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Ein gutes Jahr für Zwerge?

Ein gutes Jahr für Zwerge?

Titel: Ein gutes Jahr für Zwerge? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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um alles Unheil, bösen
Zauber und vor allem plötzliche Katastrophen in Gestalt von Besuchern wie
Holman abzuwenden.
    »Wenn Sie wissen, was los ist,
bitte sagen Sie mir’s , Rick. Nichts kann schlimmer
sein als das, was man sich vorstellt .«
    »Es ist nur eine Ahnung«, sagte
ich wahrheitsgemäß. »Wer vertritt Jaroff in der Versandabteilung, während er
bei den Rennen ist ?«
    »Mr. Mulholland .
Er ist sehr alt, aber schrecklich gewissenhaft, was seine Arbeit betrifft, auch
wenn er ein bißchen langsam ist. Und Vater hat niemals jemanden gezwungen, in
den Ruhestand zu treten .« Ihr Gesicht wurde ein
bißchen starr. »Und ich habe nicht die Absicht, damit anzufangen .«
    »Vielleicht sollten wir mit Mr. Mulholland reden«, schlug ich vor.
    »Gut.« Sie stand schnell auf.
»Werden Sie nett zu ihm sein, Rick ?«
    »Wie kommen Sie darauf, daß ich
nicht nett zu ihm sein könnte ?«
    »Ich weiß nicht .« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Sie sind nur einfach so
ganz anders als der Mann, den ich gestern kennengelernt habe .«
    »Man kann nicht beides haben,
Sara«, sagte ich in mildem Ton. »Entweder sind Sie ein Hippie mit einem
angeborenen Drang zu dieser Lebensform, begründet durch Ihr Entsetzen über
andere Leute, oder Sie sind Ihres Vaters Tochter, die nicht die Absicht hat,
alte Männer dazu zu zwingen, in den Ruhestand zu treten. Und zum Teufel damit,
was Holman oder sonst jemand davon hält.«
    »Damit haben Sie einigermaßen
recht .« Sie hielt auf halbem Weg um den massiven
Schreibtisch herum inne, legte den Kopf auf eine Seite und warf mir einen
seltsam nachdenklichen Blick zu. »Finden Sie mich attraktiv, Rick ?«
    »Klar !« sagte ich. »Warum?«
    »Ich habe mich gerade gefragt,
ob es wohl eine gute Therapie für mich wäre, wenn ich zwei Monate lang mit
Ihnen schliefe .«
    »Nicht aus Liebe, nicht einmal
aus Vergnügen ?« sagte ich verdutzt. »Nur weil das
vielleicht eine Ihrer Hemmungen beseitigen könnte?«
    Sie lächelte mir liebenswürdig
herablassend zu. »Sie vertreten einen sehr reizenden Standpunkt, Rick, auch
wenn er ein bißchen sehr altertümlich ist. Es war ohnehin nur so ein
plötzlicher Einfall. Vermutlich bin ich ohnehin für Sie nicht weiblich genug,
ich meine in fleischlicher Hinsicht .« Ihre Stimme nahm
einen Ton beiläufiger Höflichkeit an, die eine festere Barriere, als es
Stahldraht je hätte sein können, zwischen uns bildete. »Wollen wir jetzt zu Mr. Mulholland gehen ?«
    Die Versandabteilung lag im
Keller, und das einzige Tageslicht, das hereindrang, kam von der offenen Tür
oben an der Wagenrampe, die auf Straßenhöhe lag. Abgesehen von der
Verladeplattform, schien der ganze Raum vom Boden bis zur Decke mit
Stahlregalen vollgestopft zu sein, auf denen mehr Dosen mit Filmrollen
gestapelt waren, als meinem Gefühl nach in der Geschichte der Filmindustrie je
hergestellt worden sein konnten. Ich folgte Sara durch die Gänge zwischen den
Gestellen und lernte schnell, den gefährlichen Rollwagen auszuweichen, die
plötzlich mit Blechbüchsen beladen aus irgendeiner Ecke hervorschossen.
Schließlich blieben wir vor etwas stehen, was wie ein ungestrichenes Kinderpult
aussah; und der verhutzelte kleine Mann, der dahintersaß ,
stand steif auf und nahm seinen Hut ab, wobei ein runzliger kahler Schädel
sichtbar wurde. »Guten Tag, Miß Trenton«, sagte er höflich.
    »Guten Tag, Mr. Mulholland .« Sie lächelte ihm voller Wärme zu. »Ich möchte
Ihnen einen Bekannten vorstellen, Mr. Holman .«
    Wir gingen das ganze Ritual des
Begrüßens und Händeschüttelns mit angemessener Feierlichkeit durch; und dann
teilte ihm Sara mit, ich wolle ihm ein paar Fragen bezüglich Mr. Jaroffs stellen und er habe ihr volles Einverständnis, wenn
er sie voll und offen beantworte. Einen Kronzeugen bei einem Mafiamord hätte
man schneller in den Zeugenstand bekommen können!
    »Gibt es da spezielle Kunden
von Mr. Jaroff, bei denen er darauf besteht, ihre Aufträge persönlich zu
übernehmen ?« fragte ich.
    »Klar, Mr. Holman !« sagte der Alte mit knarrender Stimme. »Jeder Versandboß hat seine Lieblinge !«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Wie
steht es mit Filmtheatern, die regelmäßig zum Beispiel Calvert-Filme übernehmen?
Gehören die zu Mr. Jaroffs Spezialkunden ?« Seine ausgeblichenen blauen Augen blickten schnell zu mir
auf. »Ja, Mr. Holman.«
    »Und regelmäßige Abnehmer für
Harpers Kurz- und Dokumentarfilme?«
    »Ebenfalls.«
    »Wer übernimmt seine Lieblinge,
während er auf Urlaub

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