Zeitpunkt zerstört .«
»Tut mir leid, Freddie«,
entschuldigte ich mich. »Man hat sich nur so an den Gedanken gewöhnt, daß die
meisten Leute um diese Zeit lediglich einen weiteren Cocktail planen .«
»Mangel an Phantasie ist keine
Entschuldigung dafür, mutwillig eine Katastrophe heraufzubeschwören«, fauchte
er. »Ich kann sie im Augenblick durch den Spalt im Schlafzimmer sehen .« Er gab einen ebenso gefühlvollen wie erstickten Laut von
sich. »Sie zieht sogar ihre Schuhe wieder an. Was, zum Teufel, wollen Sie
überhaupt ?«
»Sie sagten gestern in Ihrem
Büro, Davis Davis habe sein Mädchen zum Vorsprechen
zu Ihnen gebracht. Erinnern Sie sich ?«
»Natürlich erinnere ich mich«,
zischte er. »Was Geschäfte und Frauen betrifft, habe ich ein vollkommenes
Gedächtnis .«
»Bitte sagen Sie mir noch
einmal ihren Namen und wie sie aussah«, flehte ich.
»Ich komme mehr und mehr zu der
Ansicht, daß selbst das bißchen Verstand, das innerhalb des Vakuums in Ihrem
Gehirn herumzuschweben pflegte, verschwunden ist .«
»Vergeuden Sie nicht die Zeit
mit Beleidigungen, Fred«, sagte ich verschmitzt. »Nun, da sie ihre Schuhe
anhat, kann sie jederzeit aus der Wohnung schleichen .«
»Sie hieß Jodie Rimmel«, sagte
er schnell. »Eine ein Meter fünfundachtzig große, apart aussehende Blondine mit
einem wilden
Weitere Kostenlose Bücher